DSC05193 Detail Burg Gars, 23.03.25
Erich Klinger
Zu hören am Di 29. Apr 2025 / 19 Uhr
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Kurzes Gastspiel Radspur West

In der Nacht vom 24. auf 25. April wurde die westseitige Radspur auf der Fahrbahn der Linzer Nibelungenbrücke entfernt.

Hier spricht der Landesrat: “Die Fahrbahn ist für Autos da und ich bin der Landesrat für Verkehr. Und Verkehr bedeutet: Platz für Autos, auch Platz für den Öffentlichen Verkehr und als Nischenprodukt Wegelein für diejenigen, die sich einbilden, zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sein zu müssen und dabei den Autos in die Quere kommen.”

Verkehrslandesrat Günter Steinkellner ist hinsichtlich seiner Auffassung, was unter Verkehr zu verstehen ist, tatsächlich ein Fossil. Rad- und Fußverkehr sind in seinem Ressort unter “ferner liefen” angesiedelt, beim öffentlichen Verkehr ist zwar auch noch einiges an Luft nach oben vorhanden, doch kann man ihm da ein gewisses Wohlwollen nicht absprechen, auch wenn die Gelder für die Fortschritte der letzten Jahre doch in großem Maß aus Gewesslers Ministerium stammten. Bevorzugt wird allerdings der motorisierte Individualverkehr, dessen Lobbies in Steinkellner einen dankbaren Ansprechpartner haben, siehe auch: die rasche Entfernung der Radspur auf der Westseite der Nibelungenbrücke.

Dass die an einer anderen Verkehrspolitik, einem anderen Mobilitätsverständnis ausgerichtete Initiative Verkehrswende OÖ nun den Rücktritt von Landesrat Steinkellner fordert, ist nicht verwunderlich, ich meine allerdings, dass Rücktrittsaufforderungen* eher mit Vorsicht anzuwenden sind, auch wenn ich die Position der Verkehrswende teile, dass Steinkellner hinsichtlich Rad- und Fußverkehr eine Fehlbesetzung ist. Vom Umgang mit deutlich sichtbaren Veränderungen des Klimas einmal ganz zu schweigen, aber da ist er bei weitem nicht der einzige auf regionaler Ebene bzw. auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene…

*Eine Krux bei Rücktrittsaufforderungen in Österreich ist, dass sie zumeist auch der geringen Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen Rücktrittes maßgeblicher/verantwortlicher PolitikerInnen wegen, kaum wahrgenommen oder besser gesagt: nicht ernst genommen werden.

Dass der Linzer Verkehrsstadtrat Martin Hajart durch das wodurch auch immer “erzwungene” rasche klein beigeben eine eher jämmerliche Figur abgibt, deren politische Glaubwürdigkeit zumindest stark anzuzweifeln ist, kann als beachtlicher Kollateralschaden der Brückenmisere angesehen werden.

Immerhin war die seit Jahrzehnten mit großer Geduld um Kooperation mit verantwortlichen Politiker*innen und in Verkehrs- und Stadtplanung tätigen Menschen bemühte Radlobby Linz/OÖ nach Entfernung der westseitigen Radspur auf der Fahrbahn der Nibelungenbrücke zumindest in einer ersten Stellungnahme nicht um klare Worte verlegen und betonte, dass – sinngemäß – ein Fortschritt für den Rad- und Fußverkehr nur erzielt werden kann, wenn man dem Autoverkehr Platz weg nimmt und die Bedingungen fürs Autofahren erschwert.

Und womit beschäftigt sich die SPÖ auf Landesebene: das weiß man nicht so genau, angeblich gibt es bald einen neuen Vorsitzenden – Martin Winkler – und dem ist wichtig, dass neue Kraftwerke gebaut werden (um mehr Elektroautos anzutreiben und energieintensive Bauten zu errichten oder KI und andere stromfressende “Innovationen” zu pushen) und dass beim Neubau der Autoverkehrs-Donaubrücke Mauthausen schneller etwas weiter geht. Guter Mann, Du gehst so stille durch der Sozialdemokratie Abenddämmerung hin…

Weiters einiges an Meldungen aus nah und fern.

ek, 25. April 2025

Zuletzt geändert am 25.04.25, 14:38 Uhr

Verfasst von Erich Klinger

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