MINDERHEITEN UND MEDIEN IN ÖSTERREICH
Beschreibung eines kommunikativen MißverhältnissesDer Zugang zu den Massenmedien ist eine der wichtigsten Fragen moderner Gesellschaftsformen geworden. Denn anhand der Herstellung von Öffentlichkeiten können in parlamentarischen Demokratien Interessen artikuliert und durchgesetzt werden. Das bedeutet, dass mittels öffentlicher Kommunikation Hierarchien und Herrschaftspositionen geschaffen werden. Daher sieht beispielsweise das Modell der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten vor, eben diese Position mittels gesetzlicher Rahmenbedingungen auszubalancieren, um allen relevanten Gruppen die gleiche Chance zu geben, sich im politischen und gesellschaftlichen Prozeß durchzusetzen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung und der freie Zugang zu Informationen haben auch Eingang in die Europäische Menschenrechtskonvention und in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen gefunden. Trotzdem ist die Beteiligung am Kommunikationsprozeß nicht für alle Gruppen gleichermaßen gewährleistet. Oft spiegeln die Medien eine Situation der Ausgrenzung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen wider und zementieren diese Situation gleichzeitig." (Busch 1992, 173). Das trifft insbesondere auf Minderheiten zu.
So wird diese Bestandsaufnahme, in der exemplarisch die Mediensituation der Kärntner Slowenen, der Burgenlandkroaten und der MigrantInnen in Österreich dargestellt werden soll, vor allem eines sein: eine Beschreibung von Defiziten.1. MEDIENPOLITSCHE INSTRUMENTARIEN
1.1. Inhaltliche RahmenbedingungenDie auffallendsten Merkmale österreichischer Medienpolitik sind einerseits die fehlenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und andererseits das Fehlen eines systematisch geführten öffentlichen Diskurses über die Wichtigkeit von Medienvielfalt, das sich negativ auf Medien für Minderheiten auswirkt. In Österreich gibt es keine eigenen gesetzlichen Regelungen für die Versorgung mit muttersprachlichen Medien. Der Medienzugang für Minderheiten ist lediglich aus den allgemeinen Minderheitenschutzbestimmungen und aus einzelnen Gesetzen herauszulesen, die allerdings nur für die Volksgruppen, also für die sog. „autochthonen Minderheiten", und nicht für die MigrantInnen gelten.
So beinhaltet der Art. 7 (1) des Österreichischen Staatsvertrages unter anderem auch Bestimmungen, die sich auf Medien beziehen. Hierin heißt es: „Österreichische Staatsbürger der slowenischen und kroatischen Minderheiten in Kärnten, Burgenland und Steiermark genießen dieselben Rechte auf Grund gleicher Bedingungen wie alle anderen österreichischen Staatsangehörige einschließlich des Rechts auf ihre eigene Organisationen, Versammlungen und Presse in ihrer eigenen Sprache." Auch wenn in diesem Artikel von elektronischen Medien nicht ausdrücklich die Rede ist, so muß der historische Kontext mitbedacht werden. „Anfang der 50er Jahre war noch nicht absehbar, welche Bedeutung audiovisuellen Medien heute zukommt. Vielmehr ist darunter die als Menschenrecht verbürgte Pressefreiheit bzw. Medienfreiheit zu verstehen." (Busch 1998, 96).
Eine explizite Regelung für ethnische Minderheiten ist auch weder im Rundfunkgesetz noch im Programmauftrag des ORF vorgesehen. Der ORF verpflichtet sich lt. Rundfunkgesetz lediglich gemäß seines öffentlich-rechtlichen Auftrages für das Verständnis in den Fragen des demokratischen Zusammenlebens zu sorgen. (Vgl. Rundfunkgesetz § 2 Abs. 2).
Außerdem gibt es, im Gegensatz etwa zu Slowenien oder Ungarn, keinen Sitz für ethnische Minderheiten in der Hörer- und Sehervertretung des ORF. (Vgl. Kogoj 1998)Die Instanz für Minderheiten- und Menschenrechtsfragen auf europäischer Ebene - ist trotz Kritik in der letzten Zeit - der Europarat. Im Gegensatz zur Europäischen Gemeinschaft ist das Selbstverständnis des Europarates ein menschenrechts- und kulturpolitisches. Eines der wichtigsten Dokumente des Europarats im Minderheitenbereich ist die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen, die am 5. November 1992 zur Unterzeichnung aufgelegt wurde. Im Art. 11 wird der europäische Standard für den Zugang von Minderheiten zu den Massenmedien festgesetzt. So wird unter anderem vorgeschrieben, dass Hörfunk und Fernsehen, soweit sie eine öffentliche Aufgabe erfüllen „zusätzlich angemessene Vorkehrungen getroffen werden" müssen, dass Rundfunkveranstalter Sendungen in den Minderheitensprachen anbieten. Weiters ist die Schaffung bzw. Erhaltung einer Zeitung in den Minderheitensprachen zu fördern (Abs. 1).
