Der Berg blufft?
von Claus Harringer//
Am 7. Februar fand das Radio FRO Basiscamp in der Linzer Tabakfabrik statt. Eingeladen waren Programmmachende, Hörer*innen und Interessierte. In mehreren Arbeitsgruppen wurde besprochen, wie wir unser gemeinsames Radio zukünftig in lichtere Höhen führen können. Mit dabei war Claus Harringer. Hier sein Kommentar zu dieser Veranstaltung.
In einem Basislager finden sich selten Menschen ein, die mit Bergsteigen nichts am Hut haben. Das FRO-Treffen als Basiscamp zu bezeichnen ist ein anschauliches Bild, aber wie weit trägt es und verträgt es sich mit dessen Anspruch?
Dieser bestand darin, Radio FRO zu verbessern und mehr Leute einzuladen, sich daran zu beteiligen. Die meisten, die kamen, waren bereits bei FRO aktiv und hatten konkretere Vorstellungen. Es nahmen jedoch auch Menschen teil, die noch nichts mit FRO zu tun hatten, aber am freien Radio interessiert sind.
FRO ist dem Prinzip des „offenen Zugangs“ verpflichtet. Das bedeutet, dass Personen, die gerne Sendungen machen möchten, dies ungeachtet ihrer technischen oder journalistischen Vorkenntnisse ermöglicht werden soll. Das geschieht nicht zuletzt durch Schulungen, in denen das nötige Rüstzeug vermittelt wird.
Menschen, die unmittelbar davorstehen, einen Berg zu bezwingen, tun hingegen gut daran, bereits über ausreichende Fähigkeiten zu verfügen. Die Gletscherspalte war also die: Das Basiscamp sollte sowohl Menschen ohne Vorkenntnisse der Abläufe bei FRO einbinden, als auch – da es keine Informationsveranstaltung war – alle Anwesenden zu einer Form von Zusammenarbeit motivieren, die niemanden außen vor lässt.
Da der Weg zwar Teil des Zieles ist, dieses aber nicht im Kreismarsch bestehen kann, sollten am Basiscamp nicht bloß vage Ideen entstehen, sondern auch Anliegen umgesetzt werden. Insofern war es ein gut gewählter Ansatz, Arbeitsgruppen zu Themenbereichen zu bilden, die konkrete Diskussionen und Ergebnisse erlaubten, aber nicht zu viel voraussetzten. Alle Aufstiegshilfen waren willkommen und es wurde nicht automatisch das bewährteste Steigeisen bevorzugt.
Letztlich geht es aber nicht um einen Gipfelsieg, der Einsamkeit an der Spitze und dünne Luft bedeutet, sondern um die Vorwegnahme der schönen Aussicht und neue Pfade, die die Abgründe von Irrelevanz, Selbstzweck und Desinteresse umgehen.
Claus Harringer vermutet, dass manche Berge Täler mit Geltungsdrang und umgekehrt einige Täler Berge mit Minderwertigkeitsgefühlen sind, die sich durch ihre komplementären Profilneurosen geeint aber wahrscheinlich prächtig verstehen.
Zuletzt geändert am 07.04.15, 00:00 Uhr
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