Warum ist Radio?
Warum ist überhaupt Radio und nicht vielmehr nichts?” Das könnten wir uns in Abwandlung eines Satzes von Martin Heidegger fragen. Oder auch: “Warum ist überhaupt Freies Radio und nicht vielmehr nur das Übliche?” Derlei Überlegungen können und wollen wir hier naturgemäß nur aus unserem eigenen, sehr subjektiven Alltagsgebrauch des freien Mediums heraus anstellen – und […]
Warum ist überhaupt Radio und nicht vielmehr nichts?” Das könnten wir uns in Abwandlung eines Satzes von Martin Heidegger fragen. Oder auch: “Warum ist überhaupt Freies Radio und nicht vielmehr nur das Übliche?” Derlei Überlegungen können und wollen wir hier naturgemäß nur aus unserem eigenen, sehr subjektiven Alltagsgebrauch des freien Mediums heraus anstellen – und wiederum mit einer Sendung (nämlich dieser) beantworten. Es geht um Resonanz, um nachspürbares Schwingen zur jeweiligen Anregung, um einstweilige Zustände, die hergezeigt werden und als Einladung zum selbst weiter Entwickeln dienen können – sofern jemand davon berührt wird und “der Funke überspringt”. Radio ist seinem Wesen nach Schwingungsübertragung. Und darum ist es auch …
“Das ist eingeschrieben in die DNA”, wie es PeterLicht in seinem “Fluchtstück” formuliert hat, das ja schon seit unseren Anfängen als Radiohasen eine nicht unwesentliche Rolle bei “der fortwährenden Inspiration” spielt – oder eben bei der “Schwingungsanregung”. “Alle Gefühle haben ihre Berechtigung. Gefühle sind wie Katzenwelpen oder frisch geworfene Kinder – sie sind einfach da. Sie haben noch keinen Namen, aber sie brauchen was zum Essen und dass man sie anschaut und wahrnimmt. Und dann brauchen sie es, dass man sich lang mit ihnen beschäftigt, sonst wird nichts aus ihnen. Sonst werden sie wieder ein verdrängter Mulm, aus dem ein Faschismus oder Konsumismus oder sonst irgend ein Scheiß entsteht.” Das wäre eine inhaltliche Möglichkeitsform für so eine Schwingungsweitergabe, bitte, danke, guten Morgen: Phantasiegestalten jenseits des jeweiligen Zeitgeists in ihrer universellen Wirkung erleben. Indem wir einander Geschichten erzählen. Indem wir einander anregen, wie damals als Kinder Welten zu erschaffen und darin Abenteuer zu bestehen, die wir noch dazu ganz und gar selbst bestimmen und verändern können. Und jetzt kommts: Die sind alle nach wie vor in uns, die Kinder, die Welten, die Phantasiewesen – das sind wir selbst, die wir uns zunehmend aus der Weggeschrecktheit unserer Vergewaltung entsteinern.
Apropos Phantasiegestalten und deren Beitrag zur Realitätsveränderung – was ist eigentlich mit Jochen Malmsheimer? Selbst langjähriger Radiomacher im deutschen Bürgerfunk hat er uns immer wieder auf phänomenale Expeditionen ins Reich seiner literarischen Schätze entführt und wir haben das an euch weitergegeben und verteilt. In einem Interview hat er uns einmal gesagt: “Das Spartenradio ist der Tod. Heute kriegt jeder sein Radio, damit bloß nicht mehr umgeschaltet wird, weil die Quote stimmen muss – und das nivelliert natürlich alles ins Bodenlose.” Darum gibt es Freies Radio.
Ich hab als Kind erstaunt davon gelesen …
PS. Aus gegebenem Anlass packen wir in dieser Sendung auch wieder einmal die Lampedusa-Hymne von Giacomo Sferlazzo “Io non ho paura” aus. Eine deutsche Übersetzung haben wir hier gefunden (Seite 5/6) und geben sie hiermit gern weiter.
Zuletzt geändert am 29.09.23, 10:16 Uhr
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