FROzine – Ein Infomagazin
von Pamela Neuwirth //
Seit Radio FRO on Air ist, betreibt es auch ein eigenes Informationsmagazin. Von Montag bis Freitag geht das FROzine seit mittlerweile 17 Jahren um 18:00 Uhr auf Sendung und begleitet die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen und Verwerfungen in Stadt und Land. Pamela Neuwirth ist langjährige Mitarbeiterin dieses journalistischen Flaggschiffs von Radio FRO. Wir haben sie gebeten, hier darüber nachzudenken, welchen Beitrag das Infomagazin für die Gesellschaft leistet.
FROzine, das akustische Infomagazin, geht seit 1998 auf der Frequenz 105.0 MHz on Air. Das Magazin versteht sich als Sprachrohr von Radio FRO, das als Linzer Lokalradio mit rund 400 Radiomacher*innen ein 24/7-Radioprogramm ausstrahlt. Als kleinster gemeinsamer Nenner des journalistischen Langzeitprojekts FROzine ergibt sich nach wie vor die Charta der Freien Radios, welche die humanistische Grundhaltung der Freien Radios im Allgemeinen formuliert. Davon ausgehend setzt sich FROzine mit politischen Inhalten und kulturellen Geschehnissen auseinander und lanciert die Beiträge werktäglich im Magazin-Format.
Lokalradio in einem kalten Land
Eng mit der Geschichte der Freien Radios verbunden ist das Bedürfnis, wenig gehörten Menschen Raum und Stimme zu geben: Selbstermächtigung ist ein zentrales Werkzeug einer offenen Gesellschaft, so der Friedensforscher Johann Galtung – sie liegt der Ausrichtung Freier Medien zugrunde. Sieht man sich die Anfänge des Tonarchivs der Freien Radios in Österreich an, zeigt sich Interessantes. So ist etwa der drittgereihte Beitrag im Cultural Broadcasting Archive bereits ein Bericht zu den Demonstrationen gegen Schwarz/Blau und als frühes Zeitdokument der Zivilgesellschaft zu verstehen; das war im Jahr 2000, als das CBA erstmals online ging.
Seitdem ist freilich viel Wasser die Donau hinuntergeflossen. Und doch befinden wir uns politisch in Oberösterreich in einer ähnlichen Situation wie damals. Der oö. Landeshauptmannstellvertreter, der auf der Homepage der Landesregierung den als rechtsextrem eingestuften Ernst von Salomon als Lieblingsautor anführt, hat in Aussicht gestellt, dass es im Land „härter und kälter” wird. Angegriffen wird der Sozialstaat, der die Ärmsten versorgen soll; das sind laut Armutsbericht (1) alleinerziehende Mütter, (2) Frauen in Pension und (3) die heterogene Gruppe der Migrant*innen; insbesondere gegen letztere formiert sich die politische Mehrheit. Seit dem letzten Wahlausgang zeigt sich das in Umgang, Kultur und Sprache in einer neuen Dimension, wie in der Fußnote nachzulesen ist. Radio FRO, das seinen Anfang als illegaler Piratensender markiert, erst im Laufe der Jahre mit anderen Radios seine rechtliche Grundlage beim Gesetzgeber erfochten hat und sich heute als Teil der Zivilgesellschaft versteht, bezieht im Infomagazin FROzine Stellung und versteht sich in einem für die Demokratie schwierigen Klima als Gegenkultur.
Blick ins Studio: Realismus und Moral
FROzine geht mit Interviews, Berichten und Kommentaren on Air und beleuchtet Artefakte des politischen Lebens: auf Pressekonferenzen, in Diskussionen und beim Live-Gespräch mit Gästen. Die halbe Stadt geht im FRO ein und aus – und die Kulturschickeria sowieso, wie manche behaupten. FROzine spricht im Studio mit den Menschen über Zusammenhänge, Alternativen und Taktiken, die einer offenen Gesellschaft entgegenkommen. Stichwort Taktik: manchmal wird sie über den „Notausgang” gesucht, wie bei Neo-Redakteur Martin Wassermair, dessen inhaltliche Linie auf dorftv bereits die Landtags- und Gemeinderatswahlen 2015 begleitet und nun den Weg ins FROzine gefunden hat.
Die Grassroot-Kultur der freien Berichterstattung wird zudem von Social Media-Diensten begleitet, aber auch damit verglichen. Dennoch, der Vergleich ist mehr schief als recht; es darf beispielsweise auf den Unterschied zwischen Meinung und Journalismus hingewiesen werden. Redakteur*innen des FROzine absolvieren gewöhnlich die in Modulen praktizierte „Lehrredaktion”. Auch besteht die Möglichkeit eines honorierten Volontariats, das eine intensive Beschäftigung mit dem tagesjournalistischen Geschäft eröffnet. Aktuell vertieft sich die Soziologin Christa Edlmayr als FROzine-Volontärin in die redaktionelle Arbeit, wie im kürzlich gesendeten Interview mit dem in Athen lebenden Autor der Graphic Novel „Demokratie” nachzuhören ist.
FROzine fortlaufend…
Ein Credo von FRO lautet: „Die Freien Radios und Fernsehprojekte reißen sich den Arsch auf für Meinungsfreiheit, Demokratie und Zivilgesellschaft. (Und haben eine Mordsgaudi dabei).“
Das kluge FROzine weiß: mit Satire und künstlerischer Intervention kann die Härte der Realität abgefedert werden; in diversen Radioräumen der Stadt erlaubt sich die Redaktion, ihren experimentell-psycho-akustischen Leidenschaften nachzugehen. So zum Beispiel wieder bei der Radio-Performance am Salonschiff Florentine! Anfang März persifliert FROzine im szenischen „Guru Casting” populäre Heilsbotschaften live vor dem Publikum!
Pamela Neuwirth ist Sozialwissenschafterin und Medienaktivistin. November und Dezember 2015 leitete sie interimistisch das Infomagazin.
FROzine ist von Montag bis Freitag von 18:00 bis 19:00 Uhr auf 105,0MHz zu hören. Wiederholungen werden am darauffolgenden Tag um 6:00 und 13:00 Uhr ausgestrahlt. Die Redaktion ist offen und freut sich über neue Mitarbeiter*innen. Koordiniert wird die Redaktion von der wunderbaren und durch nichts zu erschütternden Sandra Hochholzer, die unter redaktion@fro.at erreichbar ist. Die nächste Lehrredaktion startet am 20. Mai 2016. Bewerbungen bis zum 10. April bitte an ausbildung@fro.at.
Zuletzt geändert am 13.11.19, 19:24 Uhr
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