Das Al-Anon Genesungsprogramm für Angehörige von Alkoholkranken
Sie treffen bei Al-Anon Menschen, die lernen oder bereits gelernt haben, mit der Alkoholkrankheit eines Angehörigen gut umzugehen.
Für das Jahr 2024 haben wir verschiedene Themen ausgewählt, über diese zu sprechen uns wichtig erscheint.
Im Zwölf Schritte Programm der Selbsthilfegruppe für Angehörige und Freunde von AlkoholikerInnen teilen Sofia, Maxi und Erna ihre Gedanken und Erfahrungen zum Thema „Geheimnisse“.
Diejenigen von uns, die mit Alkoholismus aufwuchsen, können von den zerstörerischen Auswirkungen des Alkoholismus ihr Leben lang verfolgt werden. Als Kinder waren wir uns unserer Gefühle nicht bewusst genug, um mit dem Kummer umzugehen, in einem Alkoholikerhaushalt aufzuwachsen. Die meisten von uns waren viel zu beschäftigt mit Überleben, um sich ihrer Verluste bewusst zu werden. Wir waren darauf angewiesen, dass unsere Eltern uns ein stabiles und sicheres Zuhause böten, doch sie waren oft unfähig dazu. Wir waren wahrhaft machtlos, konnten unsere Lebensumstände nicht selbst ändern.
Als Erwachsene kämpfen viele von uns mit Ängsten, innerer Unruhe und Depressionen. Viele von uns kommen dann zum ersten Mal zu Al-Anon, wenn sie feststellen, dass die einstigen Überlebensmechanismen zu einer Last geworden sind. Sie standen uns im Weg und hielten uns von dem Leben ab, das wir uns wünschten. Wenn wir bisher vor unserem Schmerz davonliefen, fühlen wir uns vielleicht schlecht ausgerüstet, mit unseren Gefühlen umzugehen oder uns schmerzhaften Erinnerungen zu stellen. Indem wir stumm bleiben, bewahren wir vielleicht unbewusst das Familiengeheimnis Alkoholismus und erhalten es lebendig.
Geheimnisse zu bewahren ist in den meisten Alkoholikerfamilien üblich. Viele von uns haben unbewusst einen Pakt geschlossen, nichts von dem, was zu Hause vor sich ging, nach außen dringen zu lassen. Kein Wunder also, dass es später so schwer sein kann, eine neue Lebensweise zu erlernen. Diese Geheimnisse haben nur unser Schamgefühl zusätzlich genährt. Als wir neu zu Al-Anon kamen, fühlten wir uns vielleicht hin- und hergerissen, ob wir über die Geheimnisse, die wir so lange bewahrt hatten, sprechen sollten.
Bei Al-Anon schöpfen wir Hoffnung auf eine neue Art zu leben. Indem wir Alkoholismus als Familienkrankheit begreifen, können wir die Verhaltensweisen, die uns einst halfen, erkennen. Al-Anon bietet uns einen sicheren Hafen, wo wir beginnen können, offen über unsere Vergangenheit zu sprechen. In einem so herzlichen und unterstützenden Umfeld können viele von uns die ersten schwierigen Schritte unternehmen, uns dem Schmerz und den Verlusten unserer Kindheit zu stellen. Auch wenn es unmöglich scheint, können wir im Laufe der Zeit Mitgefühl für uns, unsere Familienmitglieder und sogar den Alkoholiker entwickeln.
Zuletzt geändert am 18.05.24, 20:50 Uhr