Die Sprachencharta ist allerdings in ihrem Aufbau derart angelegt, dass sie wie eine Speisekarte den Staaten eine Minimalauswahl erlaubt. Mittlerweile ist sie von acht Staaten ratifiziert worden, Österreich ist noch immer säumig.1.2. Presseförderung
Prinzipiell muß neben einer direkten und indirekten weiters zwischen einer allgemeinen und einer besonderen Presseförderung unterschieden werden. Mit dem Presseförderungsgesetz von 1975 führte Österreich die direkte, allgemeine Subventionierung der Zeitungen ein, deren Berechnungsgrundlage sich anfangs nur an der ab 1973 jährlich abzuführenden Umsatzsteuer orientierte, was soviel bedeutete: je höher der Umsatz einer Zeitung, um so höher auch die Subvention. Nach mehrmaligen Novellierungen werden nun auch die Kosten für den Postversand und Telefon- und Faxkosten mitberechnet. Dennoch liegt diesem Gesetz „keinesfalls die Idee einer kompensatorischen Förderung wirtschaftlich schwächeren Zeitungen und mithin der Pressevielfalt zugrunde" (Hummel 1992, 49), denn gefördert werden nach dem „Gießkannenprinzip" alle Tages- und Wochenzeitungen, ungeachtet dessen, wie hoch ihre Gewinne sind.
Während etwa die Wochenzeitung der Kärntner FPÖ, die Kärntner Nachrichten, im Jahre 1996 eine allgemeine Förderung von rund 690.000 Schilling und das bundesweite FPÖ-Organ Neue Freie Zeitung über eine Million erhielten, bekamen die beiden kroatischen und die drei slowenischen Wochenzeitungen zusammen im selben Jahr nur rund 1.270.000 Schilling. Ebenso profitierte die auflagenstärkste Tageszeitung, die Neue Kronen Zeitung (sowie alle anderen Tageszeitungen) von dieser Förderung in der Höhe von ca. fünf Millionen Schilling. Die Neue Kronen Zeitung setzt ihre Marktmacht von über vierzig Prozent aber für Kampagnen insbesondere gegen Minderheiten, Ausländer, Aids-Opfer etc. ein. Untersuchungen über die Sprache des österreichischen „Kleinformats", so auch im Zusammenhang mit der Minderheitenproblematik in Kärnten, „weisen klar nach, dass die beabsichtigte neutrale Form immer dann verletzt wird, wenn subjektive Meinungen, Vorurteile und Wertungen vordergründig und a priori transportiert werden sollen, auch wenn sie ‘quasi versteckt’ sind oder bleiben wollen." (Wodak 1991, 111). Die Neue Kronen Zeitung wurde deshalb seit vielen Jahren mit Abstand am öftesten vom Presserat verurteilt.
Im Jahr 1985 wurde zusätzlich eine Besondere Förderung zur Erhaltung der Medienvielfalt eingeführt, die unabhängig von den Beträgen der allgemeinen Förderung für jene Tageszeitungen vergeben wird, „denen eine besondere Bedeutung für die politische Meinungs- und Willensbildung zukommt, die aber keine marktbeherrschende Stellung haben." (Holtz-Bacha 1994, 521). Diese kann jedoch als Förderungsmittel der Minderheitenpresse nicht in Betracht gezogen werden, da nur Tageszeitungen berücksichtigt werden. In Österreich existiert aber keine einzige Tageszeitung in einer der Minderheitensprachen.
Auch aus dem Topf der Publizistikförderung, die an Publikationen vergeben wird, wenn diese „ausschließlich oder vorwiegend Fragen der Politik, der Kultur oder der Weltanschauung (Religion) oder der damit zusammenhängenden Disziplinen auf hohem Niveau abhandeln und dadurch der staatsbürgerlichen Bildung dienen", wurden im Jahr 1996 nur zwei Minderheitenzeitschriften gefördert. Während die Anträge auf Förderung der slowenischen Kulturzeitung Celovški zvon und der Familienzeitung Družina in dom und der burgenländisch-kroatischen Vereinszeitung Novi glas vom Bundeskanzleramt abgelehnt wurden, erhielten jedoch der Rundbrief der Sudetendeutschen Jugend Österreichs, die Sudetenpost und Südtirol in Wort und Bild 1996 zusammen mehr als 195.000 Schilling an Publizistikförderung. Hier wird offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen: während Publikationen von deutschsprachigen Minderheiten im Ausland sehr wohl gefördert werden, werden jene von Minderheiten im eigenen Land unter anderem mit der Begründung abgelehnt, diese entsprechen nicht § 7 Abs. 1 Z 4 des Publizistikförderungsgesetzes, worin es unter anderem heißt, daß die geförderten Druckschriften „nicht nur von lokalem Interesse" und „in mehr als einem Bundesland in einem zur Gesamtauflage angemessen Umfang verbreitet" sein müssen. Gleichzeitig heißt es aber in den Richtlinien für die Förderung periodischer Druckschriften: Z 4 „gilt jedoch nicht für Druckschriften einer Volksgruppe".
In manchen Bundesländern bestünde theoretisch die Möglichkeit, Presseförderungen über die jeweilige Landesregierung zu erhalten. Doch Minderheitenzeitungen in Kärnten und dem Burgenland erhalten so gut wie keine Zuschüsse über diesen Weg.
Geldmittel erhalten die Volksgruppen insbesondere aus dem Topf der Volksgruppenförderung, der ebenfalls vom Bundeskanzleramt vergeben wird.
