Kein Platz für Verschwörungen und Fakenews
Liebe Sendungsmachende, Liebe Zuhörer*innen, Liebe Radio FRO Freund*innen!
In den letzten Jahren sind Fakenews Bestandteil in unser aller Wirklichkeit geworden. Auch Verschwörungsmythen sind nicht erst eine Erfindung dieser Pandemie, in der wir stecken – aber diese für uns alle schwere Zeit, bringt leider vieles ans Licht, das wir bis jetzt immer mit einer Handbewegung abgetan haben. Wir haben uns keine Gedanken darüber gemacht. Doch nun ist es wichtig alle „Bewegungen“, die derzeit zu ihrem persönlichen Zenit finden – mit all dem unsolidarischem Verhalten, mit all den Fehlinformationen, dem entbehren jeglicher Fakten, bzw. dem Stützen auf nicht untermauerte Einzelmeinungen – zu erkennen. Es gilt sich diesem Vorgehen entschieden entgegenzustellen.
Als freies Radio berufen wir uns auf die Charta der Freien Medien, sie liegt uns als Fundament zugrunde und ist unser Werkzeug und unser Ideal in unserm Handeln und Tun als Medienmacher*innen.
Ich wähle hier bewusst den Begriff Medienmacher*innen, denn als Redakteur*in auf Radio FRO trägt man seine Verantwortung weit über die Frequenzen 105,0/ 102,4 und der Homepage von Radio FRO hinaus. Du und ich wir sind auf Facebook, auf Twitter, auf Instagram, WhatsApp, und in vielen anderen sozialen Netzwerken und Nachrichtendiensten unterwegs. Wer sich Radio FRO auf die Fahnen schreibt, die/der hat auch den Spirit der Charta in sich verinnerlicht.
Wir haben uns zu Beginn dieser Pandemie schon mal mit folgendem Aufruf an unsere Sendungsmacher*innen gerichtet:
Wir sind ein Medium, das intensiv gegen Fake-News (etwa aus den sozialen Medien), gegen autoritäre Tendenzen und gegen Panik antritt sowie seine Informationspflicht und den kulturellen Auftrag erfüllt, auch gemäß einem Rundschreiben der KommAustria-RTR für “die besondere Bedeutung von Audiomedien und audiovisuellen Medien in Krisenzeiten”. Wichtig ist beim Berichten über aktuelle Entwicklungen in der Corona-Krise: auf Quellen achten, keine Panik verbreiten und keine Falschmeldungen. Journalistische Sorgfaltspflicht ist oberstes Gebot!
*Wenn ihr also in euren Sendungen auf die Pandemie und ihre Auswirkungen Bezug nehmt, so macht dies bitte sachlich und entlang der Fakten. Als öffentliches Medium haben wir die Verantwortung, die Solidarität und die Demokratie in unserer Gesellschaft zu unterstützen und zu fördern und für nichts anderes steht unser Programm. Dies ist umso wichtiger, weil einerseits in einigen Privat-TV Sendern (in den Online-Foren sowieso) krause und krude (Verschwörungs)Mythiker*innen immer mehr zu Wort kommen, was deren Ansichten zwar nicht richtiger leider jedoch salonfähiger macht. Diesbezüglich bedenkliche Initiativen breiten sich auch in Oberösterreich aus. Diese stellen nicht die Frage, wie die Pandemie ohne Maßnahmen bewältigt werden soll und ersparen sich damit bequem, die Suche nach Antwort(en) und Lösungen dieser komplexen Problemlage.
Nun schreibe ich dies alles natürlich nicht ohne Grund. In der letzten Zeit hat es bei Radio FRO zwei Anlassfälle gegeben, weil sich die Redakteur*innen weder an die Haus- und Studioregeln, noch an die journalistische Sorgfaltspflicht gehalten haben.
Dies führte in einem Fall zum Entzug der Sendezeit. Weder ich noch der Programmausschuss von Radio FRO, welchem solche Entscheidungen obliegen, haben es sich bezüglich der Diskussion und Entscheidung dazu einfach gemacht.
Die Fälle wurden in mehreren Schleifen diskutiert und unter Bezugnahme und Beratschlagung von außen entschieden.
