Don Juan. Wir kill’n die Sau, wenn wir sie kriegen
Molières Fassung des Stoffes ist in einer Bearbeitung und Inszenierung von Gernot Plass seit 7.5. am Phönix zu sehen.
Die Figur des rastlosen Verführers hat in den vergangenen Jahrhunderten schon so manche Interpretation erfahren. In der aktuellen Produktion des Theater Phönix hat der Wiener Schauspieler, Autor, Regisseur, Musiker und Komponist Gernot Plass sich Molières Adaption des Don Juan angenommen. Der für seine Klassikerüberschreibungen bekannte derzeitige künstlerische Leiter des Theater an der Gumpendorfer Straße (TAG) hat dafür versucht, den Text auf eine Art umzugestalten, die eine luzide Bühnensprache mit rasantem Tempo ermöglicht.
In dieser Ausgabe von Phönix on Air gibt Dramaturgin Silke Dörner eine Überblick über die Entstehung des Stückes und erläutert, was das Theater Phönix gerade an dieser Fassung interessierte, während der künstlerischer Leiter des Hauses Harald Gebhartl wiederum schildert, warum das Team dafür Gernot Plass haben wollte und wie dessen Ansatz das Repertoire erweitert. Gernot Plass spricht über seinen Zugang zu Molières Interpretation, in der nicht nur die Tradition des mittelalterlichen Rachedramas enthalten ist, sondern auch die in der Entstehungszeit (1665) aufkommende rationalistische Philosophie. Die Figur des Don Juan ist demnach nicht nur der triebgesteuerte – und in seiner übertriebenen Virilität etwas lächerliche – Verführer, sondern auch ein Intellektueller, für den der Glauben daran, dass “2 x 2 = 4” ist, eine Absage an die traditionelle Metaphysik bedeutet, wie sie in Gestalt christlicher Jenseits- und Moralvorstellungen präsent war. Die Absage an geltende Normen macht sich auch in der Form des Stückes selbst bemerkbar: So unterwanderte Molière die klassische französische Regeldramatik volksstückhaft durch einen Akt im lupenreinen Stil der Commedia dell'arte. Dazwischen gibt es Auszüge aus der Aufführung zu hören, der auch die Musik zur Sendung entnommen ist, die ebenfalls von Gernot Plass stammt.
Don Juan
Wir kill'n die Sau, wenn wir sie kriegen
von Gernot Plass nach Molière
mit Rebecca Döltl, David Fuchs , Markus Hamele , Bernhard Majcen , Felix Rank , Judith Richter
Regie: Gernot Plass
Ausstattung: Alexandra Burgstaller
Lichtgestaltung: Stefan Pfeistlinger
Musik: Dr. Plass
Dramaturgie: Silke Dörner
Premiere: 07.05.2015 Saal
Letzte Vorstellung: 18.06.2015
2 h, inkl. Pause
Er ist der Frauenheld par excellence und einer der schillerndsten Persönlichkeiten der europäischen Literatur: Don Juan. Der äußerst umtriebige junge Adlige mit dem ausschweifenden Lebensstil macht vor keinem Rock halt. Egal ob Edle oder Magd, Jungfrau, Witwe oder Ehefrau, Don Juan verführt sie alle, ganz gemäß seinem Lebensmotto: Alle Liebesfreude liegt in der Abwechslung. Denn wenn er die Damen erst einmal hat, lässt er sie genauso schnell wieder fallen. Dabei fürchtet er weder Himmel noch Hölle und schreckt auch nicht davor zurück, das Objekt seiner Begierde, Donna Elvira, aus dem Kloster zu entführen, um sie zu heiraten. Als er jedoch auch ihr den Rücken kehrt, zieht er nicht nur den Zorn der männlichen Familienmitglieder auf sich …
Ausgehend von Molières unnachahmlicher Komödie führt Autor und Regisseur Gernot Plass in seiner Klassikerüberschreibung die Geschichte um den zynischen Freigeist, dem niemand und nichts heilig ist, weiter und zeigt einen modernen Menschen, dessen skrupelloser Lebensentwurf die Welt aus den Angeln hebt.
Spielplan unter:
http://www.theater-phoenix.at/spielplan.php
Gestaltung der Sendung:
Claus Harringer
Zuletzt geändert am 08.05.15, 00:00 Uhr
Kommentare werden von der Redaktion moderiert. Es kann daher etwas dauern, bis dein Kommentar hier erscheint. Wir behalten uns vor, diskriminierende oder diffamierende Kommentare, sowie solche, die straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen, zu entfernen.