VertreterInnen von Minderheiteninitiativen
Martl Rosa (Verein Ketani für Roma und Sinti)


Roma und Sinti:

Die Geschichte der Sinti und Roma in Österreich ist eine ganz anders gelagerte als wie zB dere von ausländischen Minderheiten und Mitbürgern. Unsere Problematik ist eine ganz andere und unsere Geschichte ist auch ein ganz andere. Ich weiß nicht ob ihnen bekannt ist, Sinti und Roma wurden verfolgt im 3. Reich. Aber nicht nur im 3 Reich auch schon davor. Sinti und Roma waren obwohl  hier seit Jahrhunderten ansäßig, oder auch in Deutschland und sonst in europäischen Ländern immer nicht anerkannt. Das hat etwas mit sich gebracht, nämlich daß...wie soll man das Ausdrücken,daß das ein jeder versteht,  ich nehme zB meiner Familie: Meine Eltern sind seit ca. 1680 in Österreich ansäßig gewesen, daß heißt die Ahnen dieser  Eltern, und man fühlt sich auf der einen Seite wie ein richtiger Österreicher wenn man so sagen kann. Man hat sozusagen zwei Herzen in der Brust, ein Roma oder Sinti Herz und ein echtes österreichisches Herz. Das bringt manchmal eine ganz schöne Problematik mit sich, wenn man da  manchmal im Zwiespalt steht, wo gehört man jetzt hin. Wenn  man unter Druck geratet von Seiten der Mehrheit, weiß man sehr schnell das man ein Sinti oder Roma ist. Nach aussen hin aber, wenn man jetzt  was anderes betrachtet, irgendwelche Problematiken die im sogenanten Ausland stattfindet, fühlt man sich wieder so als richtiger Österreicher. Der Hintergrund warum wir den Sinti - Roma Verein ins Leben gerufen haben ist ein ganz anderer gewesen. Einen Teils hatte er was zu tun mit dieser Verfolgung im 3. Reich, wir hatten kein Sprachrohr nach aussen, ich habe immer aus dem Untergrund versucht zu helfen zu Wiedergundmachungen, was als einzel Person sehr schwer ist. Allein um meiner Mutter eine Entschädigung zu verschaffen, daß heißt eine kleine KZ -  Rente, hat das 16 Jahre gedauert. Sie bekam dann 1991 eine KZ - Rente für  7 Jahre KZ Jahren zurück. Natürlich hat sie ihre Eltern dort verloren und ihre Geschwister. Das ist eine Aufgabe, aber nicht nur die eine  Aufgabe der Wiedergutmachung, das wäre zu wenig, sondern wir möchten, wie unser Verein heißt „Ketanie" gemeinsam versuchen,gemeinsam heißt der Name, für alle gemeinsam mit allen Mitmenschen zusammen arbeiten. Ich glaube es gibt nur diesen Weg des Friedens, wenn man aufeinander zugeht vorurteilsfrei und versucht miteinander human und in menschlicher Art umzugehen. Ich möchte dieses Wort „Toleranz" mit Absicht nicht gebrauchen, weil ich glaube, wenn man allein versucht friedlich zu leben friedlich zu sein gegeneinander, dann bedarf es eigentllich dieses Wortes nicht. Als wir diesen Verein voriges Jahr am 1. Dezember ins Leben gerufen haben, haben wir nicht gedacht, daß ist der erste im westen Österreichs, der osten Österreich ist gut bestückt mit Roma Vereinen, daß eine so große Flut an Arbeit und Problematik auf uns zukommmt. Nicht nur, daß wir Sinti und Roma unter einem Dach zu bringen haben, gibt es auch noch die Volksgruppe der Jenischen, die vielleicht fast niemanden bekannt ist sie sind ungefähr den englischen Tikers gleichzusetzen  für die überhaupt kein Sprachrohr haben, für die wir uns auch einsetzen, und dann kommen natürlich die nicht autochtone Roma Flüchtlinge jetzt auf uns zu. Auch die möchten Hilfe haben und jemand mit dem sie Kontakt knüpfen können. Was wir brauchen, wenn man uns als Minderheit bezeichnet, ich selber sehe mich in Österreich nicht als eine Minderheit sonder als österreichisches Sinti,sind wir seit Jahrhunderten, wenn wir uns als Minderheiten bezeichnen oder werden von den anderen, dann mööchte ich sagen was brauchen wir eigentlich in Österreich. In Österreich brauchen wir  die Unterstützung der Mehrheit. Wir brauchen die  Unterstützung der Politiker um etwas aufzuhalten das überall geschieht zB hier in Österreich ist auch der Verfall der Familien ganz  großer,man kann das mitansehen. Bei den Sinti und Roma findet  das noch schlimmer statt. Die Generation der heute 70 - 75 jährigen die bei uns das sagen hatte, ist praktisch nicht vorhanden. Ca. 1 - 2 % haben die Konzentrationslager überlebt und das Problem ist, daß wir heute keine älteren Personen haben an denen wir uns sozusagen anklammern. Unser Überleben hat immer darin bestanden, daß wir eine große Familiengruppe waren wo die ältesten gesagt haben so geht es lang. Dieses fehlt jetzt. Das ist eine sehr, sehr schlimme Entwicklung bei uns. Darum auch unser Verein „Keternie". Wir versuchen ein bißchen auch gegenseitig zusammen zu kommen. Das  müssen wir auch wieder lernen. Wir sind doch ziemlich verstreut worden. Sehr lange fand bei uns auch keine Aufarbeitung statt, leider, die Leute haben auch diese Thematik gescheut, genauso wie die Österreicher, die die Thematik 3.Reich, Konzentrationslager scheuen. Wir hatten vom 12. - 18 November eine Filmreihe laufen im Moviementokino der allerschönsten Frauen „ Frauen im Wiederstand gegen den national Sozialismus" . Man  denke es wären sehr viele gekommen, dem war leider nicht so, auch nicht aus unseren eigenen Reihen. Man scheut noch immer diese Konfrontation mit dieser Problematik, man möchte das einfach vergessen. Es geht aber leider nicht. Ich bin tag täglich damit konfrontiert. Ich bin froh, daß immer jemand da ist, dr zuhört. Ich danke auch den Politikern in Österreich, die uns doch ermöglichen, mit der finanziellen Unterstützung, einen Verein zu leiten. Es ist bei weitem nicht genug was wir an Fördermittel bekommen, ich glaub daß wissen alle die in Vereinen und Minderheitenbeiräten arbeiten. Ich wünsche ihnen allen ein gutes neues Jahr und ein viel friedlicheres als das vergangene gewesen ist.