Long Covid – VOR ORT 184
Im Gespräch mit Ursula Fehringer
In meinem 184. Vor Ort Beitrag schildert mir Ursula Fehringer als Long-Covid-Betroffene ihre Situation.
Der Web-Site von Long-Covid-Austria habe ich folgende Informationen entnommen:
Statistiken besagen, dass etwa 10-20% der Covid -19 Erkrankten an Long Covid leiden. Diese Personen gelten offiziell als genesen, sie werden aber statistisch nicht erfasst. Sie kämpfen monatelang mit vielfältigen und oft massiv lebenseinschränkenden Beschwerden. Durch die Vielfalt an Symptomen und deren dynamischen Charakter sind diese PatientInnen nicht in eine bestimmte Kategorie einzuteilen. Es sind fast alle Systeme des Körpers betroffen, damit muss Long Covid als eine multisystemische Krankheit behandelt werden.
Die Patientinnen sind Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Oftmals betrifft es auch Menschen ohne Vorerkrankungen, mit asymptomatischen, milden, moderaten oder schweren Krankheitsverläufen. Feststehen dürfte, dass bei älteren Menschen der Prozentsatz an Long Covid Fällen höher wird.
Statistiken zeigen auch, dass Frauen und Personal des Gesundheitssystems ein erhöhtes Risiko haben, Langzeitbeschwerden zu entwickeln. Dazu kommt noch, dass bei Frauen unter 50 Jahren die Chancen fünfmal so hoch sind, nach einer Covid-19 Infektion an Long Covid zu erkranken.
Aktuell sind mehr als 100 verschiedene Symptome bekannt, die einzeln, aber meist in verschiedenen Kombinationen auftreten können. Auch die Verläufe können sehr unterschiedliche sein. Oftmals werden diese in Schüben oder Wellen durchlaufen und werden von Betroffenen als “Rückfälle” nach zum Teil besseren Episoden empfunden.
Die Verläufe sind so unterschiedlich und individuell wie der Mensch selbst. Unter anderem berichten Long Covid PatientInnen, dass gewisse Symptome verschwinden und andere neu auftreten. Die meisten Patientinnen sind langfristig und massiv in ihrem alltäglichen Leben eingeschränkt. Viele sind auch Monate nach Krankheitsbeginn noch immer nicht in der Lage, ihrem ursprünglichen Leistungsniveau gerecht zu werden und leiden unter andauernder, belastender Symptomatik.
Ein Leitsymptom stellt das sogenannte (postvirale) Fatigue Syndrom dar: ein dauerhaft anwesender und krankhafter Erschöpfungszustand. Es geht einher mit einem massiven Schlafbedürfnis nach geringster körperlicher, mentaler oder emotionaler Belastung.
Auch berichten viele Patientinnen von einer Belastungsintoleranz, eine Verschlechterung der Symptome nach dem Überschreiten ihrer eingeschränkten Belastungsgrenzen. Sowohl diese, als auch Formen der Dysautonomie, Schlafstörungen, Herzrasen, Kurzatmigkeit, auditive und visuelle Störungen, diffuse Schmerzen, Konzentrationsprobleme und eine Reihe weiterer Symptome überlagern sich und wechseln sich ab. Im Laufe der Zeit ist auch eine Tendenz von zunehmend neurologischen Beschwerden wahrzunehmen.
Von meinem persönlichen Eindruck her, fühlen sich viele Long-Covid Patientinnen alleine gelassen und es gibt viel Verunsicherung im Hinblick auf die Möglichkeiten der Wiederherstellung der früheren Gesundheit.
Ursula Fehringer war nach meiner Anfrage gerne bereit, sich als Betroffene der Thematik „Long Covid“ für einen Radiobeitrag zu stellen. Ziemlich zeitgleich zum Interview mit ihr, habe ich einem Artikel der Tageszeitung unter der Überschrift „Long Covid“ – Die meisten werden wieder gesund“ entnommen, dass eine neue Plattform die Diagnose beschleunigen soll. Auf der Website www.longcovid.kl.ac.at wurden die bisher definierten Leitlinien für die Erkrankung detailliert aufbereitet.
Christian Aichmayr
Zuletzt geändert am 05.06.22, 13:40 Uhr