Denk.Mal.Global am Beispiel Palmöl
Palmöl und Palmkernöl lassen sich aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften vielseitig einsetzen.
Dr.in Nora Niemetz, Südwind-Mitarbeiterin und auch Radiokollegin, machte in ihrem sehr anschaulichen Vortrag* jedoch deutlich, dass die umfangreiche Verwendung von Palmöl äußerst bedenklich ist.
Vor allem in Südostasien, aber auch in südamerikanischen Ländern werden für die Plantagen zur Palmölgewinnung Menschen gewaltsam vertrieben, ihrer Existenzgrundlage beraubt und unter teils sklavenähnlichen Bedingungen zur Arbeit in den Plantagen angehalten, werden Regenwälder gerodet und Flora und Fauna nachhaltig beeinträchtigt. Damit verbunden ist auch der großflächige Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, denen die ArbeiterInnen oft schutzlos ausgesetzt werden.
Nora Niemetz erläuterte in ihrem Vortrag die Geschichte des Palmöls bis hin zur Gegenwart und machte deutlich, in welchem Umfang Palmöl in Produkten Verwendung findet, die bei uns alltäglich gebraucht bzw. konsumiert werden.
Auch wenn Nora einige Beispiele dafür anführte, wie es möglich ist, der “Palmölfalle” zu entkommen, scheint es, so mein Eindruck, kein Leichtes zu sein, Produkte, die Palmöl enthalten, generell zu meiden. So findet sich Palmöl als Beimengung in Dieselkraftstoffen und auch KonsumentInnen, die ohne eigenes Kraftfahrzeug unterwegs sind, werden, sofern sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit Dieselantrieb fahren, in den Genuß der Palmölbeimengung kommen. Die guten Kekse der Firma K. aus dem Mühlviertel waren zumindest bis vor kurzem palmölhaltig. Sind die Teelichter ohne Aluminiumhülle denn auch palmölfrei? Auch der Einkauf in Bioläden, ohnehin zumindest für weniger betuchte Menschen ein schwieriges Kapitel ist kein Garant dafür, dass ein bedenkenloser Ankauf möglich ist.
Die unter “umwelt- und verantwortungsbewussten” Menschen ausgetragenen Diskussionen, ob und in welchem Ausmaß es möglich ist, sich dem Palmöl zu entziehen, werden durch den Dokumentarfilm “The green lie” weitere Nahrung finden. Dieser Film wird am 7. März um 20 Uhr im Linzer Programmkino Moviemento gezeigt – in Kooperation mit Südwind. Anwesend sein werden der Regisseur Werner Boote und die Sachbuchautorin Kathrin Hartmann. In einem kürzlich in der Ö1-Sendung “Help” ausgestrahlten Interview äußersten sich beide skeptisch gegenüber der “Macht des Konsumenten”, durch Kaufentscheid für “gute Produkte” zu einer besseren Welt beizutragen. Und nicht nur beim Palmöl könne man die oft von Konzernen behauptete Nachhaltigkeit ihrer Produkte vergessen, so deren Resümee.
Auch als Vorbereitung für diesen Film empfehle ich jedenfalls, diese Sendung mit dem Vortrag von Nora Niemetz an- und auch nachzuhören.
*Dieser Vortrag bildete am 14. Februar 2018 den Abschluss der 5-teiligen Reihe “Denk.Mal.Global – Spannungsfeld Ernährung” im Linzer Wissensturm – eine Kooperation von Südwind OÖ und Volkshochschule Linz.
Informationen zur Vortragsreihe: https://www.linz.at/presse/2018/201801_89174.asp
Volkshochschule Linz: https://www.linz.at/wissensturm/vhs/
Südwind OÖ: https://www.suedwind.at/oberoesterreich/
Der spiralblog der Journalistin Vanessa Böttcher zum Palmöl: http://www.spiralblog.at/reportagen/?offset=1516489555910
Die an den Vortrag anschließende, breit gefächerte und spannende Diskussion können Sie nachhören unter:
Erich Klinger, 23.2.2018
Zuletzt geändert am 01.03.18, 16:15 Uhr