2. KOMMUNIKATIONSSTRUKTUREN DER KÄRNTNER SLOWENEN - ZWISCHEN VEREINSZEITUNGEN UND DOBER DAN, KOROKA"
2. 1. PrintmedienEine qualifizierte und moderne muttersprachliche Medienversorgung ist für die Slowenen in Kärnten so gut wie nicht gegeben. So verfügen diese weder über eine eigene Tageszeitung noch über eine slowenische Seite in einer der deutschsprachigen Kärntner Regionalzeitungen. Aber auch die Tagespresse aus dem benachbarten Slowenien wird kaum gelesen. Die Gründe dafür sind, daß die Zeitungen aus Ljubljana oder Maribor jeweils erst einen Tag nach ihrem Erscheinen in Kärnten erhältlich sind, aber auch, daß diese Zeitungen, wie beispielsweise Delo oder Veèer weder über die österreichische Innenpolitik berichten, geschweige denn über die regionalen und lokalen Geschehnisse.
Von den Kärntner Slowenen werden drei Wochenzeitungen herausgegeben, die sich weniger in den Themenauswahl, als vielmehr in ihren ideologischen und politischen Ausrichtungen unterscheiden. Es sind dies der linksliberale „Slovenski Vestnik" (Slowenischer Bote), herausgegeben vom Zentralverband slowenischer Organisationen, der konservative Naš tednik (Unser Wochenblatt), herausgegeben vom Rat der Kärntner Slowenen und die Kirchenzeitung Nedelja (Sonntag), herausgegeben vom Slowenischen Bischöflichen Seelsorgeamt der Diözese Gurk. Diese drei Wochenzeitungen erreichen jeweils ca. eine Auflage von 3.000 Stück.
In einer inhaltsanalytischen Studie, in der die beiden Wochenzeitungen „Naš tednik" und "Slovenski Vestnik" im Februar 1997 untersucht wurden, kommt Brigitte Busch (1999, 192) zu dem Ergebnis, daß beide Zeitungen ein ähnliches Themenprofil aufweisen. Dabei nimmt die Berichterstattung über das kulturelle und soziale Leben der Volksgruppe den größten Platz ein, wobei es sich besonders um Berichte über Veranstaltungen und Aktivitäten einzelner slowenischer Kulturvereine und Kulturschaffender, über die Tätigkeit der slowenischen Genossenschaften und Sparkassen und über sportliche Ereignisse im zweisprachigen Gebiet handelt. Auffallend ist auch die Tatsache, daß bestimmte Themenbereiche, die in den regionalen Tageszeitungen in irgendeiner Form regelmäßig behandelt werden, wie z.B. Berichte über die technologische Entwicklung, Gesundheit, Auto, Wohnen, Reise, in diesen beiden Medien nicht präsent sind.
Neben den drei genannten Zeitungen gibt der Verlag Mohorjeva/Hermagoras monatlich die Familienzeitschrift "Druina in dom" heraus. In einigen Gemeinden Südkärntens erscheinen zweisprachige Gemeindezeitungen, die einen nicht unwesentlichen Beitrag für die lokale Berichterstattung leisten und meist von der Enotna lista/Einheitsliste, der slowenischen Partei in einigen Gemeinden, aber auch von einzelnen Bürgermeistern vierteljährlich herausgegeben werden. Ebenfalls vierteljährlich erscheint die kulturpolitische Zeitschrift "Celovki zvon". Außerdem existieren Schüler- und Studentenzeitungen wie beispielsweise das vierteljährlich erscheinende Periodikum "Punt" vom Slowenischen Studentenklub in Wien.
Ein Versuch, die getrennte Mediensituation in Kärnten zu überwinden, wurde zwischen 1991 und 1995 mit dem Projekt der zweisprachigen Wochenzeitung "Tango" gemacht, das jedoch an finanziellen Schwierigkeiten scheiterte. (Vgl. Kreiner 1994)Auch wenn der minderheitenfeindliche Diskurs in den Kärntner Tageszeitungen in den letzten Jahren etwas von seiner Schärfe verloren hat, da sich die Beziehungen Österreichs zu seinem Nachbarstaat Slowenien geändert haben und in den Redaktionen personelle Änderungen stattgefunden haben, so hat sich an der grundsätzlichen Rollenverteilung nichts geändert, „die slowenische Minderheit ist in diesen Medien nach wie vor Objekt einer Berichterstattung in deutscher Sprache." (Busch 1998, 4).
2.2. Elektronische Medien
Ähnlich den Printmedien ist auch für die elektronischen Medien ein "Ghettodasein" charakteristisch. Im Rahmen des ORF-Regionalstudios Kärnten existieren zwar eigene Sendeleisten im Hörfunk und Fernsehen, die slowenische Sprache ist jedoch mit Ausnahme einer zweisprachig moderierten Volksmusiksendung am Sonntag früh, in keiner einzigen lokalen deutschsprachigen Sendung integriert. Außerdem werden auch die Radio- bzw. Fernsehsendungen von RTV-Ljubljana so gut wie gar nicht genutzt, da sie nicht im gesamten zweisprachigen Gebiet zu empfangen sind. Forderungen nach TV-Umsetzern wurden bis heute nicht erfüllt.
