Mira Palmisano: wild entschlossen
Mira ist leicht ungeduldig, ziemlich wild entschlossen und sehr kritisch und lebt in einem queer-feministischen, solidarischen, antifaschistischen und radikal zärtlichen Kollektiv im Gailtal.
Mira Palmisano hat gemeinsam mit drei Frauen Ende 2021 als Kollektiv und Verein „GemSe – Gemeinsam Sein“, einen ehemaligen Landgasthof in Wertschach/Dvorče im Gailtal gekauft und dieser erstrahlt seitdem bunt und vielfältig. Sie beschreiben sich selbst als „Queer-Feministisch, solidarisch, antifaschistisch und radikal zärtlich“. In der Stadt gibt es immer wieder kollektive Wohnprojekte, nicht aber am Land, deshalb wollen sie fehlende Strukturen aufbauen, Lernräume aufmachen die Mut geben um das eigene Handeln ins Zentrum stellen.
Mira ist Kärntnerin und hat ihr erstes Lebensjahr in einem Otto Mühl-Ableger in Ebenthal verbracht. Ihre Eltern waren sehr aktiv im Kollektiv, sie wurde somit schon früh geprägt und führt die familiäre Tradition weiter. Aufgewachsen ist sie im Rosental und Klagenfurt, in einer kärntner-slowenischen Familie. Die Geschichte und Konflikte früherer Generationen beschäftigen sie und ihre Cousins und Cousinen auch heute noch und sie versuchen möglichst viel darüber zu erfahren und aufzuarbeiten.
Wie Viele wollte auch Mira so rasch als möglich weg vom Land und ist 1999 nach Wien und hat an der Boku Landwirtschaft studiert. Sie hat sich sogleich politisch engagiert und tat dies in der „Basisgruppe Boku“.
Mira wurde mit 23 – während des Studiums – schwanger, in dieser Zeit war es für sie nicht leicht in der Stadt zu sein. Deshalb, und weil sei das Thema „Land“ auch während des Studiums beschäftigt hat kam es auch, dass sie im Alter von 25 mit Gleichgesinnten nach Deutschlandsberg gezogen ist. Das „Hofkollektiv Wieserhoisl“ bestand anfangs aus fünf, später aus neun Erwachsenen und Kindern und gemeinsam wurden 15 ha Land bewirtschaftet. Die Gruppe hat sich ins Ortsgeschehen eingebracht und war kulturell sehr aktiv.
Ihre Tochter ist heute 18 Jahre alt. Sie hat das Aufwachsen im queer-feministischen Kollektiv als schwierig empfunden. Es wurde immer offen über alles geredet, aber sie fand es immer schwer „nicht normal“ zu sein und der Druck von „Außen“ hat sie sehr gefordert. Das Kollektiv selbst ist für beide wie Familie und so werden Geburtstage mit zwei Familien gefeiert.
2019 kam der Entschluss den Hof zu verlassen und sie ist mit ihrer Tochter und ihrer Partnerin nach Kärnten, in ein Seitental vom Seitental vom Metnitztal [sic!] zu ihrer Mutter gezogen. Ende 2021 konnten die vier Flintas mit Hilfe von Direktkrediten den ehemaligen Landgasthof in Wertschach im Gailtal erwerben. FLINTA+* ist eine Abkürzung für Frauen, Lesben, Intersexuelle -, Nicht binäre -, Transgender – sowie Agender Menschen.
Die Finanzierung des Gesamtprojektes wurde über Direktkredite aufgestellt, da die GemSen „lieber 1.000 Freunde im Rücken, als eine Bank im Nacken“ haben. In der Praxis bedeutet das nicht entschulden, sondern umschulden. Kleinkredite und eine sichere Anlage in Grund und Boden. Die vier sind somit nicht mehr allein, sondern haben viele Unterstützerinnen. Auch privat leben sie ein alternatives ökonomisches Konzept, dass nur funktioniert, weil sie einander schon lange kennen und sich gegenseitig wunderbar vertrauen.
Mira wird in absehbarer Zeit nach Wertschach übersiedeln. Dort gibt es viel zu tun, aber sie hat für sich entdeckt, dass sie die Dinge langsamer angehen möchte. Wie es einer Frau beim leiser treten geht, die sich selbst als leicht ungeduldig bezeichnet, werden wir Mira beim nächsten Mal mit Sicherheit fragen. Bis dahin wünschen wir den vier GemSen alles Gute auf der sonnigen Seite des Gailtals!
Zuletzt geändert am 13.03.23, 10:58 Uhr
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