blind gang boom
once we were golden
Tief in der Erde vergraben wartet ein Blindgänger darauf, endlich seine ureigenste Aufgabe erfüllen zu dürfen: explodieren. Aber er liegt seit Jahren im Boden und kann sich nicht bewegen, weder vor noch zurück, weder detonieren noch verrotten. Er steckt fest.
Er ist gekommen, um zu explodieren. Aber über die Jahre hat es sich der Blindgänger gemütlich gemacht in der Erde, tief unter dem ein wenig desinteressierten Weizenfeld. Aber dann wird er plötzlich gefunden von Lady Die, die barfuß gehend auf Dinge aufmerksam machen soll und einem Maulwurf – da unten mindestens genauso zuhause wie der Blindgänger – der eigentlich
nur seinen Job machen will. Gegenseitig konfrontieren sich die drei mit all den Rollen, die sie in einer Gesellschaft spielen, die über 100.000 Blindgänger allein in Deutschland und Österreich vergraben hat und sie jetzt lieber vergessen würde. Die Autorin und Regisseurin des Stücks, Eleonore Khuen-Belasi, geht in ihrem neuen Stück mit Gewaltfantasien und patriarchaler Kriegslogik ins Gericht. Sie hinterfragt in einer scharfzüngigen wie intimen Dreierconférence den Impuls des Zuschüttens unangenehmer Vergangenheiten, die für die drei Gestalten auf der Bühne immer noch gegenwärtig sind. Kurz gesagt: Sie untersucht die Bombe, die nach wie vor in unserer Gesellschaft ruht.
Wir hören in dieser Sendung hinein ins Stück und lauschen den Gedanken der Regisseurin selbst sowie Silke Dörner (künstlerische Leitung), Matthias Kreitner (Dramaturgie) und Marie Sturminger (Ausstattung).
Durch die Sendung führt Sarah Mo Praschak.
Zuletzt geändert am 20.04.23, 09:12 Uhr