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„WARM, SATT UND SAUBER“ im Kepler Salon

Am 7. April hat im Kepler Salon "Warm, satt und sauber" stattgefunden. Ein Abend, der sich mit aktuellen Problemen in der Betreuung und Selbstbestimmung von behinderten Menschen beschäftigte.

Im Rahmen einer Kooperation mit der Caritasschule für Sozialbetreuungsberufe fand im Kepler Salon Linz am 7. April eine Diskussion zu aktuellen Herausforderungen in der Behindertenbetreuung, Pflegeausbildung und inklusiven Gesellschaft statt. Die Veranstaltung mit dem Titel „Warm, satt und sauber – Die Bedeutung von „Betreuung“ warf einen kritischen Blick auf die Frage: Was braucht es wirklich für ein menschenwürdiges Leben?

Cornelia Zefferer, Leiterin der Caritasschule für Sozialbetreuungsberufe, schilderte die zunehmende Verschiebung hin zu einer rein funktionalen Betreuung. Der Fokus auf körperliche Grundbedürfnisse – warm, satt, sauber – greife zu kurz: „Pflege darf nicht nur versorgen – sie muss auch begleiten, verstehen und stärken.“
Als Ursachen für die Vernachlässigung von Beziehungsarbeit nannte sie Personalmangel und Zeitdruck, bis 2030 würden Tausende Pflegefachkräfte fehlen.

Ewald Feyerer, ehemaliger Leiter des Instituts für inklusive Pädagogik, erläuterte die Rolle von Bildung als Schlüssel zur Teilhabe. Er plädierte für ein Verständnis von Betreuung als Agogik, also als professionelle Begleitung über alle Lebensalter hinweg. Ziel müsse es sein, Menschen mit Behinderungen zu einem selbstbestimmten Leben zu befähigen – mit individuell passenden Herausforderungen und ausreichender Unterstützung.

Volker Schönwiese, Erziehungswissenschaftler und Mitbegründer der österreichischen Behindertenrechtsbewegung, stellte das soziale Modell von Behinderung ins Zentrum. Nicht die individuelle Einschränkung, sondern gesellschaftliche Barrieren behinderten die Teilhabe. Er erinnerte an die Bedeutung der UN-Behindertenrechtskonvention und kritisierte, dass diese in Österreich noch immer unzureichend umgesetzt werde.

Ein weiterer zentraler Punkt des Abends war die historische Aufarbeitung der österreichischen Behindertenhilfe – von NS-Verbrechen bis hin zu institutionellen Strukturen der Nachkriegszeit. Behinderte Menschen hatten während des Nationalsozialismus kein Existenzrecht, danach zwar das Recht auf Leben, aber von wirklicher Inklusion war man noch weit entfernt. Auch heute noch trennt alleine das Bildungssystem behinderte Menschen von nichtbehinderten.

Moderiert wurde der Abend von Dominika Meindl.

Zuletzt geändert am 17.04.25, 12:38 Uhr

Gesendet am Do 17. Apr 2025 / 18 Uhr

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