Metabolismus der Stadt
In dieser Sendung widmen wir uns dem, was wir im Alltag ausblenden, ohne das unser Leben aber beträchtlich anders aussähe - dem Metabolismus der Stadt.
Unter dem Asphalt wird der Platz knapp. Ein Blick auf die Leitungspläne zeigt, wie eng es im Unterbau einer Stadt tatsächlich zugeht. Fernwärme schmiegt sich an Abwasserkanal, dazwischen kreuzen sich Strom, Telefon- und Internetkabel. Wasser- und Gasleitungen drängeln sich durch den verbleibenden Raum.
Von alldem nimmt man an der Oberfläche wenig wahr. Nur unscheinbare, in den Hintergrund des Alltags gerückte Schnittstellen wie Stromverteilerkästen und Kanaldeckel markieren den Übergang zwischen Ober- und Unterwelt. Sie erinnern uns leise daran, dass dort unten überhaupt etwas ist, das uns betrifft. Es betrifft uns so sehr, dass es systemrelevant ist: Ohne die Maschinerie, die im Hintergrund den elementaren Rahmen für städtisches Leben bereitstellt, würde weder die Klospülung der 180 000 Toiletten in Linz noch die Müllabfuhr funktionieren.
Ein Beispiel: Die Abwässer von Linz, 39 Umlandgemeinden und 10 Industrieeinleitern werden durch das 585 km lange Kanalnetz der Linz AG, das für 950 000 Einwohner dimensioniert ist, zur Kläranlage Linz-Asten und von dort in den Unterlauf der Donau gespült. Manche Hauptsammler sind so groß, dass ein LKW darin Platz findet.
Unter diesen Parametern legt das afo – architektruforum oö im Herbst die Spuren des städtischen Stoffwechsels des Organismus Linz frei.
Wir gehen den Fragen nach, welchen Einfluss dieser Metabolismus und seine Infrastruktur auf seine Umwelt hat, was eine wachsende Stadtregion für die notwendigen Strukturen bedeutet, in welche Beziehung dies den städtischen mit dem ländlichen Raum bringt und welche Abhängigkeiten dadurch entstehen.
Das afo verwandelt sich dabei in eine Miniaturdarstellung des Organismus Linz und lässt den Besucher dessen ober- wie auch unterirdische Teile erkunden. Bei Exkursionen zu wichtigen Knotenpunkten und Schnittstellen des Stoffwechsels wie dem Hochbehälter Froschberg verfolgen wir seine Spuren über und unter der Oberfläche.
Sarah Praschak hat den Kurator der Ausstellung, Alexander Gogl, getroffen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Gestaltung der Universität Innsbruck und beschäftigt sich mit territorialen Fragen des städtischen Stoffwechsels.
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Zuletzt geändert am 10.11.22, 10:04 Uhr