Pogromnacht-Gedenken und Debatte um Straßenumbenennungen in Wels.
Vor 85 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 haben Nationalsozialisten überall in Österreich und Deutschland jüdische Menschen misshandelt, verschleppt oder ermordet. Sie haben jüdische Geschäfte geplündert und Synagogen in Brand gesetzt. Die Welser Initiative gegen Faschismus hat am Montag zum Gedenken an die Opfer geladen. Rund 500 Menschen haben sich vor dem Jüdischen Mahnmal im Pollheimerpark versammelt. Hauptredner war Bundespräsident Alexander Van der Bellen. “Niemals wieder” – diesen Aufruf mit Leben zu erfüllen, lautet sein Appell. Er findet auch klare Worte zum Antisemitismus heute:
„Wenn Österreich das ‚Niemals vergessen‘ ernst meint, muss es das zeigen. Nicht irgendwann, sondern jetzt.“
“Die Reichspogromnacht erinnert uns daran, wie schnell Hass und Intoleranz in Gewalt umschlagen können”,
sagt Martin Kamrat, Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Linz. Er betont in seinem Redebeitrag die besondere Aufgabe und Verantwortung der jungen Generationen.
Diese sind ebenfalls auf der Kundgebung vertreten: Schülerinnen des BRG Waller Straße haben die Biografien von jüdischen Opfern gelesen, die in Wels lebten.
Werner Retzl, Vorsitzender der Welser Initiative gegen Faschismus, hebt die Debatte um Straßenumbenennungen in Wels hervor:
“Während wir hier der jüdischen Opfer gedenken, wird wenige Kilometer entfernt auf Straßenschildern glühender Judenhetzer und NS-Verbrecher gedacht. […] Judenhetzer und NS-Verbrecher haben im Straßenbild definitiv nichts verloren, wenn man die regierungsamtlich verkündete Bekämpfung des Antisemitismus und den antifaschistischen Auftrag unserer Bundesverfassung, der in Artikel 9 des Staatsvertrages nachzulesen ist, ernst nimmt.”
Konkret fordert die Welser Antifa seit fast zwei Jahren die Umbenennung der Franz-Resl-Straße. Resl – ab 1933 illegales NSDAP-Mitglied, ein überzeugter NS-Propagandist, der seinen Judenhass über Mundartgedichte verbreitete. Auf dem Straßenschild wird er verharmlosend als „Mundartdichter und Humorist“ bezeichnet. Im Welser Gemeinderat wurde kürzlich ein Antrag auf die Umbenennung dieser – und weiterer belasteter – Straßen von einer FPÖ-ÖVP-MFG-Mehrheit abgelehnt.
Beitrag: Marina Wetzlmaier
Stefanie Sargnagel entwirft Antisexismuskampagne für Linzer Frauenbüro
Die Frauenstadträtin Eva Schobesberger hat in einer Pressekonferenz am 14. November eine neuen Kampagne gegen Sexismus vorgestellt. In 4 verschiedenen Comics hat die Autorin Stefanie Sargnagel Themen wie Sexismus am Arbeitsplatz aufgegriffen. Eva Schobesberger sagt:
„Sexismus ist nichts Privates und in unserer Gesellschaft sehr viel weiterverbreitet, als wir es auf den ersten Blick sehen. Es geht dabei um Machtmissbrauch, Grenzverletzungen und Diskriminierung und Herabsetzung. Belästigungen, Hassparolen, sexistische Anfeindungen sind inakzeptabel. In Unternehmen, im
gesellschaftlichen Kontext, in den sozialen Medien, genauso wie in jedem anderen Lebensbereich auch. Ich bedanke mich bei Stefanie Sargnagel für die Zusammenarbeit und das Ergebnis! Diese Kampagne soll ein Plädoyer für ein Null-Toleranz-Umfeld für sexistisches Verhalten sein. Null Toleranz für Sexismus!“
Das Frauenbüro der Stadt Linz setzt gemeinsam mit Cartoonistin und Schriftstellerin Stefanie Sargnagel mit einer Kampagne gegen Sexismus ein klares Zeichen:
Sexismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz! Hierfür hat Stefanie Sargnagel vier Cartoons entwickelt, die zum Nachdenken und Hinterfragen tradierter Rollenzuschreibungen anregen und Gewalteskalationen, die im Femizid enden, in unserer Gesellschaft anprangern.
Wenn Sie sich die Comicbilder selber als Postkarte oder Poster bestellen wollen, können Sie das hier tun.
Beitrag: Aylin Yilmaz
25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen
In Linz findet am 25. November um 16:00 am Martin-Luther Platz eine Demonstration statt. Veranstaltet wird diese von Do It Yourself Frauentag Linz. Margherita Matzer und Katharina Wurzer vom Bündnis haben über die Gründe gesprochen, warum dieser Tag immer noch so wichtig ist. Femizide sind in Österreich leider immer noch ein aktuelles Thema. 2023 wurden laut Medienberichten 25 Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet – was die Definition eines Femizides ist. Um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen, muss klar werden, dass nicht nur körperliche Verletzungen darunter fallen. Sexistische Beleidigungen, Bedrohungen, Stalking, körperliche Selbstbestimmung, finanzielle Abhängigkeit vom Partner sind ebenso Aspekte. Wichtig ist DIY Frauentag Linz die körperliche Unversehrtheit aller Menschen, darum schließen sie trans und nichtbinäre Personen explizit in ihre Forderungen mit ein.
Matzer sagt zu Femiziden:
“Femizide sind meistens Morde, die vom Partner oder Ex-Partner begangen werden. Und zwar dann, wenn die Frau sich trennen möchte oder sich gerade getrennt hat. Und das ist wirklich das Ding vom Besitzen. Also da sehen wir wirklich, die Frau ist das Besitztum des Mannes. Dieses Denken: “Wenn ich sie nicht besitzen kann, darf sie niemand besitzen, deswegen bringe ich sie um.” Das ist die Spitze von dem Ganzen.”
Beitrag: Aylin Yilmaz
Mehr Informationen zum Infomagazin der Freien Radios in Österreich unter stimmlagen.at
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