Studiogespräch mit Robert Schrempf; Aktuelle Meldung Ybbstalbahn
Robert Schrempf als Studiogast im ausführlichen Live-Gespräch und Aktuelles zur Ybbstalbahn.
Robert Schrempf ist Journalist und Sachbuchautor. Er schreibt u.a. für die Fachzeitschrift Regionale Schienen. Publikationen gibt es von ihm u.a. zur Pöstlingbergbahn, aber auch zur Linzer Nahverkehrsdrehscheibe (gemeinsam mit Christian Hager).
Schrempf beschäftigt sich in seiner journalistischen und publizistischen Tätigkeit durchaus intensiv mit Straßenbahnen, auch weit über die Landesgrenzen hinaus, so befasste er sich u.a. mit verschiedenen Straßenbahnsystemen in Europa, auch mit deren gestalterischem Umfeld.
Aber auch die Himmelstreppe der Mariazellerbahn bzw. die geplante Stadt-Regional-Bahn in Gmunden waren zuletzt Themen in seinen Artikeln.
(Einiges davon ist im Netz nachzulesen unter http://www.regionale-schienen.at/ )
Am Beginn der Sendung zwei Kurzmeldungen – zur Ybbstalbahn (s.u.) und eine von Peter Baalmann (Verein Fahrgast OÖ/ProBahn) übermittelte Mitteilung: Vor wenigen Tagen, zu Beginn des Faschingshöhepunktes an „Wieverfastelovend“ (d.i. der unsinnige Donnerstag) wurde im Bergischen Land ein weiterer Abschnitt der Volmetalbahn bzw. Oberbergischen Bahn wieder in Betrieb genommen. Diese ursprünglich die Städte Hagen u. Köln verbindende Bahnstrecke wurde 1986/87 zwischen Brügge (Westf.) u. Gummersbach (32 km) im Personenverkehr stillgelegt u. so in 2 Rumpfabschnitte zerlegt. Bereits 2003 wurde der Abschnitt Gummersbach – Marienheide (8 km) u. eben kürzlich Marienheide – Meinerzhagen (9 km; 21.000 Einwohner) wieder in Betrieb genommen. 2016 soll der Lückenschluß zwischen Meinerzhagen u. Brügge (15 km) erfolgen. Den Verkehr betreibt die DB Regio NRW.
Fotos siehe: http://riedelfoto.de/strecken-und-landschaft/30-aktuelles-von-der-volmetalbahn.html
Im daran anschließenden längeren Gespräch mit Robert Schrempf habe ich ausführlich über die Zukunft der Mühlkreisbahn gesprochen und diskutiert, also Regio-Tram versus Erhaltung der Mühlkreisbahn als normalspuriger Eisenbahnstrecke.
Ein weiteres Thema war die Zukunft der Regionalbahnen in OÖ.
Auch die 2. Straßenbahnachse in Linz kam kurz zur Sprache.
Ein Termin: am Freitag, 7. März, 16 Uhr, findet in Opponitz, vom Bruckwirt/Gh. Tazreiter ausgehend, eine neuerliche Kundgebung statt.
Anreise ab Linz: 14.30 IC Richtung Wien bis Amstetten, vom gegenüberliegenden Bahnsteig aus Weiterfahrt um 15.05 mit Regionalzug Richtung Kastenreith bis Waidhofen/Ybbs, Ankunft 15.30, Weiterfahrt mit Bus MO1 Richtung Lunz bis Opponitz Busbahnhof, Ankunft 15.59, vom Busbahnhof aus sind es nur ein paar Schritte Richtung Ort bis zum Bruckwirt.
(Anreise aus Richtung Wien mit IC Richtung Salzburg und selben Anschlüssen in Amstetten und Waidhofen/Ybbs).
Trotz anhaltender Bemühungen vieler Menschen, vor allem aus dem Ybbstal selbst, wurde heute durch die Fa. Bahnbau Swietelsky damit begonnen, vom Bahnhof Opponitz ausgehend weitere Gleisanlagen zu demontieren.
Auch das bereits am 5. Februar erfolgte Angebot einer Bietergemeinschaft aus Bahnfreundinnen und –freunden, die Strecken zwischen Gstadt und Hollenstein bzw. Ybbsitz um einen Betrag von mindestens 500.000 € anzukaufen, blieb letztlich erfolglos.
Die Ignoranz und politische Willkür reicht von den “schwarzen” VertreterInnen im Gemeinderat von Waidhofen/Ybbs, die am 24.2. geschlossen einen Antrag der in gleicher Stimmenstärke vertretenen Opposition, die verbleibenden Strecken zu erhalten, ablehnten, bis hin zu LH Pröll, der zu Gesprächen nur in Vorwahlzeiten bereit war. Besonders zu erwähnen sind jedoch die Bürgermeister Ploderer (Lunz am See/ÖVP) und Schagerl (St. Georgen am Reith/SPÖ, zudem Landtagsabgeordneter), die als Proponenten des Radwegevereins das Zerstörungswerk “um jeden Preis” durchziehen.
