Wegstrecken 304: Hagel, Regen, Graupelschauer
Verkehrspolitische Ernüchterung:
Das Automobil wird mehr und mit größerer Selbstverständlichkeit als “vor Corona” in Anspruch genommen, der Öffentliche Verkehr verzeichnet nach wie vor auf allen Ebenen deutliche Rückgänge.
Sonntag, neben der Linzer Stadtautobahn: fröhliches Dahinbrettern mit oft mehr als 80 Sachen, tags darauf die “Begegnungszone Rathausgasse” in Linz ein einziger Autokorso, baustellenbedingt ist an ein Durchkommen mit dem Fahrrad nicht zu denken (Notiz 7. und 8. Juni)
Die AUA stellt die Kurzstreckenflüge zwischen Wien und Salzburg vice versa ein, FPÖ und Wirtschaftskammer sowie Industriellenvereinigung klagen lauthals und führen ins Treffen, dass nur ein geringer Teil der Flugpassagiere Binnenflieger wären, als ob die Benützung des Flugzeuges für die Strecke Salzburg – Wien für weiter Reisende alternativlos wäre.
Time ist money und koste es, was es wolle? Luftfahrtsdrehkreuze, Standortsicherung und Beibehalten eines Tempos, das vielen Menschen ohnehin schon den Boden unter den Füßen weggezogen hat bzw. wahnwitzige Gegebenheiten als unveränderbar erscheinen lässt.
Es ist der Reflex von ausgesprochenen EgoistInnen und in koste es, was es wolle eingewebten ScheuklappenträgerInnen, der einer ökologischen Vernunft diametral gegenübersteht.
Wir können uns gewisse Verhaltensformen nicht mehr leisten, auch keine Flug ins Wochenende-Eskapaden.
Die als Teil der AUA-Rettung ausverhandelte Bedingung, dass Ziele, die mit dem Zug in unter drei Stunden erreicht werden können, nicht mehr von der AUA bedient werden, ist ohnedies handzahm, Flüge zwischen Wien und Graz bleiben bis Fertigstellung des Semmering-Basistunnels im Programm, obwohl sogar die Fahrzeit zwischen Graz Hbf und Flughafen Wien mit 3:01 Stunden nur knapp über der 3-Stunden-Regel liegt. Messlatte sind hier offenbar Flugreisende, die von Schwechat aus weiterfliegen.
Wir sind ein Volk von Autofahrern, jawoi. Abgesehen von lokalen Berichten aus Vorarlberg habe ich beim ORF keinerlei Information über Grenzöffnungen für Bahnreisende vorgefunden, in den Printmedien wird es nicht viel besser ausgeschaut haben.
Willkommen in der neuen Normalität. Pfui Teufel.
Weitere Themen der Sendung:
Es geht voran – mit den Planungen für die Regionalstadtbahn in Salzburg samt Tunnelstrecke
Der Kurier des Kaisers, Hanno Settele, diskreditierte unlängst in dieser auf ORF 1 ausgestrahlten Serie unbeabsichtigt den Öffentlichen Verkehr durch die Behauptung, dass eine langjährige Bahn-Pendlerin zwischen Frauenkirchen im Burgenland und Wien 450 Euro monatlich bezahlen musste, ein Blick in die Tariftabelle des Verkehrsverbund Ost Region (VOR) stellt diese Tatsachenbehauptung als unrichtig klar, aktuell sind für diese Strecke 191 Euro für eine Monatskarte und ab 1.8. für eine Jahreskarte bei Vorauszahlung oder Abbuchung 1.765,– Euro zu bezahlen.
Die neu errichtete Fahrradabstellanlage bei der S-Bahn-Haltestelle Linz Oed sieht schmuck aus, weist aber den Nachteil auf, dass die Rangierfläche fürs Verstauen der Fahrräder zu gering dimensioniert wurde, wie ein Praxistest am 13.7. ergab.
Die Redaktion Wegstrecken empfiehlt: den Besuch der Ausstellung “Autokorrektur” im Architekturforum OÖ mit Sitz am Herbert Bayer Platz 1 in Linz.
Erich Klinger, 29. Juni und 16. Juli 2020
Zuletzt geändert am 03.08.20, 12:21 Uhr
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