Über den Sender Ö2 wird im Rahmen des ORF täglich eine 50-minütige Hörfunksendung zwischen 18.00 - 19.00 Uhr ausgestrahlt, die im Jahre 1946 von der britischen Besatzung installiert und seit damals nicht mehr ausgedehnt wurde. Als Anfang der siebziger Jahren das ORF-Rundfunkprogramm ausgeweitet wurde, kam es auch zu einer Diversifizierung des Programmangebotes: Ö Regional, Ö 1 und Ö3 wurden geschaffen. Diese Veränderung führte jedoch nicht zu einer stärkeren Berücksichtigung der österreichischen Volksgruppen, sondern im Gegenteil: diese wurden in einem Unterhaltungsangebot, das sich nach Stilen auszudiferenzieren begann, auf einen Nischenplatz im Bereich des Regionalen, "Bodenständigen" und "Konservativen" verwiesen. Das dürfte sich nachhaltig auf das Sprachprestige des Slowenischen ausgewirkt haben. (Vgl. Busch 1999, 97-98).
Seit April 1989 sendet der ORF jeden Sonntag zwischen 13.30 - 14.00 Uhr in Kärnten die slowenische Fernsehmagazinsendung Dober dan, Koroka (Guten Tag, Kärnten). Im Burgenland wird zeitgleich Dobar dan, Hrvati (Guten Tag, Kroaten) für die Kroaten, bzw. ein paar Mal jährlich Adja isten magyarok (Grüß Gott Ungarn) für die Ungarn ausgestrahlt, während für die übrigen Bundesländer Heimat, fremde Heimat gesendet wird.
Laut einer Umfrage des Fessel-Instituts von 1993 hören immerhin 35% der befragten Slowenen fast täglich das slowenische Radioprogramm und 58% sehen Dober dan, Koroška fast regelmäßig. 39% der Befragten gaben bei der Beurteilung des slowenischen Hörfunkprogrammes „sehr gut" an und 40% bei jener von Dober dan, Koroška. (Vgl. Bogataj, 1996). Eines der wichtigsten Motive zur Nutzung der slowenischen Sendungen des ORF ist sicherlich, daß diese sich, wie die Wochenzeitungen, auf die nächste Umwelt der Rezipienten konzentrieren und die Funktion eines „virtuellen Dorfplatzes" übernehmen. (Vgl. Busch 1999).
Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Jahr 1993, wonach das ORF-Monopol gegen das in Art. 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention festgeschriebene Recht auf freie Meinungsäußerung verstößt, wurde in Österreich ein erstes Regionalradiogesetz beschlossen, bei dem jedoch Medien in Minderheitensprachen nicht miteinbezogen wurden. Erst bei der zweiten Lizenzvergabe im Herbst 1997 wurden drei Anbieter, die Programme in Volksgruppensprachen senden, berücksichtigt. In Kärnten ist dies Radio AGORA (Arbeitsgemeinschaft offenes Radio/Avtonomno gibanje odprtega radia) und Radio Korotan und im Burgenland Radio MORA (Mehrsprachiges offenes Radio). Während sich Radio Korotan als kommerzielles Privatradio versteht, vertreten AGORA und MORA das Modell des nichtkommerziellen Bürgerradios. In Kärnten sind die zwei Sender AGORA und Korotan seit 26. Oktober 1998 „on air", wobei sich die beiden eine Frequenz teilen und abwechselnd täglich ein Zwölf-Stunden-Programm im zweisprachigen Gebiet ausstrahlen.
3. DAS MEDIENWESEN DER BURGENLANDKROATEN
3.1. PrintmedienIm Burgenland existiert keine eigene Regionalzeitung. Dieses Bundesland wird einigermaßen von den Boulevardblättern Neue Kronen Zeitung, Kurier und Täglich Alles, die sehr stark im Osten Österreichs konzentriert sind, medial mitversorgt. So gibt es bestenfalls lokale Mutationen dieser Zeitungen, in denen die kroatische Sprache jedoch nicht vorhanden ist. Ebenso wie die Kärntner Slowenen verfügen auch die Kroaten über keine eigene Tageszeitung.
Die burgenländisch-kroatischen Periodika werden ähnlich den slowenischen in Kärnten von Vereinen oder von der Kirche herausgegeben. So blicken die kirchlichen Schriften auf eine lange Tradition zurück. Es waren hauptsächlich Kleriker, die sich im 19. Jahrhundert um eine Reform der burgenländisch-kroatischen Sprache und die Herausgabe eigener Zeitschriften bemühten.
Bereits im Jahre 1910 wurde die Vorläuferin der heute wichtigsten Wochenzeitung Hrvatske novine (Kroatische Zeitung bzw. Nachrichten) verlegt, die mit Unterbrechung während des NS-Regimes seit 1923 regelmäßig erscheint. Herausgeber der Hrvatske novine, die eine Wochenauflage von 3.400 Stück erzielt, ist der Kroatische Presseverein mit Sitz in Eisenstadt. Die Hrvatske novine beschäftigt sich mit Themen, die die Burgenlandkroaten in Wien und im Burgenland betreffen.
