Warum migrantische Medien

Repräsentationspolitik revisited
Im Mainstream tauchen MigrantInnen nur selten als ProduzentInnen von Medieninhalten auf. In der Regel wird mehr über MigrantInnen berichtet als Inhalte von JournalistInnen mit Migrationshintergrund gestaltet werden.
In kommerziellen wie öffentlich rechtlichen Medien stellt die Selbstrepräsentation von MigrantInnen noch immer eine Ausnahme dar.

Reality Check
MigrantInnen werden meist dann eingeladen sich einzubringen, wenn Themen wie (Anti-)Rassismus, Migration oder Ereignisse aus den „Heimatländern“ auf der Tagesordnung stehen. Wenn MigrantInnen am Medium partizipieren, sollen sie nichts bis so wenig wie möglich kosten – für ihre Expertise und Kontakte sehen sie sehr oft keine Bezahlung. Wenig ungewöhnlich ist auch das Outsourcing von Selbstkritik: Anstatt die (rassistischen) Ausschlüsse in den eigenen Redaktionen zu thematisieren, werden „professionelle“ MigrantInnen von außen beauftragt, die „hemmschwellen“ jener MigrantInnen zu analysieren, die durch‘s Assessment Center oder das Bewerbungsgespräch fallen.

Meine, deine, unsere Community?
In Community-Medien (insbesondere den Freien Radios), die eine pluralistische und partizipative Politik verfolgen, sind zwar zahlreiche MigrantInnen aktiv – doch wie auch in kommerziellen Medien sitzen diese hier weitaus seltener im „ChefInnensessel“. In Zeiten, in denen die laufende Absicherung Freier Medien- und Kulturarbeit immer weniger durch Strukturförderungen, dafür durch die Finanzierung aus Projekten gesichert wird (die sich verstärkt Themen wie Migration, Minderheiten und Mehrsprachigkeit widmen), stellt sich zudem die Frage: Wer bekommt hier eigentlich die bezahlten Jobs?

„Von Migrantinnen für alle“
migrazine.at, seit 2006 online und 2009 relauncht, versteht sich als Intervention in den dominierenden Diskurs, der Migration zum „Problem“ erklärt und „Integration“ als dessen Lösung verhandelt. migrazine.at ist ein mehrsprachiges Online-Magazin „von MigrantInnen für alle“, herausgegeben vom Verein MAIZ in Linz. Bei migrazine.at sprechen MigrantInnen nicht als „QuotenEinwanderInnen“, sondern sind am gesamten Entstehungsprozess des Mediums beteiligt. Die Kategorie „Migrantin“ steht dabei für eine politische Identität, als „Bezeichnung eines oppositionellen Standorts“ und im Sinne einer „feministischen und antirassistischen Parteilichkeit“ (Femigra).

migrazine.at ist
Selbstorganisiertes partizipieren an der Medienlandschaft, einmischen in den herrschenden Diskurs, Demokratisierung der Information.

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Vina Yun ist Redakteurin und freie Autorin. Sie ist im Redaktionsteam der feministischen Monatszeitschrift „an.schläge“ (www.anschlaege.at) sowie beim Online-Magazin migrazine.at aktiv.

Zuletzt geändert am 02.08.12, 00:00 Uhr

Verfasst von PraktikantIn

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