Peace Now
von Veronika Moser ///
Frieden jetzt. Oder vielleicht besser: Frieden heute. So heißt eine neue Sendung auf Radio FRO 105.0. Ich finde es mutig, eine Sendung so zu nennen.
Das Wort „Frieden“ wird nämlich derart inflationär gebraucht, missbraucht, beansprucht, dass es fast ein wenig seine Glaubwürdigkeit verloren hat. „Frieden ist zu einem solchen Allerweltswort geworden, dass wir es wie ein Firmenlogo verwenden, das auf allem draufsteht, was der Konzern Europa als Werbebotschaft an seine Kunden ausschickt.“ So formulierte es Barbara Frischmuth am Forum Friedensstadt Linz im September 2011. Die Friedensinitiative der Stadt Linz, die das Forum organisiert hat, möchte den Begriff „Frieden“ mit Leben füllen, (er)lebbar machen. Und zwar durch Diskussionen, Veranstaltungen und nicht zuletzt diese Radiosendung, die aus dem Forum Friedensstadt Linz heraus entstanden ist.
Moment. Linz? Friedensstadt?
Das ist mir neu, dass Linz seit 25 Jahren diesen stolzen Titel trägt, und noch dazu als einzige Stadt Österreichs. Und es erscheint mir fast ein wenig paradox, angesichts der dunklen NS-Vergangenheit der Stadt. Rupert Franz Kurz, Programmverantwortlicher und Gestalter der Sendung Peace Now, erklärt mir, dass gerade deshalb im Jahre 1986 die Bekenntnis zur „Friedensstadt“ so wichtig war. Linz hat aufgrund seiner Geschichte eine besondere Verpflichtung, sich für Frieden zu engagieren. Die Aufarbeitung der NS-Zeit ist daher ein wichtiger Schwerpunkt der Friedensinitiative und passiert u.a. durch ZeitzeugInnen-Gespräche an Linzer Schulen. Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist aber nicht das einzige, was eine Friedensstadt ausmacht: „Eine Friedensstadt würde ich am ehesten an ihrer Fähigkeit erkennen, kritisch auf Andere und Anderes einzugehen, mit einem Wort, an ihrer Streitkultur.“ Dieses Zitat von Barbara Frischmuth kann durchaus für einen weiteren Schwerpunkt der Friedensinitiative stehen: für das Thema Konfliktlösung bzw. Konfliktbewältigung im engeren Umfeld. So erfahre ich, dass die Friedensinitiative auch eine „Streitschule“ betreibt.
Raum für mehrsprachigen Dialog
In der Sendung „Peace Now“ wird über Konfliktbewältigung in der Familie oder am Arbeitsplatz genauso geredet wie über globale Friedensaktivitäten. „Die Sendung versteht sich als Sprachrohr für alle Menschen und Initiativen, die dem friedlichen Miteinander verbunden sind und dafür streiten.“ Rupert Franz Kurz betont dabei, dass Jede und Jeder herzlich willkommen ist, an der Sendung teilzunehmen. Auch und besonders Personen, die nicht Deutsch sprechen oder in ihrer Muttersprache mitdiskutieren möchten. Die Sendung möchte abbilden, dass wir hier in Linz in einer Gesellschaft leben, in der viele Sprachen vorkommen; es soll Raum für mehrsprachigen Dialog entstehen.
Was die Musik angeht, sucht Rupert Franz Kurz „Vielfalt abseits des Mainstream“, also Experimentelles oder Traditionelles aus aller Welt. Auch hier sind wir eingeladen, teilzunehmen und uns mit musikalischen Werken einzubringen. „Ob das eine Liedermacherin ist oder ein Chor, ob kammermusikalische Formation oder Jazzpartie, ich würde mich persönlich freuen, wenn wir KünstlerInnen aus der Region präsentieren können.“
Wer sich an der Sendung beteiligen möchte oder mehr wissen will, schreibt am besten ein Mail an friedensstadt@linz.at mit dem Betreff „Peace Now“. Sendezeit: 2. Donnerstag im Monat 15–16 Uhr.
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Veronika Anna Moser ist seit Oktober friedliche Mitstreiterin im Team von Radio FRO.
Zuletzt geändert am 16.05.12, 00:00 Uhr
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