Neben dieser existiert als zweite Wochenzeitung die kirchliche Crikveni Glasnik Gradišca (Kirchenbote des Burgenlandes). Weiters erscheint in Wien die periodische Zeitschrift Novi glas (Die neue Stimme), die vom Kroatischen Akademikerklub/Hrvatski Akademski Klub herausgegeben wird und sich kritisch mit der Situation der Volksgruppe auseinandersetzt. Seit 1980 gibt der Burgenländische Kulturverein in Wien, alle zwei Monate die Zeitschrift PUT (Der Weg) heraus und der Kroatischen Kulturverein im Burgenland seit 1989 vierteljährlich Glasilo (Organ, Sprachrohr). Im Kroatischen Kulturdokumentationszentrum in Eisenstadt erscheint die zweisprachige Zeitschrift Multi und der Verein der Kroatischen Pädagogen verlegt Mali Mini Multi (das Kleine Multi). Außerdem existiert eine Anzahl von lokalen bzw. kirchlichen Blättern, deren lokale Bedeutung auch im Sinne der Identitätsstiftung nicht zu unterschätzen ist.
In den letzten Jahren wurde vom Kroatischen Presseverein außerdem eine Anzahl an Bilderbüchern, Comics, Sachbüchern, Literatur, CDs und Übersetzungen von Kinderbüchern aus Kroatien in burgenländisch-kroatischer Sprache herausgegeben. In nächster Zeit sind Projekte geplant, in denen verstärkt audiovisuelle Medien eingesetzt werden sollen.Das burgenländisch-kroatische Pressewesen gleicht jenem der Slowenen in Kärnten also insofern, als auch hier die mediale Szene von Vereinszeitungen geprägt ist, in denen hauptsächlich aus dem Leben der Volksgruppe berichtet wird. Die Tendenz geht ebenfalls dahin, daß die kroatischen Medien nur jene Bereiche abdecken, die von den deutschsprachigen nicht berücksichtigt werden: Volksgruppenpolitik, Folklore, Brauchtum und Ortsnachrichten. Der Großteil der Burgenländischen Kroaten liest vorzugsweise die deutschsprachigen Boulevardzeitungen. So ist die Schere zwischen Information in deutscher Sprache einerseits und in Kroatisch andererseits unverhältnismäßig groß. (Vgl. Tyran 1994, 254).
3.2. Elektronische MedienSeit 1978 gibt es im ORF-Landesstudio Burgenland eine kroatische Redaktion, die anfangs wöchentlich ein halbstündiges Radioprogramm gestaltete. Das Angebot wurde in den letzten Jahren auf täglich 42 Minuten ausgeweitet. In einer täglichen Programmleiste von 18.20 -19.00 Uhr wird ein zehnminütiger Informationsblock gesendet, danach ein halbstündiger Themenschwerpunkt aus den Bereichen Kultur, Volkstum, Musik, Kinder, Jugend etc. Außerdem werden im Anschluß an das deutschsprachige Mittagsjournal des Aktuellen Dienstes von Radio Burgenland zwei Minuten Nachrichten in kroatischer Sprache gesendet.
Seit April 1989 wird, wie schon erwähnt, jeden Sonntag die 30-minütige (13.30 - 4.00) Fernsehsendung Dobar dan, Hrvati (Guten Tag, Kroaten) ausgestrahlt, deren Sendungskonzept sich - wie Dobar dan, Koroška - in Kärnten am traditionellen Bild der Kroaten orientiert.
Seit Herbst 1998 versorgt das Mehrsprachige Offene Radio MORA das Burgenland mit Hörfunksendungen in Kroatisch, Ungarisch und Romanes.
Mit der Einführung des Kabelfernsehens im Burgenland konnte man auch Fernsehsendungen aus Kroatien empfangen, doch wurde der staatliche Sender TV-Zagreb Anfang 1996 aus dem Programmschema gestrichen.
4. MIGRANTINNEN IN DER ÖSTERREICHISCHEN MEDIENLANDSCHAFT
Jahrzehntelang war man in Österreich ausschließlich mit den „autochthonen Minderheiten", den österreichischen Staatsbürgern nichtdeutscher Muttersprache, befaßt. Mit der zweiten und nun bereits dritten Generation der „Gastarbeiter" wurde das Problem der „neuen Minderheiten" akut. Dies schlägt sich auch in der Medienberichterstattung nieder. MigrantInnen und Flüchtlinge fungieren in den österreichischen Zeitungen oftmals als Zielscheibe rassistischer Berichterstattung. In den Kolumnen und Kommentaren finden sich vielfach Äußerungen, in denen - insbesondere Afrikaner - kollektiv mit kriminellen Straftätern und Drogenhändlern gleichgesetzt werden. „Die Hauptbruchlinie ist heute nicht mehr durch die Sprache markiert. Vorrangig entscheidet jetzt die Staatsbürgerschaft, ob jemand zu UNS, zur Wohlstandsgesellschaft gehört - nicht mehr die Muttersprache." (Reiterer 1996, 6.
