Editorial

von Andi Wahl //
Ersten kommt es anders - zweitens als man denkt!
Du hast ja keine Ahnung, wie es bei uns oft zugeht! Für manche Menschen ist Radio FRO eine Anlaufstelle, wenn sie nicht mehr weiter wissen oder sich einmal ordentlich den Frust von der Seele reden möchten. Uns freut das ja (wenn es im Rahmen bleibt!). So kamen wir auch zum Schwerpunktthema dieser Ausgabe.

Sohn und Mutter waren bei uns und haben uns erzählt, wie zäh und schwierig es sein kann mit einer Beeinträchtigung leben zu müssen. Plötzlich muss man zur/zum ExpertIn in den Feldern Medizin, Finanzmanagement, Antragstellung, Aufbau des Sozialwesens, Therapienetz, Scharlatanerie, technische Machbarkeit, politisches Lobbying und noch einiges mehr werden. Wir hörten uns das mit Staunen und offenem Mund an und spürten, mehr darüber wissen zu wollen. Wie lebt es sich in Oberösterreich, wenn man beeinträchtigt ist?

Eigentlich dachten wir, dass da die Fetzen fliegen werden. Aber nein! Uns präsentierte sich der „Behindertenbereich“ als eine Art gut funktionierende Sozialpartnerschaft. Man weiß um die unterschiedlichen Interessen und die Schmerzgrenzen des jeweiligen Gegenübers und gemeinsam versucht man, weiter zu kommen. Und da wir uns ja nicht verpflichtet fühlen, Sensationspresse zu machen, wollen wir alles so darstellen, wie es sich uns präsentierte. Viele Konfliktlinien werden uns aber einfach verborgen geblieben sein. Wer uns eines Besseren belehren möchte – nur zu, wir werden gerne klüger.

Den Schwerpunkt starten wir mit Andreas Anderle. Er hat sich bereit erklärt, uns ein wenig in sein Leben schauen zu lassen. „Ich lebe mein Leben wie ich es will“ ist ein Text der weg führt von der Schwere, die sich vielleicht die Ein oder der Andere erwartet, wenn es um Beeinträchtigung geht. Voll Lebenslust, Freude und Leichtigkeit. Dass es aber dennoch weiterhin viel zu tun gibt, zeigen Sabine Pfeiffer und Klaudia Karoliny von der Selbstbestimmt-Leben-Initiative. „Es gibt keinen Grund zum Jubeln“ ist Titel und Resümee dieses Beitrags. Dass letztendlich die Politik über Lebenschancen und mögliche Lebensentwürfe von Menschen mit Beeinträchtigungen entscheiden, arbeiten Renate Hackl und Alfred Prantl in einem von mir geführten Interview heraus. Sie ist für das Angebot des Landes zuständig und er der „oberste Interessenvertreter im Lande“. Ein Gespräch, das von gegenseitigem Respekt, ja Rücksichtnahme zeugt. Ganz anders als ich es mir vorgestellt habe.

Einen anderen Zugang zum Thema biete Christian Walter mit seinem Comic „Stephan und die Superbehinderten“. Dieser zeigt uns, was eigentlich hinter den Mauern von großen „Behinderteneinrichtungen“ passiert. Schockierend! Abgerundet wird das Schwerpunktthema mit einer Auflistung aller „enthinderten“ Sendungen auf Radio FRO.

 Aber auch sonst gibt es noch einiges über FRO zu erfahren. Ein Aufruf, uns Schimpfwörter für einen Sprachkurs zu schicken, eine Einladung zum FRO-Fest, eine Sendereihe zu 15 Jahre Freie Radios und noch einiges mehr. Unsere liebe Frau Leisch bringt dann auch noch ein bisschen Sex in dieses Heft – auf den hätte ich nämlich fast vergessen.

// Andi Wahl ist Geschäftsführer von Radio FRO.

Zuletzt geändert am 17.10.13, 00:00 Uhr

Verfasst von Silke Müller

Ein Duett aus Radiofeature-Produktion und Illustrationsausstellung hat mein Kommunikationsdesign und Medienstudium abgeschlossen. Seit dem beschäftige ich mich mit der großen, künstlerischen Radioform "Feature", mit Reportagen und Interviews mit KünstlerInnen und Kulturschaffenden.

Ich bin freischaftende Illustratorin für Plakate - zum Beispiel für Radio FRO - Zeitungen, Magazine, Bücher und Ausstellungen. Radiohören geht beim Zeichnen wunderbar.

zur Autorenseite

Schreibe einen Kommentar

Kommentare werden von der Redaktion moderiert. Es kann daher etwas dauern, bis dein Kommentar hier erscheint. Wir behalten uns vor, diskriminierende oder diffamierende Kommentare, sowie solche, die straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen, zu entfernen.