Für den Radweg auf der Bahntrasse nimmt man auch die Zerstörung erst vor wenigen Jahren um 20 Millionen Euro erneuerter Gleisanlagen in Kauf. Übrigens: das für den Radweg vorgesehene Trassenband wurde dem Radwegeverein um 1 Euro überlassen. Dafür darf dieser für die NÖVOG, NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft, jetzt auch die Drecksarbeit übernehmen. Angeblich möchte die NÖVOG einen Teil der demontierten Gleise für die City-Bahn Waidhofen und die Waldviertler Schmalspurbahnen verwenden. Sollte das stimmen, mag sich das für die NÖVOG rechnen, volkswirtschaftlich betrachtet ist die ja über die erwähnten 20 Mio. hinausgehende Zerstörung von teils neuwertiger, jedenfalls noch sinnvoll zu nutzender Infrastruktur eine Vorgangsweise, die manche als “kriminell” bezeichnen mögen.
Abgesehen davon, dass man mit der Zerstörung der Ybbstalbahn auch der Region großen Schaden zufügt, ist bei der derzeitigen Trassierung des Radwegs nicht einmal gesichert, dass dieser überhaupt gebaut werden darf, schließlich wären im Gegensatz zum Eisenbahnbetrieb umfangreiche Sicherungsmaßnahmen z.B. gegen Steinschlag erforderlich, auch wasserrechtliche Bewilligungen fehlen usw.
Was im Ybbstal vor sich geht, ist ein trauriges Lehrstück für den Umgang mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern, ist letztlich auch eine Bankrotterklärung für demokratische Verhältnisse, die zumindest dort einsetzen müssten, wo inzwischen gar nicht so wenige Menschen aus der Region eine andere Vorstellung davon haben, wie die Zukunft aussehen soll, als “ihre politischen Vertreter”, deren Legitimation mir anhand des jahrelangen Hinhaltens von Menschen, die mit konkreten Vorstellungen und Projekten politische (Fehl-)Entscheidungen korrigiert sehen wollten, eindeutig nicht mehr gegeben scheint.
Sicher sind nicht alle Menschen im Ybbstal (und darüber hinaus) für den Erhalt der Bahn, manche wollen inzwischen weder von Radweg noch von Bahnerhalt etwas wissen, aber es nimmt erstens die Zahl jener Menschen zu, die mitbekommen und be-greifen, wie hier mit Gemein-Eigentum umgegangen wird, und zweitens ist es vor allem durch das Engagement vieler Menschen aus der Region eine Angelegenheit geworden, die Politiker (es sind, vor allem an bestimmenden Positionen, vor allem Männer) mit Verstand und Augenmaß anders handhaben würden als im Ybbstal bzw. im NÖ. Landtag.
Fraktionszwang und Parteidisziplin stellen sich auf sämtlichen politischen Ebenen immer stärker als demokratiegefährdend heraus, Gehorsam statt Überzeugung heißt die Parole.
Nun bin ich zwar zugegebenermaßen “parteiisch”, aber auch bei Betrachtung aus der Distanz sind mir die Argumente der “Radweg auf Bahntrasse-Befürworter” zu fadenscheinig, jedenfalls bei weitem nicht überzeugend genug, um es nicht wenigstens auszuprobieren, ob es mit Erhalt der Bahn nicht doch besser läuft. Sicherlich, so wie die Ybbstalbahn in ihren letzten Jahren, von den ÖBB ungeliebt, von der zumeist auto- bzw. buslastigen Verkehrsplanung des Landes NÖ unter Prof. Zibuschka ebenfalls als nur mehr zusperrwürdig erachtet, unterwegs war, mit langzeitigen Streckenunterbrechungen, einmal den ganzen Sommer hindurch, womit viel an Reisenden abhanden kam, war es bei oberflächlicher Betrachtung nahe liegend, dieser Bahn keine Zukunft mehr zuzugestehen.
Dass allerdings eine instandgesetzte Bahn mit den Verhältnissen angepassten, aber dennoch attraktiven Fahrplänen, trotz höherer Kosten als beim Bus durch Umwegrentabilität – mehr Fahrgäste, mehr Gäste im Tourismus – der Region mehr bringen würde als der vermeintlich billige Bus, der für viele, egal, ob Einheimische oder Gäste, weniger attraktiv ist, wurde nicht mehr in Betracht gezogen. Da nützte es auch nichts, dass man Politikern aus dem Ybbstal die Pinzgaubahn mittels einer Exkursion als Beispiel für eine unter anderer Führung aufblühende Bahn vor Augen führte, im Sinne von: im kleineren Maßstab ginge das bei uns – im Ybbstal – auch.