Die Versorgung mit muttersprachlichen Medien etwa in türkisch, kroatisch oder serbisch ist in Österreich sehr gering, so daß viele - insbesondere Angehörige der ersten Generation - vorwiegend Satelitenprogramme aus ihren ehemaligen Heimatländern konsumieren. Diese Programme sind jedoch zur Integration und zu einem „adäquaten Lebensvollzug im neuen Heimatland wenig hilfreich." (Hausjell 1999). Denn „Nationales und Lokales aus der Umwelt sind ein wesentlicher Teil der Grundversorgung, weil diese Informationen die Partizipation in der neuen Umgeben ermöglichen." (Weiss 31/99, 8) Durch Heimatverlust, das Gefühl der Entwurzelung, fremde und fremdenfeindliche Umgebung, meist niedriger sozialer Status, geringes Sprach- und Sprechverständnis bleibt die Orientierung in der Umgebung verwehrt. Gerade aber Medien spielen eine wichtige Rolle als Orientierungs- und Sozialisationsagenden. (Vgl. Weiss 1999, 80f).Printmedien in Minderheitensprachen werden, ebenso wie bei den Volksgruppen, von einzelnen Vereinen und Initiative herausgegeben, wobei es jedoch keine Wochenzeitungen gibt. Regelmäßige Publikationen in türkisch und serbokroatisch werden beispielsweise in Wien vom Wiener Integrationsfonds herausgegeben. Ebenso regelmäßig erscheinen die beiden deutschsprachigen Jugendzeitschriften für die Zweite Generation Echo (herausgegeben vom Verein ECHO zur Unterstützung Jugendlicher) und Top One (herausgegeben von der Volkshochschule Ottakring). Die Redakteure dieser sehr erfolgreichen Projekte sind Jugendliche der Zweiten Generation.
Der ORF sendet einmal wöchentlich die halbstündige TV Sendung Heimat, fremde Heimat die sich laut Eigendefinition als „Darstellung des Lebens ausländischer Mitbürger, eingebürgerter Zuwanderer und Angehöriger von Volksgruppen" versteht. (ORF-Almanach 95/96, 32). Ein gleichnamiges Radioprogramm wird außerdem jeden Sonntag zwischen 19.30 -20.00 auf Radio Wien im Lokalprogramm des ORF gesendet.
Minderheitenprogramm - wie die „Tribüne Afrikas" oder die Sendung des „Kulturvereins österreichischer Roma" - wird auch auf Radio 1476 gesendet. Das Programm wird sechs Stunden täglich (zwischen 18.00 - 24.08 Uhr) über ORF Mittelwelle ausgestrahlt.Mit der Liberalisierung des Rundfunks sind auch - wie es sie in anderen europäischen Staaten schon lange gibt - in Österreich freie Radios entstanden, bei denen vor allem „Engagement in politischen, sozialen, künstlerischen Belangen gezeigt werden soll, die nicht dem Mainstream der Öffentlichkeit entsprechen." (Dorer 1995, 102). Drei davon strahlen Sendungen in Minderheitensprachen aus. Radio Orange, 94,000 das freie nichtkommerzielle Radio in Wien sendet Programme - die meist von freien Radiogruppen gestaltet werden - in türkisch, bosnisch, serbokroatisch, italienisch, portugiesisch, spanisch, französisch etc. wie z.B. „FM Afrique - Afrikanischer Morgen", „Merhaba FM", „Chimichurri". Geplant sind weiters Sendungen in albanischer und vietnamesischer Sprache. Radio FRO in Linz sendet ebenfalls Programme für MigrantInnen, wie z.B. „Hungaro Studio", „Die kurdische Stimme in Österreich", „Radio Arab", „Radio Bosna" etc. Die Radiofabrik in Salzburg, die über ein fünfstündiges Programmfenster bei einer kommerziellen Radiokette verfügt, sendet eine wöchentliche Sendung in serbisch und kroatisch. Eine türkische Sendung ist geplant.
5. RESÜMEE
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Minderheiten in den österreichischen Medien eine sehr marginale Rolle spielen. Die Medien der Volksgruppen sind dadurch gekennzeichnet, dass ihnen - im Fernsehen und Hörfunk - schlechte Sendeplätze zugewiesen werden und zuwenig Sendezeit zur Verfügung steht, um ein äußerst heterogenes Publikum zu bedienen. Denn „Medienbedürfnisse von Minderheiten unterscheiden sich nicht von denen der sogenannten Mehrheit. Genau wie dieses stellen auch Minderheiten unterschiedliche thematische, politische und ästhetische Erwartungen an die Medien." (Kogoj 30/1999, 6)
Die Ausweitung von mehr Medienpräsenz und die Erleichterung des Zugangs zu den Medien sind alte Forderungen - insbesondere der Volksgruppen - die auch im Memorandum der Volksgruppenbeiräte (ein im Bundeskanzleramt eingerichtetes Gremium der sechs gesetzlich anerkannten Volksgruppen) Niederschlag finden. Dieses Memorandum wurde der Regierung 1997 übergeben, bis dato fand es jedoch keine Beachtung. Auch wenn mit der Radioliberalisierung einige Aufgaben in Bezug auf Minderheiten nun von privaten Anbietern übernommen wurden, darf der ORF nicht aus seiner Verantwortung entlassen werden. Im Gegensatz etwa zur Schweiz, wo von der SRG ein ganztägiges Radioprogramm für die Rätoromanen angeboten wird (Vgl. Kogoj 1998), oder zu Berlin, wo im Rahmen der ARD ein multikulturelles Großstadt-Radio eine Grundversorgung für Minderheiten übernommen hat (Vgl. Weiss 1999), hinkt der ORF diesen Entwicklungen nach. Auch die Umwandlung von Blue Danube Radio in ein alternatives, mehrsprachiges Jugendradio wird mit Start Anfang 2000 keine Sendungen in türksicher, serbokroatischer oder slowenischer Sprache ausstrahlen.
