“Algorithmen sind nicht das Problem”
Alexander Baratsits will den "Machtplatz der Meinungen" stoppen und stattdessen einen europäischen digitalen öffentlichen Raum mit demokratischen Spielregeln. Was er damit meint und wie das gehen wird legt er im Interview mit Sigrid Ecker dar.
Vom Machtplatz zum digitalen Marktplatz der Meinungen
Wie ist es mit dem demokratischen Diskurs bestellt? Was kann den kommerziellen Online-Plattformen entgegengehalten werden, bei denen die freie Meinungsäußerung allein an eine marktwirtschaftlichen Logik gebunden ist? Wie unabhängige, gemeinnützige Infrastrukturen und demokratische Medienräume („Public Open Spaces“) schaffen, die öffentliche Debatten und Meinungsbildung unter gemeinwohlorientierten Bedingungen ermöglichen und fördern?
Alexander Baratsits ist Jurist, Autor und Urgestein der Freien Medien in Österreich, so zum Beispiel gemeinsam mit Ingo Leindecker Vorsitzender des Cultural Broadcasting Archive Vereins. Seit langem beschäftigt er sich mit Fragen der Medienfreiheit, Digitalisierung und Community Medien, sowie mit Open Content – freien Inhalten, deren kostenlose Nutzung und Weiterverbreitung urheberrechtlich erlaubt ist und Creative Commons- Lizenzen.
Er prangert die aktuelle Situation an, in der heute ein wesentlicher Teil der öffentlichen Debatte auf wenigen kommerziellen Online-Plattformen stattfindet und sagt:
“Jetzt haben wir die Situation, dass wir ein paar Datensilos haben, die Amazon, Google etc. heißen und die ihre Daten horten, privatisieren und kommerzialisieren und so einen Machtplatz der Meinungen betreiben. Das Alternativkonzept dazu wäre, dass es ein System von Datentreuhändern gibt, die dezentral Daten zur Verfügung stellen. User*innen können sich entscheiden, wem sie was geben. Mit diesen Daten können dann nicht nur die großen Plattformen arbeiten, sondern alle, die sich an die mit den User*innen vereinbarten Spielregeln halten.”
Und er sagt auch, dass die Algorithmen nicht das Problem sind…..
Wir sprechen weiters darüber, ob die Demokratie in einer Krise steckt und über sein Buch Building a European Digital Public Space -Strategies for taking back control from Big Tech platforms und die daraus entstandene Veranstaltungswoche, die er mit organisiert.
Unter diesem Link zum Buch gibt es auch einige Texte in deutscher Sprache “for free” als download, wie zum Beispiel zwei Texte über das European Cultural Backbone und über eine Governance Struktur die auch die Zivilgesellschaft einschließt.
Aufbruch zur europäischen Datendemokratie
Vom 23. bis 28. Mai findet zu all dem eine Svhwerpunktwoche statt:
Building a European Cultural Backbone/Federation of civil society media infrastructures – Labs & Conference
Es werden Workshops in der Stadtwerkstat angeboten ( 23. – 26. Mai) und eine zweitägige Konferenz im Wissensturm (27. – 28. Mai).
Das Programm: https://cba.media/labs-conference
Zuletzt geändert am 07.07.22, 12:47 Uhr
Kommentare werden von der Redaktion moderiert. Es kann daher etwas dauern, bis dein Kommentar hier erscheint. Wir behalten uns vor, diskriminierende oder diffamierende Kommentare, sowie solche, die straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen, zu entfernen.