Die Zusperrer und Eliminierer von Eisenbahnen – denen noch immer der “Makel” der roten Flecken anhaftet, die es nach Möglichkeit zu entfernen gilt – haben sich durchgesetzt, auch Dank Parteiräson der Schwarzen und weiterem Verrat der “Roten” an ihren vormaligen Idealen. Einigen “roten Flecken” soll es ja auch in OÖ ab 2017 an den Kragen gehen, wenn man den Straßenbaufetischisten Hiesl mit seinem Spruch von den “stingadn Erdöpfn”, die das Land OÖ nicht übernehmen will, gemeint waren Hausruckbahn, Almtalbahn und Aschacher Bahn, ernst nimmt, was man alleine angesichts seiner Expansionspolitik im Straßenbau jedenfalls sollte.
Zurück zum Ybbstal: die Radweg auf Bahntrasse-Befürwortenden argumentieren ja neuerlich auch mit der Aufwertung des Radverkehrs in ihren Gemeinden, also mit einer umweltpolitischen Maßnahme, die Menschen dazu bewegen wird, künftig zumindest im Nahbereich das Fahrrad stärker zu benützen.
Dagegen spricht, leider angesichts der fortschreitenden Zerstörung der Schienenwege zusehends nur mehr theoretisch, dass es in vielen Gemeinden des Ybbstales mit Sicherheit keiner absurden Logik der Zerstörung von Eisenbahninfrastruktur bedarf, um das Radfahren im Nahbereich attraktiver und sicherer zu machen, u.a. weil es bereits bestehende Wege gibt, abgesehen davon, dass die Förderung des Radverkehrs auch mit einer Attraktivierung des Angebotes im Öffentlichen Personenverkehr verknüpft sein muss, um die Menschen vom Autofahren abzubringen, weil letztlich die größte Gefährdung der Radfahrenden und zu Fuß Gehenden “die Autos” sind, deren Lenkerinnen und Lenkern selbstverständlich auch legal überhöhte Geschwindigkeiten und ein immenser Platzverbrauch zugestanden werden.
Und dieser Logik folgend, möchte man “natürlich” dort, zwischen Gstadt und Opponitz, wo es schon für die Straße eng wird und man einen Radweg im Bereich der Straße nur mit aufwändigen Kunstbauten bzw. einer radikalen Entschärfung des Individualverkehrs zustande bringen könnte, mit besonderer Vorliebe die Bahn weg haben, wobei es im Bereich des “Ofenlochs” noch ungelöste Probleme mit der erforderlichen Fahrbahnbreite des Radwegs gibt, die man auf der derzeitigen Bahntrasse nicht erreichen könnte.
Doch abgesehen von diesen Spitzfindigkeiten halte ich es für eine Idiotie sondergleichen, eine nicht nur im Tourismusbetrieb zukunftsfähige Bahn zu eliminieren und somit das einzige Verkehrsmittel das bei entsprechender Attraktivierung BewohnerInnen und Gäste der Region dazu “verleiten” könnte, auf umweltverträgliche Art und Weise unterwegs zu sein. Ein besonderes Paradoxon stellt übrigens die Tatsache dar, dass die 1988 von den ÖBB eingestellte und seit 1990 von der ÖGLB (Österr. Gesellschaft für Lokalbahnen) im Museumsbetrieb geführte Bergstrecke von Kienberg-Gaming (seit Dezember 2010 ohne Anschluss ans Eisenbahnnetz) nach Lunz am See – im Vorjahr erweitert um das Streckenstück bis Göstling – beispielsweise vom Lunzer Bürgermeister, Ploderer, der maßgeblich an der Zerstörung der Talstrecke beteiligt ist, als Tourismusfaktor angesehen wird. Das waren auch die bis zur Einstellung regelmäßig verkehrenden Sonderzüge auf der Talstrecke und darüber hinaus, auch die Planzüge ab Waidhofen/Ybbs, die, wenn nicht, gerade fast schon mutwillig, wie in den letzten Jahren, monatelange Streckenunterbrechungen wegen verhältnismäßig geringer Schäden an der Strecke anstanden, vor allem an Wochenenden oder im Sommer ganze Reisegruppen nach Lunz brachten.
Eine Streckenskizze zur Veranschaulichung findet sich unter http://www.lokalbahnen.at/bergstrecke/ weiters Die Bahn/Strecke/Übersichtskarte
Der neueste Stand der Dinge ist nachzulesen unter http://kubus.soup.io/ sowie www.ybbstalbahn.at
Zuletzt geändert am 11.02.20, 11:37 Uhr
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