Die Minderheitenmedien selbst sind zu Spezialmedien geworden, wobei „die beziehungs- und identitätsstiftenden Komponenten in den Vordergrund getreten" sind, „während Informations- und Unterhaltungsbedürfnisse zu einem großen Teil nur mehr von den Medien in der Mehrheitssprache abgedeckt werden." (Busch 1999, 253). Das bedeutet, dass einerseits Minderheitenmedien so gut wie keine Tagesordngungspunkte der öffentlichen Diskussion bestimmen und sich selbst „eine ‘Welt in der Welt’ schaffen, in der über bestimmte Themen kommuniziert werden kann, die sonst nirgends vertreten sind." (Busch 1999, 225). Andererseits stehen Minderheitenthemen in der Regel nicht auf der Tagesordnung von Mainstreammedien - es sei denn, sie sind vom Nachrichtenwert „Konflikt" geprägt. Es wird also eine weitgehende „minderheitenfreie" Welt gezeigt, oder Minderheiten werden - insbesondere in den Nachrichten - im Zusammenhang mit „Gewalt" in Verbindung gebracht. Für die Rezipienten - sowohl für Angehörige von Minderheiten, als auch für jene der Mehrheit - bedeutet dieser Umstand, dass ein Teil der Wirklichkeit medial nur im Zusammenhang mit negativen Ereignissen wahrgenommen werden kann. Medien sind aber nicht nur Instanzen zur Übertragung von Information, sondern sie produzieren selbst Wirklichkeit. Sie geben bis zu einem bestimmten Grad vor, was in einer Gesellschaft als „Norm" gilt. Damit Minderheiten als gesellschaftliche „Norm" gelten und als solche auch wahrgenommen werden, müssen sie in den Medien vorkommen, allerdings in einer Darstellung, die auf ihre Differenziertheit Rücksicht nimmt und sie nicht auf ihr Minderheitendasein reduziert.
Bislang gehören ethnische, aber auch soziale Minderheiten (wie etwa Behinderte oder Homosexuelle) in den österreichischen Mainstreammedien - bis auf wenige Ausnahmen - kaum zum „Personal" weder vor noch hinter der Kamera. Ihnen werden genau abgegrenzte Terrains zur Verfügung gestellt, sei es in Heimat, fremde Heimat oder in Licht ins Dunkel. Minderheitenwirklichkeiten abseits von Tamburizza spielenden Kroaten und von Homosexuellen in den Seitenblicken werden so gut wie gar nicht thematisiert. Es gibt in TV-Filmen, Soaps und Werbespots beispielsweise keine rollstuhlfahrende Managerin. Die Schauspielriege in diesen Serien ist bemerkenswert homogen: jung, dynamisch, gut aussehend und vor allem weiß. In Amerika müssen nun nach einer Prüfung der traditionsreichen „National Association for Advancement of Colored People" (NAACP), die sich seit 90 Jahren für die Rechte von Farbigen einsetzt, nachträglich Drehbücher umgeschrieben werden, um mehr ethnische Vielfalt in die Programme NBC, ABC, CBS etc. zu bringen.
Gerade publikumswirksame Sendungen wären gut geeignet, abseits von Klischees soziale Wirklichkeiten von Minderheiten zu transportieren. Denn in reichweitenstarken Serien, Filmen und Spots, die - wie aus kommunikationswissenschaftlichen Untersuchungen hinlänglich bekannt ist - nachhaltig Einstellungen und Gefühle prägen, könnten Minderheiten eine zum Alltag gehörende „Normalität" erlangen, die nicht vom Nachrichtenwert „Besonderheit" geprägt ist. Doch davon sind wir in Österreich noch weit entfernt.6. LITERAUTRVERZEICHNIS
Bogataj, Mirko (1996): Welten sind zu übertragen. Klagenfurt/Celovec.
Busch, Brigitte (1992): Für die Gleichstellung von Minderheiten im Zugang zu den Massenmedien. In: Busch, Brigitte/Wakounig, Vladimir (Hg.). Interkulturelle Erziehung und Menschenrechte. Klagenfurt/Celovec, 173-180.
Busch, Brigitta (1998): Elemente für eine Sprachpolitik im Medienbereich am Beispiel der slowenischen Medien in Kärnten. In: de Cillia, Rudi/Ketteman, Bernd/Landsiedler, Isabel (Hg.). Verbal - Werkstättengespräche. Frankfurt am Main, 95-119.
Busch, Brigitte (1999): Der virtuelle Dorfplatz. Minderheitenmedien, Globalisierung und kulturelle Identität. Klagenfurt/Celovec.
Dorer, Johanna (1995): Medienmarkt - Medienmacht. Zur Ökonomie des Rundfunkmarktes. In: Dorer, Johanna/Baratsits, Alexander (Hg.). Radiokultur von morgen. Ansichten, Aussichten, Alternativen. Wien, 101-131.
Hausjell, Fritz (1999): Minderheiten und Medien. Referat anläßlich der „1. Internationalen Sommerhochschule Minderheiten und Medien" der Initiative Minderheiten. Wien, 20. Juli 1999.
Holtz-Bacha, Christina (1994): Presseförderung im westeuropäischen Vergleich. In: Bruck, Peter A. (Hg.). Medienmanager Staat: Von den Versuchen des Staates, Medienvielfalt zu ermöglichen. Medienpolitik im internationalen Vergleich. München.
