b7fb124c36926a702fcecd47c483254c.jpg Volkmar Baurecker
Volkmar Baurecker
Reise! Reise!

Vom Glück auf Segel- und anderen Reisen

„Reise! Reise“ ist die Sendereihe vom individuellen, eigenverantwortlichen, selbstbestimmten, sanften, umweltfreundlichen, achtsamen und nachhaltigen Reisen in die Welt der Geografie und in andere Welten, die es ja auch noch geben soll.

Es berichten meist andere Menschen von ihren Reisen, den Hintergründen ihres Aufbruchs, ihre Überlegungen bei der Wahl der Reisewege und-ziele. Gelegentlich berichte ich auch von Reisen, wo ich selbst dabei war.

Heute geht es um eine mehrwöchige Segelreise durch’s Mittelmeer und von meiner Reiselektüre. Darin geht ein Mann auf Reisen, weil er wissen möchte, was Glück ist. Er hat ein kleines Büchlein dabei. Dahinein schreibt er jedes Mal einen Satz, wenn er meint, wieder was Wichtiges über das Glück erfahren zu haben.

Von Perikles wissen wir:

Für das Glück brauchst du Freiheit
Für die Freiheit brauchst du Mut

Reisen hat was mit Freiheit zu tun. Das scheint mir keine weitere Beweisführung zu bedürfen.

Mut brauchst du für beides.

Ist das Reisen deshalb so beglückend, weil es in die Freiheit führt?

Ja, ich denke schon: Das Reisen ist glücksstiftend. Reisen macht glücklich.

 

 

Ich bin kein zwanghafter Segler. Für mich ist segeln ein schöner Schritt in die Freiheit. Es braucht Mut, um ein Boot zu betreten und dann die Leinen los zu lassen, zu anderen Ufern, aufs uferlose Meer steuern, selbst handeln – und so weiter, wie es die Bettina von Arnim einst formuliert hat.

Wer wagt selbst zu denken, der wird auch selbst handeln, und wer nicht selbst denkt, nicht aufs uferlose Meer steuert mit seinem Geist, der wird die Gottheit nicht selbst erreichen, nicht selbst handlen, denn sich nach anderen richten das ist nicht handlen, handlen ist Selbstsein, und das ist: in Gott leben. –
(Bettina von Arnim 1785-1859)

 Dieser Mut ist nötig für jeden Schritt in Richtung Freiheit. Das Segeln ermutigt zum Mutigsein. Ich halte das für das Faszinierendste am Segeln. Denn im Detail ist man ja wieder gar nicht frei: Wenn man Besitzer ist, ist es wie bei einem Haus, einem Unternehmen oder einer Tierarztpraxis – immer umsichtig sein, da fehlt was, hier muss was repariert werden, immer wieder Geld in die Hand nehmen und all die Vorschriften der Behörden und des Finanzamtes wollen beachtet sein. Dann die Disziplin an Bord. – Und dennoch: eine Route einschlagen, die man frei selbst (allenfalls in der Gruppe) gewählt hat, die eigen Hand am Ruder zu habe, das fühlt sich wirklich gut an.

 

 

Glück ist eine Sichtweise der Dinge, lässt Francois Lelord seinen  Hector ins kleine Notiz-Büchlein schreiben. Diese Beobachtung gehört zur etwa gleichen Sorte wie die von der halbleeren oder halbvollen Flasche. Wenn ich es mag oder zulasse, kann ich das sanfte Schaukeln genießen und glücklich sein damit. Diese Erkenntnis ist, verstehe ich den Autor, kein Generalrezept zum Glücklichsein. Mit dem Glückspegel sei es ähnlich wie mit dem Blutdruck, meint ein gelehrter Glücksforscher im Buch. Er erklärt dem Hector: „Je nach den Umständen geht er mal ein bisschen rauf und wieder runter, aber im Großen und Ganzen pendelt er sich immer wieder auf ein bestimmtes Grundniveau ein, das jedem Menschen eigen ist. Sie, Hector, untersuchen Leute, die große Erfolge errungen oder großes Unglück erlebt haben. Und sehen, dass deren Stimmung ein paar Monate später wieder auf demselben Pegel angelangt ist wie vorher“. „Und Sie, was denken Sie darüber?“ wollte Hector wissen. „An der Theorie ist was dran, wir werden von den Umständen beeinflusst. Aber es gibt auch Leute, die fürs Glücklichsein mehr Begabung haben und andere, die weniger haben.

 

Zuletzt geändert am 01.09.17, 18:27 Uhr

Verfasst von Volkmar Baurecker

Geboren 1940 in Puchenau, OÖ. Lehre zum Elektromechaniker bei einem Linzer Industriebetrieb. HTL-Elektrotechnik abgeschlossen 1966. Konstrukteur und Projektant für haustechnische Anlagen. Ab 1980 selbständiger Kaufmann in Linz, mit Naturprodukten zum Bauen und Wohnen, sowie Spinn- und Webgeräten. Seit Pensionierung 2003 wohnhaft in St. Gotthard im Mühlkreis, OÖ.

Seit etwa 1970 in Umwelt- und Naturschutz tätig, insbesondere Abwehr von Atomkraft. Freizeit-Segler seit den 90er-Jahren. Längerwährende Weltreise, vorwiegend auf Segelbooten. Seit 2016 Sendungsmacher bei Radio Fro.

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Gesendet am Di 29. Aug 2017 / 16 Uhr

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