Tabu: Ausbeutung in Österreichs Wäldern, ein Sozialversicherungssystem für Palästina und Auftritt der Frauen
Der Freie Journalist Johannes Greß über die Ausbeutung von rumänischen Arbeitskräften in Österreichs Forstwirtschaft. Gewerkschafterin Rana Shaheen (PGFTU) über den Aufbau eines Sozialversicherungsrechts in Palästina. Und Nordico-Leiterin Andrea Bina zur aktuellen Ausstellung "Auftritt der Frauen- Künstlerinnen in Linz 1851 – 1950".
Unsichtbar und ausgebeutet: Rumänische Arbeiter in Österreichs Wäldern
Von 2018 bis 2021 sind in Österreich 13 Rumänen bei Forst-Arbeiten ums Leben gekommen. In regionalen und überregionalen Medien ist von tragischen Einzelfällen die Rede. Ein Recherche-Kollektiv bestehend aus den Journalist*innen Christian Bunke, Christof Mackinger, Johannes Greß und Naz Kücüktekin hat die Hintergründe der tödlichen Arbeitsunfälle und die Missstände in der Branche in Österreich und in der rumänischen Heimat der Forstarbeiter recherchiert und auf dossier.at veröffentlicht.
Der Freie Journalist Johannes Greß war am 18. Mai 2022 zu Gast bei der der Veranstaltungsreihe Linke Gespräche und berichtete über die Ergebnisse seiner Recherchen in Rumänien, die ein deutliches Schlaglicht auf die Ausbeutung von Arbeitskräften in der Saison-Arbeit werfen. Sie geben Einblick in das beschwerliche Leben und die prekären Arbeitsbedingungen der Menschen aus Rumänien, die tagtäglich den Knochenjob Forst-Arbeit leisten.
Vor allem für Beschäftigte aus anderen Ländern sind die Arbeitsbedingungen hart: eine hohe Unfallgefahr, niedrige Löhne und Unterkünfte, die oft nur ein alter Wohnwagen im Wald sind, ohne Bad und Toilette. Bei den gefährlichen Forst-Arbeiten kamen allein im Bundesland Kärnten im Jahr 2020 neun rumänische Arbeiter ums Leben. In allen Fällen sprachen die Unternehmen von „tragischen Unfällen“, die auf Eigenverschulden zurückzuführen seien.
„Tun die Unternehmen genug, um Menschenleben zu schützen? Wer profitiert von ausbeuterischen Beschäftigungsverhältnissen? Welche Möglichkeiten haben Arbeitsinspektorate, Gewerkschaften und staatliche Einrichtungen, diese Zustände sichtbar zu machen und zu ändern?“ Dass sind nur einige der Fragen, die Stefanie Breinlinger (KPÖ OÖ) mit dem Journalisten Johannes Greß diskutierte.
Die Veranstaltung von GLB OÖ, Junge Linke und Verein LIBIB wurde von Erich Klinger mitgeschnitten und FROzine zur Verfügung gestellt. Sie hören Ausschnitte daraus. Die ungekürzte Aufnahme gibt es hier.
Den dossier-Artikel „Der Preis des Waldes“ gibt es hier.
Und dazu die Veranstaltungsreihe in Wien, Salzburg, Innsbruck und Linz.
Speakers Tour Rana Shaheen aus Palästina
Von 9. bis 13. Mai 2022 besuchte die internationale Sekretärin des palästinensischen Gewerkschaftsdachverbands (PGFTU), Rana Shaheen, auf Einladung von weltumspannend arbeiten Österreich. Hintergrund dieser Speakers-Tour ist ein Projekt von weltumspannend arbeiten, in dem der PGFTU bei der Entwicklung eines stabilen Sozialversicherungsrechts für Privatangestellte unterstützt wird. Die zentralen Fragen, die dabei behandelt wurden, sind die Rolle der Gewerkschaftsbewegung in den Friedensbemühungen zwischen Israel und Palästina, sowie die Situation von Frauen in der Krisenregion.
Der palästinensische Gewerkschaftsdachverband PGFTU hat traditionell gute Beziehungen zum Dachverband der Gewerkschaften Israels (Histadrut). Die Hälfte der Mitgliedsbeiträge palästinensischer Arbeitnehmer*innen werden seit einem historischen Abkommen der beiden Dachverbände im Jahr 2008 von der Histadrut an die PGFTU überweisen. Beide Organisationen sind Mitglied im Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB), auch der ÖGB pflegt gute Beziehungen zu PGFTU und Histadrut.
Neben den friedenspolitischen Aspekten dieser Speakerstour, spielen in Palästina auch andere Themenbereiche eine wichtige Rolle. Rund 30 Prozent der palästinensischen Bevölkerung leben in Armut.
Nach drei Tagen in Wien kam Rana auch nach Linz. Ich hatte die Freude gemeinsam mit Gudrun Glocker von Südwind und Franziska Cecon, Professorin an der FH OÖ für Public Management auf Einladung von Projektleiterin Sandra Hochholzer von weltumspannend arbeiten Rana Shaheen kennen zu lernen. Da es im Lokal für ein Interview zu laut war hat Sandra tags darauf die Gelegenheit genutzt und ihr einige Fragen gestellt.
Im Interview gibt Rana einen Überblick über die Lage von Arbeiter*innen in Palästina, sowie palästinensischen Arbeiter*innen, die in Israel arbeiten. Es geht außerdem darum, wie Covid-19 die Situation verändert hat, speziell die Situation von Frauen und um die Herausforderungen eine Sozialversicherungssystem aufzubauen. Auch die eingeschränkte Pressefreiheit in Palästina und der Mord der Journalistin Schirin Abu Akle werden thematisiert. Zum Abschluss teilt Rana noch ihre Vision für die Zukunft von Palästina mit uns.
Rana Shaheen ist Gewerkschafterin der Palestinian General Federation of Trade Unions (PGFTU) und lebt in Nablus (Westjordanland, Palästina). Sie ist Leiterin der Internationalen Abteilung und auch für Kontakte mit NGOs zuständig. Rana spricht Arabisch, Englisch und Französisch und ist Mutter von drei Kindern.
Auftritt der Frauen- Künstlerinnen in Linz 1851 – 1950
– so der Titel einer aktuellen Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz, die letzten Donnerstag offiziell eröffnet worden ist. Obwohl Frauen bereits von Anbeginn in den Ausstellungen des Oberösterreichischen Kunstvereins involviert waren, sind ihre Werke und Biografien in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht. Die Ausstellung holt 30 Künstlerinnen vor den Vorhang, erzählt von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und wie es die Frauen trotz allem schafften erfolgreiche Karrieren aufzubauen. FROzine-Redakteurin Marina Wetzlmaier war bei einem Presserundgang vor Ort und hat Nordico-Leiterin Andrea Bina zum Interview getroffen.
Das gesamte Interview mit Andrea Bina und einen akustischen Rundgang durch die Ausstellung mit Gastkuratorin Sabine Fellner hören Sie am Donnerstag in Lentos/Nordico on Air hier auf Radio FRO.
Moderation und Gestaltung: Sigrid Ecker
Hinweis:
13. Armutskonferenz: ES BRENNT! ARMUT BEKÄMPFEN, KLIMA RETTEN
Labs + Konferenz: Building a European Cultural Backbone
Zuletzt geändert am 07.07.22, 12:47 Uhr
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