Hummel, Roman (1992): Einfalt statt Vielfalt. Pressesituation und -politik der 70er und 80er Jahre in Österreich. In: Pelinka, Peter/Duchkowitsch, Wolfgang/Hausjell, Fritz (Hg.). Zeitungs-los: Essays zu Pressepolitik in Österreich. Salzburg, 43-54.
Kogoj, Cornelia (1998): Minderheitenmedien - Medien für Minderheiten. In: Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.). Relation. Medien im europäischen Vergleich. Wien, 9-64.
Kogoj, Cornelia (1999): Minderheiten und Medien. Ein kommunikatives Mißverhältnis. In: Stimme von und für Minderheiten 30/1999, 6-7.
Kreiner, Larissa (1994): Von der Einsprachigkeit in den Kärntner Medien und einem zweisprachigen Medienprojekt in Kärnten. In: Holzer, Werner/Pröll, Ulrike (Hg.). Mit Sprachen leben: Praxis der Mehrsprachigkeit. Klagenfurt, 240-250.
Reiterer, Albert F. (1996): Kärntner Slowenen: Minderheit oder Elite? Neuere Tendenzen der ethnischen Arbeitsteilung. Klagenfurt/Celovec.
ORF-Almanach 1995/96. Wien.
Tyran, Peter (1994): Die Massenmedien der Burgenländischen Kroaten. In: Holzer, Werner/Pröll, Ulrike (Hg.). Mit Sprachen leben: Praxis der Mehrsprachigkeit. Klagenfurt, 251-261.
Weiss, Katja (1999): Programmauftrag: Interkultureller Rundfunk. Bedarf und Bereitschaft bezüglich interkulturellen Hörfunks in Österreich sowie eine Untersuchung des Pilotprojektes SFB 4 „Radio MultiKulti" in Berlin. Diplomarbeit. Wien.
Weiss, Katja (1999): Information - Integration - Identität. In: Stimme von und für Minderheiten 31/1999, 8-9.
Wodak, Ruth (1991): Jedem Österreicher seine Krone - jedem Österreicher sein Vorurteil? In: Bruck, Peter A. (Hg.). Das österreichische Format: Kulturkritische Beiträge zur Analyse des Medienerfolges „Neue Kronen Zeitung". Wien.
Der Begriff „Minderheit" wird meist synonym mit dem Begriff „ethnische Minderheit" bzw. „Sprachminderheit" verwendet. Soziale Minderheiten bleiben bei dieser Definition ausgeklammert. „Ethnizität" ist m.E. aber nur ein Kriterium des Gesamtbegriffes „Minderheit". Ebenso plädiere ich für die Aufhebung der begrifflichen Trennung von alten, also „autochthonen", und neuen Minderheiten. Ein Minderheit wird demnach - auch wenn in diesem Aufsatz nur die Situation der ethnischen Minderheiten beschrieben wird - definiert als „eine Gruppe von Menschen, die aufgrund ihrer ethnischen, sozialen und religiösen Zugehörigkeit Diskriminierung erfährt" (Initiative Minderheiten 1998).
1996 erhielt die burgenländisch-kroatische Wochenzeitung „Hrvatske novine" 387.805 Schilling an Presseförderung und die kroatische Kirchenzeitung „Crikveni Glasnik" 59.126 Schilling. Die slowenische Wochenzeitung „Naš tednik" erhielt mit 415.758 Schilling die höchste Förderung. Die „Nedelja" bekam 267.130 Schilling und der „Slovenski vestnik" wurde im Vorjahr mit einem Betrag von 140.554 Schilling gefördert. (Aufstellung Presseförderung: Bundeskanzleramt, Verfassungsdienst Abt. V/4. Wien, April 1997)
Im Jahr 1995 betrug die Volksgruppenförderung für die sechs gesetzlich anerkannten Volksgruppen in Österreich (Kärntner Slowenen, Burgenlandkroaten, Tschechen, Slowaken, Ungarn und Roma und Sinti) insgesamt ATS 52,360.000. Die Höhe der Förderungen, die an Minderheitenzeitungen gingen, ist jedoch nicht explizit ausgewiesen, da die Mittel direkt an die verschiedenen Minderheitenvereine gehen. (aus: Abgeänderte Fassung des Berichtes der Bundesregierung gemäß § 9 Abs. 7 des Volksgruppengesetzes über die Volksgruppenförderung im Jahre 1995)
Mehr interkulturelle Kreativität und Kompetenz in die Rundfunklandschaft zu bringen, ist das Ziel des Projektes „Mehr Farbe in den Medien", das in Deutschland vom Adolf Grimme Institut ins Leben gerufen wurde. Volontärinnen multi-ethnischer Herkunft werden seit 1996 in einem siebenmonatigen Training zu Radio- und Fernsehredakteurinnen ausgebildet. In Österreich veranstaltete die Initiative Minderheiten im heurigen Jahr eine Internationale Sommerhochschule zum Thema „Minderheiten und Medien", wo 35 Minderheitenjugendliche aus ganz Europa eine Woche lang die Möglichkeit hatten, ein Journalismustraineeprogramm in Radio, Fernsehen, Zeitung und Internet zu absolvieren.