Radio FRO wird auch in weiteren Fällen die Entscheidung hinsichtlich dieser Thematik auf die Grundfeste stützen, dass Coronaleugner*innen, Verschwörungsmythiker*innen und Verbreiter*innen von Falschmeldungen keinen (Sende-) Platz auf Radio FRO haben.
Bitte nicht falsch verstehen, natürlich kann man über Ereignisse, wie Coronademos berichten, sie sind schließlich Geschehnisse in unserer Gesellschaft – aber eben nur unter Berücksichtigung der Faktenlage, dem Augenmerk der journalistischen Sorgfaltspflicht und unter Betrachtung aller vorhandenen Aspekte.
*Tragisch und alarmierend zugleich ist die Mixtur der Teilnehmer*innen solcher Demos. Gemeinsam ist diesen Initiativen und Netzwerken, dass sie einerseits mit vereinfachenden populistischen (allemal hinterfragungswürdigen) Botschaften und Heilsversprechen operieren und andererseits Vokabular und bislang positiv besetzte Symbole der Zivilgesellschaft verwenden (wie z.B. Brecht-Zitate, Lichtermeer, ja sich sogar mit Sophie Scholl vergleichen …). Sie nützen diese Methodik, um „demokratisch“ konnotiert und keinesfalls „aus dem rechten Eck kommend“ in Erscheinung zu treten.
*Ob zwischen den Zeilen, zweifelnd, subtil oder auch offensichtlich vorgebracht und/oder geteilt – es sind Beiträge zur aktiven Verbreitung von rassistischem und antisemitischem Gedankengut, wenn man Ursache und Verlauf der Pandemie dort verortet, wo es von den Rechten ganz ungeniert ausgemacht wird und wenn man zulässt, gemeinsam mit Rechtsextremen in Erscheinung zu treten. Bilder von Demonstrationen bei denen Neonazis, „unpolitische“ Normalverbraucher*innen, Nationalisten und Linke gemeinsam mit gleichen oder ähnlichen Slogans gegen Covid-Maßnahmen, Impfung und dergleichen protestieren, zeugen von dieser Entwicklung, die uns nicht egal sein darf und zu denken geben muss.
Darum der Appell hier und jetzt, achten wir gemeinsam darauf, dass diese Gesellschaft, in der wir leben, nicht von Angst und Panikmache getrieben wird. Tragen wir gemeinsam dazu bei, dass wir auch noch nach dieser Pandemie in einer solidarischen und menschlichen Gesellschaft leben.
Im Anhang möchte ich noch zwei Links und eine Orientierung mittels Aufzählung zum Verschwörungsmythen-Check posten.
Des Weiteren bedanke ich mich bei meinem Team von Radio FRO, beim Verwaltungsausschuss von Radio FRO, dem Land der Freien Medien und dem Verband der Freien Medien über Hilfestellung, Diskussionen, Text den ich verwenden und anpassen durfte (*Radio Agora), das Empowerment und die gewissenhafte Beratschlagung zu diesem sehr komplexen Thema!
Bleibt gesund und respektvoll im Umgang miteinander
Mit lieben Grüßen
Michaela Kramesch
** Kennzeichnend für Verschwörungsmythen sind Merkmale wie:
- das Fehlen überprüfbarer Quellen
- der Gebrauch des Prinzips „Wem nützt es?“ ohne hinreichenden Kontext
- die Interpretation von zeitlicher Koinzidenz als ursächliche Verknüpfung ohne hinreichenden Kontext
- moralische Urteile ohne Tatsachenbelege
- Verweis auf eine geheime, jeder sachlichen Nachprüfung und logischen Evaluation entzogene Interessenlage
- Ignoranz wissenschaftlicher Ergebnisse oder ausschließlicher Gebrauch von wissenschaftlichen Einzelmeinungen
- die Annahme, die Welt könnte von Einzelnen oder einzelnen Mächten in ihrer Totalität gelenkt werden
- das Ersetzen gesellschaftlicher Verhältnisse durch das Handeln weniger Akteure
- das Fehlen einer Unschuldsvermutung
- strukturelle Übereinstimmung mit bekannten Verschwörungsmythen vorallem aus der antisemitischen Ecke
- offene oder versteckte Anspielungen auf eine jüdische Verschwörung
- der Gebrauch von sogenannten Dogwhistles, d. h. von Wörtern, die einen öffentlich nicht opportunen Inhalt wie etwa Antisemitismus verschleiern, für einen Kreis von Eingeweihten aber verständlich sind, wie z. B. in den USA „Ostküste“ für die angebliche Beherrschung der USA, bzw. ihrer Medien durch Juden
-
Bezugnahme auf Quellen, die durch die notorische Verbreitung nachweislich falscher Behauptungen bekannt sind.
