Editorial °20
Schön, dass Sie reinschaun!
Wie geht Solidarität? Dieser Frage gehen wir im Schwerpunkt dieses FRO-Programmhefts nach. Natürlich können auch wir keine abschließende Antwort geben, aber wir haben einige Sichtweisen, Erfahrungen und Vorhaben zusammen getragen, um auf diese Frage erhellende Schlaglichter zu werfen.
Lisa Mittendrein richtet für uns den Blick nach Griechenland. In dem von der Austeritätspolitik gebeutelten Land haben sich viele solidarische Projekte entwickelt, die sich, neben ihrer ersten Aufgabe, der individuellen Not ihre Reißzähne zu ziehen und Menschenleben zu retten, auch zu Keimzellen einer anderen Gesellschaft entwickelt haben. Die dort gelebte Solidarität erstreckt ihre Tentakel auch nach Österreich. So wurden für die Klinik der Solidarität in Thessaloniki auf Initiative von „Weltumspannend Arbeiten“, dem entwicklungspolitischen Verein im ÖGB, rund 110.000 Euro gesammelt. Griechenland wurde eine Art Sehnsuchtsort für solidaritätsbewegte Menschen.
Ähnlich wie es Lateinamerika in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts war – und wie es Bolivien seit der Präsidentschaft von Evo Morales ist. Genau dorthin zog es vor einigen Jahren Anna Lasser. In einem streckenweise sehr selbstironischen Bericht schildert sie die Konfrontation ihrer Solidaritätsflausen mit der Lebensrealität der dort lebenden Menschen. Gekommen, um Solidarität zu üben, wurde sie oftmals Empfängerin von Solidarität und Hilfe.
Der Beitrag von Manuela Mittermayer und Tom Zuljevic-Salamon holt uns wieder zurück nach Linz und bringt uns in die Zukunft. Die „QuerdenkerInnen“, eine „soziale Firma“ (Eigendefinition), hat ein Konzept für kooperative genossenschaftliche Arbeit entwickelt, das in nächster Zeit umgesetzt wird. Mittermayer und Zuljevic legen die dahinter stehende Philosophie dar und wie sie die Sache umsetzen werden.
Schließlich gehen wir nochmals in die Vogelperspektive. Martin Wassermair hat mit dem Autor Robert Misik (aktuelles Buch: Kaputtalismus) ein Gespräch über die Chancen solidarischer Entwürfe und Praktiken geführt. Eine hoffnungsfrohe Botschaft daraus lautet: „Das richtige Leben beginnt immer im falschen.“
Eine Botschaft, die wir hier bei Radio FRO (ohne sie gekannt zu haben) seit Sommer des Vorjahres mit erheblich mehr Nachdruck umsetzen. Da haben wir uns mit unserer ganzen Leidenschaft zum Teil der Willkommenskultur in Österreich gemacht.
Ein Beispiel, wie sich dieses Engagement auch in unserem Ausbildungsbereich auswirkt, führt Veronika Moser gemeinsam mit Sandra Hochholzer, einer der Betreiber*innen unseres Projekts „Achtung“, in ihrem Beitrag aus.
Ansonsten finden Sie wieder Informationen zu unserem Programm, unseren Vorhaben und die Tätigkeit von Radio FRO.
Erhellende Momente beim Lesen wünscht Ihnen
Andi Wahl
Andi Wahl ist Geschäftsführer von Radio FRO
Zuletzt geändert am 08.07.16, 00:00 Uhr
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