Das Gipfeltreffen
Schauspiel von Jean-Luc Lagarce in der Übersetzung von Gerhard Willert
Deutschsprachige Erstaufführung am 24.05.2008 in den Kammperspielen
Heute hören Sie in der Landestheatersendung ein Interview mit Schauspieldirektor und Regisseur Gerhard Willert und der Schauspielerin Katharina Hofmann.
In einem Kulturvereinshaus in der Provinz feiert man die Verabschiedung des scheidenden Direktors und die Einsetzung des Nachfolgers durch die Stadtverwaltung. Der Neo-Direktor erscheint aber nicht allein, sondern in Begleitung seines engsten Mitarbeiters. Zu zweit erobert sich ein bestehender Betrieb leichter. Das stößt natürlich auf Unbehagen.
Jetzt versuchen alle, sich in diesem neuen Gefüge zu positionieren: Man schüttelt Hände, spielt sich auf, greift an, stellt sich bloß, kapituliert, macht Avancen, ist gekränkt, nähert sich an. Die städtische Kulturbeauftragte, intrigant, servil, machtverliebt, versucht die Fäden in der Hand zu behalten, die ehrenamtlichen Mitarbeiter fühlen sich verraten, der Regierungsvertreter spielt seine Macht genüsslich aus. Hierarchien werden entlarvt, Kompetenzrangeleien veranstaltet. Man gibt sich großstädtisch, kann jedoch dem provinziellen Mief und Zwang nicht entkommen. Schließlich wird aus dem anfänglichen Komplizen ein unerwünschter Rivale.
Jean-Luc Lagarce (1957 – 1995) ist der prominenteste Vertreter des sogenannten „Théâtre de la parole“, das durch die Auflösung dramatischer Formen gekennzeichnet ist und kompositorische Strukturen in den Vordergrund rückt. Lagarce gelingt in dieser meisterhaften, bittersüßen Komödie ein polyphones Sprachgeflecht aus Smalltalk, Vertraulichkeiten und Gemeinheiten, bei dem alle miteinander, mit sich selbst und aneinander vorbei reden, und das in der so besonderen und starken Sprache von Lagarce.
Zuletzt geändert am 14.05.08, 00:00 Uhr
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