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Die zunehmende Globalisierung in Ökonomie und Politik braucht internationale Zusammenarbeit im unabhängigen Medien und Content-Bereich.
Die Veröffentlichung von unabhängigen Informationen und Inhalten abseits kommerzieller Infoströme stößt an eine Reihe von Grenzen. Knappe Zeit- und Personalressourcen, die kaum nachvollziehbare Geschwindigkeit der technischen Entwicklungen sowie die Folgen von Globalisierung und Kommerzialisierung sind nur einige Probleme, mit denen insbesondere unabhängige Medien- und Content-Anbieter zu kämpfen haben. Trotz zunehmender Vernetzung, trotz international agierender Initiativen, Einzelpersonen und Organisationen wie etwa Indymedia sind Kontinuität und Aufrechterhaltung der Vermittlung nichtkommerzieller Inhalte schwierig zu organisieren.
Die Kollaboration zur gemeinsamen Entwicklung von Technologien, um künstlerische und auch politische Inhalte dauerhaft und vor allem wirkungsvoll medial zu transportieren, sowie die Initiierung und Attraktivierung der unterschiedlichen Medienplattformen (von Radio bis zu Internet) sind ein möglicher Weg, sich der Komplexität dieser Vorgänge anzunähern und so der Informationsfreiheit neuen Raum zu geben. "Take over systems, connects systems" ist in diesem Sinne auch als Aufruf für im Sektor bereits arbeitende Organisationen, Personen und Initiativen gedacht, konkrete Zusammenarbeit zu diskutieren und zu initiieren.
Die künstlerischen Interventionen gegenwärtiger Medienkunstprojekte und so auch von Radio FRO sind darauf ausgelegt, die bestehenden Systeme anzupassen und schließlich weiterzuentwickeln. Damit werden die Voraussetzungen für neue kreative und künstlerische (Frei)Räume hergestellt. Freiräume, die politisch unabhängig bespielbar und keinem vordergründigen kommerziellen Verwertungsinteresse ausgesetzt sind.
Gradmesser für solche Freiraumes wird aber wohl die Frage der Kontinuität und der Präsenz sein. Unzählige tote Sites und Software-Projekte zeigen dies auf. Das Scheitern ist regelmäßig mit Ressourcenknappheit verbunden. Durch Kollaboration und der Verknüpfung funktionierender Produktions- oder Publikationseinheiten können Qualität, Kontinuität und Alternativen aber gesichert werden. Je komplexer und umfassender die Kollaboration, desto größer wird auch die Chance auf Kontinuität sein.
In open circels werden mit Impulsreferaten und Projektpräsentationen internationaler ExpertInnen inputs geliefert. Die circels sind auch für Interessierte offen. In 3 Foren werden technische, inhaltliche und Fragen der Nachhaltigkeit und Zusammenarbeit diskutiert.
Im technischen Bereich ist die Kernaufgabenstellung, wie mit geringem Ressourcenaufwand verlässlich und automatisiert Content Austausch stattfinden kann. Die wesentlichen 3 zu verknüpfenden Elemente sind Sendersteuerungen, Datenbanken und publishing-systeme. Mit Steuerungen können Radio oder TV-Kanäle automatisiert betrieben werden. Mithilfe von Programmplänen können Audio/Videofiles von unterschiedlichen Quellen abgespielt werden. Präsentierte Beispiele werden radioqualias frequencyclock oder Radio FRO´s Fromat sein. Als zweites Bauteil fungieren webbasierende Audio/Video Datenbanken. Sie dienen vor allem zur systematischen Archivierung von Inhalten. Neuester launch im Kunstbereich ist meta.orang.org, eine Metadatenbank, in der von einem offenen Redaktionskollektiv Text, Audio und Video verknüpft werden, konzipiert und umgesetzt von Frank Kunkel und Thomax Kaulmann, die ihre Arbeit präsentieren werden. Die dritte Komponente ist ein "bullet import system", ein Redaktionssystem, mit dessen Hilfe in einem fixen Layout-Rahmen publiziert wird. Ein opensource-Beispiel wäre Micz Flor´s und seiner Kollegen Entwicklung , Stationiert in Prag und Basis etwa für die Online-Agentur Transition Online. Ziel ist es nun, diese drei Komponenten so zu verknüpfen, um etwa den vollautomatisierten Austausch von Radiosendungen zu ermöglichen.
Die Themen, mit denen mediale Netzwerke und Informationsplattformen arbeiten, sind vielfach international ausgerichtet und damit auch für eine internationale Öffentlichkeit interessant. Angefangen natürlich von Globalisierungsthematiken, die von einem internationalen Movement behandelt werden und mit indymedia auch über einen Medienflügel verfügen, über neueste Strömungen in der Streamingszene - wie im Xchange Network bis zum voix sans frontiers Netzwerk der AMARC, dem Weltdachverband der Comunityradios. Die genannten Beispiele arbeiten mit unterschiedlichen Ansätzen in Formatfragen - das heißt von der Dauer der Beiträge etwa oder der Kontinuität und Regelmäßigkeit der Sendungen sind unterschiedliche Lösungen in Verwendung. Auch im Formatbereich wird eine funktionierende Koordination eine wesentliche Aufgabe für die Zukunft sein.
Neben den relevanten technischen Fragen in diesem Zusammenhang werden auch die verschiedenen inhaltlichen,
politischen und ökonomischen Aspekte und Perspektiven unabhängiger Medien- und Informationsnetzwerke diskutiert:
Wie sehen die spezifischen politischen und gesellschaftlichen Strukturen und Hintergründe in diesem Bereich aus?
Darüber hinaus stellt sich auch die Frage nach den ökonomischen Hintergründen unabhängiger
Medien- und Informationsnetzwerke?
Welche Arbeitsweisen und Anliegen stehen hinter international agierenden Netzwerken wie NoBorder oder der
VolxTheaterKarwane?
Gerade die Ereignisse um Genua und Salzburg haben gezeigt, dass eine breite und vor allem auch tiefgreifende
inhaltliche und thematische Auseinandersetzung mit den Forderungen der GlobalisierungsgegnerInnen funktionierende
Informationsnetzwerke braucht.
NoBorder und Indymedia werden gemeinsam mit Freien Radios am 1. und 2. September am Hauptplatz in Linz einen
Medienbus betreiben und umfangreiche Materialien zu verschiedenen Globalisierungskampagnien von Indymedia,
Globalisierungsgegnersites, Filmaufzeichnungen der Protest-Demonstationen in Salzburg oder Genua zeigen. Vor
allem kann man mitMedienaktivistInnen über ihre Arbeit und Sicht der Dinge diskutieren.
Take Over Systems/Connect Systems ist eine Initiative von Radio FRO in Zusammenarbeit mit radioqualia (AUS), und Freien Radios aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Georg Ritter & Alexander Baratsits