Wie geht es mit dem MKH Wels weiter?
Das Medien Kultur Haus Wels hat die Neuausschreibung gewonnen, doch die Politik zögert mit den Vertragsverhandlungen. Warum?
„Außerhalb von Wels glaubt uns das niemand“, sagen so manche Welser*innen kopfschüttelnd untereinander. Dazu gehöre auch ich. Und zum Kopfschütteln gibt es aufgrund der absurden Vorkommnisse in der Stadt immer wieder Gelegenheit. Etwa im Fall der Ausschreibung des Medienkulturhauses.
Das Medien Kultur Haus Wels ist – zum Schock vieler – neu ausgeschrieben worden. Die Begründung der Stadt: es sei juristisch notwendig. Also stellte sich das bestehende MKH-Team dem Bewerbungsprozess, steckte monatelange Arbeit, viel Zeit und Ressourcen in die Konzepterstellung. Nun sind erste Entscheidungen gefallen: der Verein MKH ist Sieger der Ausschreibung. Nach dem Bangen, ob bald das Ende dieser einzigartigen Kultureinrichtung kommen sollte, nun die erste Erleichterung. Jetzt liegt es am Stadtsenat Vertragsverhandlungen einzuleiten. Doch dieser zögert. Warum?
MKH als Siegerprojekt
Im Rahmen eines durchaus komplexen Auswahlverfahrens haben zwei Gremien ihre Empfehlungen ausgesprochen: ein unabhängiger Kulturbeirat und ein politisch besetzter Lenkungsausschuss. Beide Gremien haben sich klar für das bestehende MKH als bestes Projekt ausgesprochen. Politisch bindend ist das zwar nicht. Doch mit welcher Begründung sollten die politisch Verantwortlichen eine so eindeutige Empfehlung umgehen wollen?
Plötzlich wird an der Rechtmäßigkeit der anonymen Abstimmung gezweifelt. Vor allem einer der Mitbewerber macht Stimmung in diese Richtung: der Lokalsender WT1.
Neben dem bestehenden Verein MKH und einem Projekt, das sich Offenes Kulturhaus Wels nennt, hat ein neuer Verein an der Ausschreibung teilgenommen: das Medienhaus Wels. Die einreichenden Personen sind bei WT1 angesiedelt. Ein politisch fragwürdiges Signal, denn WT1-Geschäftsführer Wolf-Dieter Holzhey hat bei den Gemeinderatswahlen 2021 für die FPÖ kandidiert. Laut Konzept des Vereins sollte eng mit WT1 zusammengearbeitet werden: angefangen von Live-Talks und Berichterstattung bis zu technischer Unterstützung. Sowohl in der Entscheidung des Kulturbeirats als auch im Lenkungsausschuss war dieses Projekt allerdings Schlusslicht.
Ergebnisse werden angezweifelt
Anstatt die Entscheidung anzuerkennen, berichtet WT1 in einem Fernsehbeitrag “die Opposition wollte dem Bürgermeister eins auswischen“. Ein Zitat von MFG-Gemeinderat Jörg Wehofsich, der sich als Verteidiger von Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) gibt. Die Wahlergebnisse seien „unverhältnismäßig“, sagt auch dieser und man überprüfe jetzt die Rechtmäßigkeit. Gleichzeitig macht Rabl kein Geheimnis daraus, dass er lieber „ein anderes Projekt“ vorne gesehen hätte.
Während andere Mitglieder der Stadtregierung dem Verein MKH zur gewonnenen Ausschreibung gratuliert haben, kündigte Rabl an, man werde „punktgenau“ darauf achten, ob Versprechungen auch eingehalten werden. Konkret geht es ihm um mehr Besucher*innen.
Was bedeutet das alles nun? Ursprünglich hätte der Stadtsenat schon in seiner Sitzung vom 25. Mai Vertragsverhandlungen einleiten sollen. Doch das MKH stand da nicht auf der Tagesordnung. Auch bei der nächsten Sitzung am 6. Juni wird es nicht Thema sein.
Politische Einflussnahme?
Öffnet diese Verzögerung Raum für politische Intervention? Soll nun mit aller Kraft das Lieblingsprojekt des Bürgermeisters durchgesetzt werden? Würden die politischen Mitstreiter*innen das zulassen? Und vor allem: wie reagiert die Zivilgesellschaft, wie befreundete Kultureinrichtungen?
Was können wir tun, um das Siegerprojekt MKH zu unterstützen? Ein Projekt, das einzigartig ist in Österreich und das es davor in Wels nicht gab. Schulklassen aus ganz Oberösterreich machen sich auf den Weg nach Wels, um hier Workshops zu besuchen. Das MKH bietet ihnen Räume, um zu experimentieren, ihre Ideen umzusetzen, kreativ zu sein. Das MKH hat einen bundesweit – und durch das YOUKI auch international – anerkannten Ruf.
Und es hat 20 Jahre Erfahrung! Heuer feiert der Verein sein 20. Jubiläum. Dazu gratulieren wir und wünschen von Herzen, dass diese tolle Arbeit mit einem so engagierten Team auch die nächsten zwanzig Jahre weitergeführt wird!
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