Wir sind keine Barbaren!
Seit 5.2. ist Philipp Löhles aktuelles Stück in einer Inszenierung von Johannes Maile am Theater Phönix zu sehen.
Barbarei ist meist das, was die anderen veranstalten. Aber sind wir nicht doch auch selber ein wenig barbarisch, oder wenigstens ein Teil von uns? Wer ist dieses ständig leichtfertig beschworene „Wir“ überhaupt? Die „europäische Wertegemeinschaft“ oder gar das „christliche Abendland“? Eint „uns“ das Unbehagen in der Kultur, der verspürte Zwang des Stahlkorsett der Moderne? Die Last der Zivilisation, die allerdings allein deshalb unverzichtbar ist, weil sie den menschlichen Umgang von Gewalt befreit und den Individuen Freiheit und Glück wenigstens verspricht? Wer sind dann komplementär “die Anderen”?
Keine einfachen, aber drängende Fragen, die auch in Theaterstücken immer wieder entweder offen gestellt, oder implizit mitverhandelt werden. Philipp Löhle hat sich ihnen in seinem aktuellen Stück “Wir sind keine Barbaren!” gewidmet und in dieser Kömodie nahe am Gefrierpunkt (Johannes Maile) verarbeitet.
Im Theater Phönix ist es – nach Shakespeares „Der Sturm“ und den „Blues Brothers“ – als drittes Stück der laufenden Saison sehen, die unter dem Motto steht: „Wir tanzen lächelnd in den Abgrund“.
In dieser Augabe von Phönix on Air gibt es Informationen zu Autor und Stück, sowie Auszuge aus der Aufführung zu hören. Zu Wort kommen dabei Harald Gebhartl (Künstlerische Leitung) Sigrid Blauensteiner (Dramaturgie) und Johannes Maile (Regie).
Die in der Sendung verwendeten Songs sind der Aufführung entnommen:
Musik: Armin Lehner
Vox populi: Didi Bruckmayr (Gastdarsteller)
Gestaltung der Sendung:
Claus Harringer
Mehr Informationen, Kartenreservierung und Spielplan unter:
http://www.theater-phoenix.at/
Wir sind keine Barbaren!
von Philipp Löhle
Mit: Didi Bruckmayr, Rebecca Döltl, David Fuchs, Felix Rank, Judith Richter.
Regie: Johannes Maile.
Bühne: Georg Lindorfer.
Kostüme: Elke Gattinger.
Lichtgestaltung: Nico de Rooij.
Musik: Armin Lehner.
Dramaturgie: Sigrid Blauensteiner.
Inhalt
Wenn das Fremde in Person eines mysteriösen Flüchtlings vor der eigenen Tür steht, gerät die Welt des durchschnittlichen Wohlstandsbürgers aus den Fugen.
Es beginnt idyllisch: Ein Chor besingt eine Gemeinschaft, in der das WIR großgeschrieben wird. WIR sind alle gleich, werden 82 Jahre alt und haben mindestens drei Hobbys. WIR sind in diesem Fall Barbara und Mario und deren neue Nachbarn Linda und Paul. Auch wenn das erste Kennenlernen mehr als holprig verläuft, finden die beiden Pärchen doch ausreichend gemeinsame Interessen – Flachbildschirme für die Männer, Yoga für die Frauen –, um eine höfliche Freundschaft zu pflegen. Doch als eines Nachts ein Fremder auftaucht, dem Barbara kurzerhand Asyl in ihrer Wohnung gewährt, ist es mit den Höflichkeiten vorbei. Schon sein Name führt zu Streitereien: heißt er nun Bobo oder Klint? Der Fremde hat jedenfalls Schreckliches durchgemacht, was doch zu uneingeschränkter Hilfsbereitschaft verpflichten sollte. Oder stellt er eine Bedrohung dar? Oder vielmehr eine exotische Verlockung? Noch bevor darüber endgültig entschieden werden kann, verschwinden Barbara und der Mann…
Der preisgekrönte deutsche Dramatiker Philipp Löhle zählt zu den meistgespielten deutschen Theaterautoren. „Wir sind keine Barbaren!“ spielt mit viel schwarzem Humor, abgrundtief und bitterböse mit der Angst vor dem Fremden.
Zuletzt geändert am 07.02.15, 00:00 Uhr
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