Jasmin Jennefer Juta: gemeinsam gehen
Jasmin ist weit gereist und dennoch stark verwurzelt. Sie fühlt sich an Orten zuhause, wo es warm ist, das soziale Miteinander stimmt und sie keine Schuhe tragen muss um gemeinsam voran zu kommen.
Jasmin ist in einem kleinen Dorf in der Nähe von Völkermarkt „klischeehaft typisch“ als behütetes Landkind aufgewachsen. Sowohl ihre Mutter als auch ihre Großmutter haben in ihrem Leben den Grundstein für mutige Entscheidungen gelegt. Der starke Rückhalt in der Familie ist auch heute noch da. Für sie gilt das Motto: „Wurzeln können Flügel verleihen“.
Als Kind hat sie gerne mit Buben gespielt, denn diese waren ihrer Einschätzung nach „freier“. Der damalige Berufswunsch Ärztin zu werden, entwickelte sich dennoch aus ihrer Mädchen Clique. Sie war unter den ersten Jahrgängen mit Aufnahmetests für dieses Studium. Da sie sich sicher war, dass sie ein Scheitern nicht verkraftet hätte, war sie immer auf der Suche nach eine Plan B. Der kurzfristige Plan B war im ersten Schritt als Au Pair ein Jahr ins Ausland zu gehen.
So kam Jasmin in die Toskana, wo sie das Land und das Leben bis heute sehr zu schätzen weiß. Die Wärme und das soziale Miteinander sind für sie wesentliche Dinge damit sie sich wohlfühlt. Die Gastfamilie war schließlich wegweisend für ihre weiteren beruflichen Entscheidungen, denn die Gastmutter war Ärztin und hatte einen sehr stressigen Alltag. Das war in ihrer Beobachtung sehr abschreckend. Der Gastvater hingegen war selbständiger Architekt und hat im Haus gearbeitet. Die vielen Bücher, die Mischung aus kreativem Arbeiten, technischem Wissen und praktischem Tun haben Jasmin fasziniert. Als sie dann bei einem Heimataufenthalt den Tag der offenen Tür für das Studium Architektur an der FH Kärnten besucht hat, hat sich ihr Berufswunsch rasch gewandelt. Aus einem Plan B wurde rasch der Plan A. Jasmin hat dann Architektur studiert und schon während des Studiums am Studiengang gearbeitet. Besonders ihr Interesse für das Themenfeld „Architekturvermittlung“ hat sich zu dieser Zeit entwickelt. Umso logischer war dann auch die Beschäftigung damit in ihrer Diplomarbeit.
Der Studiengang engagiert sich bereits seit Jahren in einem Schulbauprojekt in Südafrika. Jasmin hatte die Möglichkeit sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin vor Ort einzubringen. Sie beschreibt ihre Ankunft so, dass sie das Gefühl hatte „hier war ich schon einmal“. Und auch das Kennenlernen mit ihrem heutigen Mann Melem war ähnlich. Selbst die Studierenden haben beobachtet, dass sie sich im Wesen sehr ähnlich sind, fast so als wären sie Geschwister.
Nach ihrer Rückkehr in Österreich begann für Jasmin ein Jahr der Umorientierung und bei gegenseitigen Besuchen in den beiden Heimatländern wurde der Umzug nach Südafrika beschlossen und sogleich organsiert. Jasmin nutzte die Chance im Rahmen einer Bildungskarenz Grafik- und Webdesign zu studieren und somit auch beruflich eine Fokussierung in Richtung ihrer Leidenschaft zu absolvieren. Die Vermittlung von Themen ist ihr auf vielen Ebenen ein wichtiges Anliegen. Nachdem sie ihr Hab und Gut verkauft und alle bürokratischen Hürden gemeistert hatte, zog sie im März 2019 nach Südafrika.
Von da an ging es in großen Schritten weiter, wie sie lächelnd erzählt: „Wenn du eh zusammenbleiben willst, warum nicht gleich heiraten?“, und so haben sie in kleinem Kreis und nach typischen Ritualen geheiratet. Nach einem Monat passierte, dass eigentlich bis dahin Unmögliche: Jasmin war schwanger. Unmöglich deshalb, weil ihr das viele Ärztinnen aufgrund ihrer komplexen Krankheitsgeschichte schon sehr früh versagt hatten. Umso größer war die Freude und die Überlegungen einer ganz neuen Zukunft entwickelten sich. Im siebten Monat der Schwangerschaft kam die Rückkehr nach Österreich. Während Corona mit der Geburt einer weiteren Tochter und nach der Zwischenstation bei Jasmins Eltern führte ihr Weg weiter nach Klagenfurt. Heute leben die vier in einer Altbauwohnung, die auf zwei Ebenen (Kinder und Erwachsene) funktioniert und genutzt wird.
Am niedrigen Tisch im Arbeitszimmer, an dem wir unser Gespräch mit ihr geführt haben, sitzt sie normalerweise mit ihren beiden Kindern im Coworking Space. Sie arbeitet an ihren Projekten und die beiden Mädchen spielen, arbeiten und beschäftigen sich auf ihrer Ebene mit unterschiedlichsten Materialien und Dingen, die Jasmin liebevoll arrangiert hat. Beruflich steht der nächste große Schritt in die Selbständigkeit bevor. Die Jungfamilie fasst Wurzeln, um ihren Kindern denselben Mut und die Flügel zu verleihen, wie Jasmin es mitbekommen hat.
Wir wünschen euch alles Gute und weitere große gemeinsame Schritte!
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Zuletzt geändert am 16.01.24, 11:51 Uhr
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