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Zu hören am Fr 28. Feb 2025 / 18 Uhr
FROzine

Chronisch Ignoriert – Die Krankheit ME

Die Stimmlagen diesmal von Radio FRO aus Linz: Von Myalgische Enzephalomyelitis Betroffene und Angehörige wünschen sich endlich Versorgung. Mädchen sollen eine positivere Selbstwahrnehmung in einem Workshop lernen.

Bericht von der Premiere von Chronisch Ignoriert

Myalgische Enzephalomyelitis, kurz ME genannt, ist eine schwere Multisystemerkrankung. Symptome können unter anderem sein:

  • physiologischen Energiemangel (Post-Exertional Malaise)
  • Schlafstörungen
  • Schmerzen
  • neuro-kognitive Beeinträchtigungen
  • Reizempfindlichkeit (Licht, Geräusche, Berührungen)
  • Störungen des autonomen Nervensystems, des Immunsystems und der Neuroendokrinologie
  • posturale Tachykardiesyndrom (POTS, Personen leiden an Schwindel, sobald sie vom Liegen in eine aufrechte Position wechseln)

ME ist seit 1969 bekannt, bis heute gibt es keine Heilung und keine Therapien. In einem neuen Dokumentarfilm mit dem Namen „Chronisch Ignoriert“ werden jetzt die Lebensrealitäten von Menschen beleuchtet, die an ME erkrankt sind. Es kommen Betroffene zu Wort und ebenso Expert*innen aus Medizin, Wissenschaft und Politik. Der Film hat am 19. Februar im Filmcasino in Wien Premiere gefeiert. Nach der Premiere hat Aylin Yilmaz Interviews mit ein paar der Protagonist*innen gemacht. Michael Stingl ist Neurologe und einer der wenigen Personen, die sich in Österreich im medizinischen Bereich mit ME auskennen. Er meint, dass zwar die Wissenschaft zeigt, dass ME eine neurologische Erkrankung ist, aber viele Ärzt*innen es noch als psychosomatische Krankheit ansehen. Dabei kann es passieren, dass Therapien verordnet werden, die den Patient*innen mehr schaden als helfen.

Sabine Hermisson ist Mutter von Mila, einer schwerstbetroffenen jungen Frau, die Protagonistin im Film ist. Hermisson wünscht sich, dass die Gesellschaft nicht auf die erkrankten Menschen vergisst. Es existiert der Hashtag #MillionsMissing, der aufzeigen soll, wie die schwerkranken Menschen aus dem Alltag verschwinden, weil sie oft nur mehr in abgedunkelten Räumen liegen können, mit kaum Kontakt zur Außenwelt.

Matthias Mollner ist ebenfalls Angehöriger. Seine, leider mittlerweile verstorbene, Partnerin Judith Schoßböck war auch Teil der Dokumentation. Den beiden war es wichtig, die kleinen Momente zu genießen und immer in Kontakt zu bleiben, auch wenn das hauptsächlich über kurze Textnachrichten geschah, da Schoßböck kaum mehr Kontakt zur Außenwelt ausgehalten hat. Familie und Freund*innen werden am 3. Mai eine Gedenkfeier und sammeln gleichzeitig Spenden für die Forschung an ME. Dieses Event ist für alle offen, Informationen dazu gibt es hier.

Mehr zu ME finden Sie bei der Österreichischen Gesellschaft für MECFS.

Chronisch Ignoriert kann hier in der Arte Mediathek bis zum 26. März 2025 angesehen werden.

In Schulen gegen Bodyshaming vorgehen

Im Workshop „Entzauberung“ von Proges, einer non-profit Organisation im Gesundheitsbereich, soll Mädchen im Alter von 10 bis 15 Jahren beigebracht werden, sich in ihrem Körper wohlzufühlen. In sozialen Medien werden unrealistische Schönheitsideale gezeigt und gefeiert. Wen man diesen nicht entspricht, kann sich das negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Laut der europäische Kinder- und Jugendgesundheitsstudie Health Behaviour in school aged children (HBSC ), empfinden sich 40% der Mädchen als zu dick, unabhängig vom tatsächlichen Gewicht. Auch mehr Mädchen als Buben würden an psychischen Beschwerden leiden und hätten ein weniger gutes emotionales Wohlbefinden.

In dem 4-stündigen Workshop lernen die Mädchen, die Wirkung von Körpernormen und Schönheitsidealen kritisch zu betrachten und diesen reflektiert zu begegnen. Workshopleiterin Susanne Landmann berichtet, dass es vielen Mädchen schwer fallen würde, Komplimente zu finden, die sich nicht auf das Äußere beziehen würden. Hier Ideenzu sammeln und sich gegenseitig positiv zu bestärken ist ein Aspekt von Entzauberung.

Stefanie Ostermann merkt an, dass die Mädchen sehr aufgeklärt darüber wären, bei welchen Fotos und Videos Filter eingesetzt wurden. Trotz dieses Wissens, dass vieles nicht so real ist wie es scheint, ließen sie sich von solchen Schönheitsnormen beeinflussen. Idealerweise würden die Mädchen mit einem erstarkten Selbstbewusstsein sein den Workshop verlassen und das Wissen mitnehmen, dass sie gut sind, genauso wie sie sind.

 

Mehr Informationen zum Infomagazin der Freien Radios in Österreich unter stimmlagen.at

Zuletzt geändert am 27.02.25, 10:16 Uhr

Zu hören am Fr 28. Feb 2025 / 18 Uhr

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