Wir träumen weiter vom Europacup…
Wenn sich am Freitag Abend die Dämmerung über das Donauparkstadion legt, und der Schiedsrichterpfiff damit beschäftigt ist, sich gegen Fangesang, Applaus und einige Schmährufe sein Gehör zu verschaffen, dann findet man im obersten Winkel der Fantribüne eine Spezies, deren natürlicher Lebensraum eben diese Bedingungen voraussetzt: die Redakteure des blau-weißen Radio-Fanmagazines BlauCrowd FM.
Abseits von hohlen Fußballplattitüden wie „Ein Spiel dauert 90 Minuten“ oder „Das nächste Spiel ist immerdas Schwerste“ präsentiert die Blaucrowd-Redaktion jeden 3. Dienstag im Monat. Von 20 – 21 Uhr ein Magazin rund um Fußball, Fankultur und blau-weiß Linz auf Radio FRO 105.0 MHz. Mit einer charmanten Portion Augenzwinkern werden den geneigten HörerInnen Neuigkeiten und Informationen nähergebracht, Klatsch und Tratsch im Themenfeldder Regionalliga Mitte und darüber hinaus angepackt und spannende Spielerinterviews und Vor-Ort-Berichte geliefert. Dass Fankultur im Fußball nicht per definitionem Randale, Beschimpfungen und „erlebnisorientiertes Fantum“ bedeutet, sondern vielmehr kreatives, humorvolles und weltoffenes Potenzial in sich trägt, beweist die aus der ARGE ToR (Tribüne ohne Rassisimus) entstandene Radioredaktion in jeder ihrer Sendungen.
Ein Mitglied der Redaktion erklärt wie folgt: „Uns geht es natürlich stark um die Hintergründe in der Welt des Fußballs.
Man liest immer langweilige Ergebnisse oder Spielberichte, aber für uns ist auch interessant, was sich in der Fangemeinschaft tut. Wir wollen an die Öffentlichkeit tragen, dass es sehr viel Spaß macht, mit unserem Verein unterwegs zu sein.“ Unter großem Gelächter fällt dann auch noch der Satz: „…und das Bild des Fußballfans als Hooligan und Problemfan wollen wir natürlich auch unterstreichen!“ Wie weit die Jungs aber von diesem Bild entfernt sind, zeigt sich, wenn sie sich im Gespräch als nicht unpolitisch Bezeichnen, sich zum „Gutmenschentum“ bekennen und Antirassismus und Antisexismus als Bestandteile ihres Sendekonzepts formulieren. Stolz sind die Redakteure auch auf ihre eigenen sportlichen Ambitionen – erreichten sie doch bei der antirassistischen Fußballweltmeisterschaft (mondiali antirazzisti) in den letzten Jahren durchaus zufriedenstellende Ergebnisse.
Gegen Rassismus in österreichischen Stadien!
Doch zurück zum Anfang: Die Redakteure von BlauCrowd FM sind Mitglieder der ARGE ToR. Diese wurde durch einige Fans, Personen aus dem Dunstkreis des FC Blau-Weiß Linz und Fußballinteressierte gegründet, die sich auch mit den Schattenseiten auf dem Fußballplatz und der Tribüne auseinandersetzen. Rassismus ist Alltag in den Stadien Österreichs – immer wieder werden auf heimischen Spielstätten rassistische Übergriffe und Aktionen von Fans bekannt und sichtbar, ebenso wie auch frauen- und ausländerfeindliche Fangesänge an der Tagesordnung sind. Die Initialzündung, sich in einer Arbeitsgemeinschaft zusammenzuschließen und gegen xenophobe, rassistische und sexistische Aktionen in der Fankurve aufzutreten, war die Möglichkeit, im Jahr 2007 eine Werbebande direkt vor dem Fansektor im Blau-Weiß Stadion zu mieten. Diese Werbebande trägt die Aufschrift „Blau-Weiß Fans gegen Rassismus“ und ist damit ein sichtbares Zeichen gegen Rassismus im Donaupark. „Es gab schon seit Jahren Personen in der Fankurve, die sich mit antirassistischen Themen im Fußball beschäftigt haben und mit der Bande haben wir diesem Bewusstsein eine Kultur folgen lassen. Diese Diskussion und die Auseinandersetzung rund um die Werbebande hatte dann die Gründung der ARGE ToR zur Folge.“ erklärt Robert Hummer von der ARGE ToR.
Pyrotechnik ist kein Verbrechen!
„Wir glauben, dass Fananliegen nicht unpolitisch sind und dies zeigt sich gerade bei den Entwicklungen rund um das neue Pyrotechnikgesetz“ sagt Robert Hummer noch zum Abschluss und meint damit das mit 4. Jänner 2010 in Kraft getretene Pyrotechnikgesetz, das eine Verschärfung der geltenden Regelungen zur Verwendung von Pyrotechnik in österreichischen Stadien bedeutet. Die ARGE ToR unterstützt diese breite Faninitiative, um hier ein klares Zeichen gegen die symbolischen und konkreten Aktionen des Innenministeriums zu setzen, da die immer repressiveren gesetzlichen Verschärfungen auch andere Bereiche der Gesellschaft erreichen und dies ein politisches und zivilcouragiertes Handeln fordert – auch, oder gerade in den Fankurven.
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Alexander Vojvoda ist Programm- und Projektmanager bei Radio FRO, verhinderter Groundhopper und seit seinem 5. Lebensjahr un/regelmäßiger Besucher der Spiele der linzer Blau-Weißen.
Oliver Jagosch ist im Ausbildungsbereich bei Radio FRO tätig, ehemaliger Blau-Weißer Nachwuchskicker und eingefleischter Voestler.
///www.arge-tor.org, www.pyrotechnik-ist-kein-verbrechen.at, www.blauweiss-linz.at///
Zuletzt geändert am 02.08.12, 00:00 Uhr
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