Daria & Muriel & Tanja: Studieren am Land
Daria, Muriel und Tanja verbringen ein RURASMUS Auf’s-Land-Semester im Salzkammergut und beschäftigen sich mit aktuellen Fragestellungen in drei unterschiedlichen Orten.
Wir haben uns mit drei jungen Frauen in einer leerstehenden Schule in Ebensee getroffen. Sie nehmen an einem neuen Studienprogramm teil, in dem Studierende ihr akademischen Wissen im ländlichen Raum anwenden. Rurasmus ist ein Auf’s-Land-Semester in dem Studierenden nicht in bekannte europäische Studentenstädte gehen, sondern ein Semester in einer Gemeinde im europäischen ländlichen Raum leben und arbeiten. Dort werden sie von „buddies“ unterstützt und bekommen Wohn- und Arbeitsraum kostenfrei zur Verfügung gestellt. RURASMUS im Salzkammergut ist Teil des Programms anlässlich der Kulturhauptstadt Europas 2024 und aktuell arbeiten dort sechs Studierende an Projekten zum Überthema „Neues Wohnen im ländlichen Raum“.
Daria Kariakina: Bad Ischl
Daria kommt ursprünglich aus St. Petersburg, hat dort eine deutsche Schule besucht und ist vor 5 Jahren alleine nach Berlin gezogen. Das war ihre bisher größte Entscheidung in ihrem Leben, die ihr trotzdem verhältnismäßig leicht gefallen ist.
In der Millionenstadt St. Petersburg ist Daria gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem Bruder, der Uroma und einer Schildkröte in einer Wohnung im 16. Stock aufgewachsen. In der Schule gab es viel Kulturprogramm mit Exkursionen, Theater u.ä. um die dauerhafte Kulturhauptstadt Russlands kennenzulernen. Besonders das Fach Stadtgeschichte hat sie fasziniert. Da sie sich für so viele Themen begeistern kann und ihr Studienfach Stadtplanung ist genau an der Schnittstelle ihrer Interessensgebiete. Mit dem Rurasmus-Semester will sie ihre Wissenslücke zum Planen im ländlichen Raum schließen.
Im Bad Ischl beschäftigt sie sich mit dem Stadtteil und hat die Aufgabe über Methoden zur sozialen Durchmischung nachzudenken. Sie wohnt selbst in einem der Wohnbauten und kann deshalb gut Feldforschung betreiben. Der Austausch mit der Bürgermeisterin oder die Präsentation vor dem Bauausschuss sind neue Erfahrungen die sie macht. Daria möchte am Ende des Semesters eine Art Zukunftsanleitung in Form eines Handbuches oder Plakaten hinterlassen. Sie hofft, dass diese Inspirationsquellen für zukünftige Entwicklungen sein können.
Tanja Stapelbroek: Ebensee
Tanja ist am Land in Nordrheinwestfalen in einem Einfamilienhaus groß geworden. Architektur hat sie immer schon fasziniert und sie studiert aktuell Urbanistik. Der Weg dorthin hatte mehrere Entwicklungsschritte, und jede Erkenntnis hat sie ein Stückchen weiter gebracht. Die sozialen Aspekte der Architektur haben sie schließlich zum aktuellen Studium an der Bauhaus Uni in Weimar gebracht. Wie es nach dem Rurasmus-Semester weitergeht, weiß sie noch nicht.
In Ebensee beschäftigt sie sich mit dem Leerstands-Thema der Marktgasse, die historisch eine zentrale Bedeutung hatte aber aktuell zu 50% leer steht. Sie hat die Möglichkeit unterschiedliche Methoden auszuprobieren und so versucht sie durch Gespräche, Workshops und Veranstaltungen ein Netzwerk zu knüpfen. Leerstand lässt sich nur gemeinsam bekämpfen. Vor Ort ist sie Teil eines Lokale Agenda Prozesses. Sie hat die Möglichkeit bekommen in einem der leerstehenden Geschäftslokale zu arbeiten und hatte dort schon unzählige Gespräche, die sie als sehr wertschätzend und wertvoll beschreibt. Ende Juni möchte sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen in einer Zukunftsanleitung zusammengefasst haben. Für ihre Masterarbeit werden diese noch mit den notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen ergänzt. Diese vielen Gespräche sind vermutlich auch der Grund, warum das erste, das ihr bei Menschen auffällt die Stimme ist.
Muriel Beringer: Grundlsee
Muriel ist in einem Mehrgenerationenhaus in Niederbayern aufgewachsen. Ihr Opa hatte einen Malerbetrieb und sie hat dadurch viel Kreativität in ihrer Familie mitbekommen. Sie hat eine soziale, gestalterische und handwerkliche Ader und hat darüber hinaus noch sehr viele Interessen die bis zur Wirtschaft reichen. Muriel studiert in Stuttgart Architektur und Stadtplanung, und ihr Studienfach vereint diese vielen Interessen sehr gut. Muriel hat sich für ein Rurasmus Semester entschieden, weil sie das Bearbeiten von Lebensgrundlagen und sozialem Gefügen im ländlichen Raum total spannend findet.
Als sie entdeckte, dass Grundlsee am Rurasmus Programm teilnimmt war das wie ein Schrei an sie, denn Muriel verbringt ihre Ferien und Urlaube seit ihrer Kindheit an diesem „Seelenort“. Deshalb hatte sie zu Beginn auch etwas Angst, dass die fachliche Auseinandersetzung mit dem Ort ihre Sichtweise verändern könnte. Das Gegenteil ist der Fall, sie hat die Möglichkeit den Ort intensiver kennenzulernen. Muriel wohnt vor Ort bei einer Gastfamilie und beschäftigt sich mit mindergenutzten Gebäuden in Grundlsee. ES geht darum neue Wohnmodell zu denken. Sie schätzt den Austausch und die vielen Gespräche, bringt sich bei Brauchtums- und Freizeitangeboten ein und hofft insgeheim, dass sie einen Weg findet langfristig zu bleiben. Das Rurasmus Semester ist für Muriel ein Umbruch und sie meint, dass sie aktuell persönliche und private Erfahrungen macht, die sich vermutlich auf den Rest ihres Lebens auswirken werden.
RURASMUS ist ein spannender Weg wie man das Wissen und die Gedanken einer jüngeren Generation mit dem Bedarf des ländlichen Raums verknüpfen kann. Die Schlusspräsentation im Salzkammergut findet am 30. Juni statt. Wir wünschen Daria, Muriel und Tanja viel Erfolg und dass noch viele Gemeinden und Studierende an diesem Programm teilnehmen werden.
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Zuletzt geändert am 14.01.25, 12:48 Uhr
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