** Merkmale Verschwörungsmythen: Radio Dreyeckland
Links:
FROzine
Verschwörungen und Polarisierung – Zerreisproben für die Demokratie Teil 1
Verschwörungen und Polarisierung – Teil 2
Ein sehr informativer Beitrag unseres Infomagazines FROzine. Kollegin Sigrid Ecker, sprach mit Politikwissenschafterin Nadja Meisterhans.
Woher kommt das Phänomen Corona-Leugner*innen überhaupt? Was wollen sie? Stellen sie eine Bedrohung dar für die Demokratie? Wo endet denn Kritik, wo fängt Verschwörung an?
Ist die Corona-Debatte zu eindimensional? Wer profitiert von der Impfung innerhalb Österreichs und global gesehen?
Quarks.de:
Darum verbreiten sich Verschwörungsmythen so leicht – quarks.de
Ingrid Brodnig über ihr Buch „Einspruch“:
Erstpräsentation: “Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern” von Ingrid Brodnig
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Hier der link zu meinem Offenen Brief als Antwort auf diesen Text:
https://lottaschreibt.at/offener-brief-an-michaela-kramesch-gfin-radiofro/
Ja und hier 2 Entgegnungen zu deinen Argumenten:
Klagen (von Fuellmich)sind substanzlos: https://www.volksverpetzer.de/tag/fuellmich/
Deine Quelle Borger et al. über die angebliche Falschheit von PCR-Tests in der Kritik: https://www.ag-evolutionsbiologie.net/html/2021/drosten-pcr-borger-corona-kreationismus.html
So ist das aber halt immer mit den Querdenkern, sie denken nur in einer Richtung, das widerspricht nämlich auch der journalistischen Sorgfaltspflicht wenn man UNGEPRÜFT und ohne drauf zu schauen obs schon Gegenargumente gibt, einfach irgendwelche Quellen hernimmt. Wo war bei dir der Doublecheck, Andrea/Lotte=
hahaha… wer den Volksverpetzer als Quelle angibt, hat schon seine eigene Denkfähigkeit abgegeben…. lieber selbst denken!
Zum Corman/Drosten Paper: Faktum ist, das sich die Virologie nicht an ihre eigenen wissenschaftliche Grundlagen hält !!! Weder wurde das Virus wissenschaftlich isoliert, noch wurde die 5 Kochschen Postulate angewendet.
dh. nach der Wissenschaft der Virologie, existiert dieses Virus NICHT. somit kann es auch nicht nachgewiesen werden. mit was auch immer.
Die Errergertheorie aus den 1880er Jahren ist eine sehr eindimensionale, monokausale Betrachtungsweise des Krankheitsgeschehens und hat mit dem höchstintelligenten Selbstregulationssystem unseres Körpers NIX zu tun.
Aber so ist das halt immer mit den Corona-Kult-Sektierern,
https://lottaschreibt.at/coronakult/
sie denken nur in eine Richtung (Virus) und sie brauchen einfache Erklärungen für komplexe Geschehen (Gesundheit). Die Verantwortung kann dadurch leicht an andere abgeschoben werden.
… hierzu ein guter Artikel zur “Psychologie des Verschwörungsleugners”
https://lottaschreibt.at/psychologie-des-verschworungsleugners/
Jo, sind aber genug Quellen im Bericht dabei.
Die Kochschen Postulate kommen aus einer Zeit in der nicht mal DNA etc. bekannt war, die Welt hat sich bitte über 100 Jahre weitergedreht und Koch hat seine Postulate schon damals selber modifizieren müssen (zB für Cholera)
Außerdem wurde das Virus isoliert und auch schon fotografiert.