„Wörter unter ihren Füßen“ – Ute Mayrhofer – VOR ORT 225
Lesung
Die in Wien lebende und in Altmünster gebürtige Autorin Ute Mayrhofer hat vor drei Jahren mit „Welten weiten“ einen Sammelband mit ermutigenden Porträts engagierter Persönlichkeiten vorgestellt. Im Jahr 2023 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Wörter unter ihren Füßen“. Am 26. Jänner 2024 fand im Kulturhaus ProDiagonal in Lambach eine Autorenlesung von ihr statt, bei der ich auch mit dabei war.
Die Protagonistin ihres Romans Paula, liebt Sprachen, eigentümliche Wörter und das Unterrichten. Als Exil-Kolumbianerin mit sehr guten Deutschkenntnissen liegt es für sie daher nah, Menschen, die aus gänzlich verschiedenen Ländern und Kulturkreisen in Wien angekommen sind, zu unterrichten.
Dabei versteht Paula es, die Geschichte der Lernenden über Leid, Trauma und Hoffnung heilsam in den Sprachunterricht einfließen zu lassen.
Ihr Partner Elias arbeitet als Seenotretter auf dem Mittelmeer an vorderster Front gegen die europäische Abschottungspolitik und setzt sich unermüdlich für die Rechte der Geflüchteten ein.
Während das jung, engagierte Paar einen aufregenden Alltag erlebt, entspinnt sich in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ein rechtes Netzwerk, welches skrupellos daran arbeitet, größeres Unheil anzurichten.
Als Leser fiebert man mit und verfolgt das das Engagement und die Höhen und Tiefen im Alltag von Paula, Elias und ihren Freundinnen und Freunden. Man lernt Paulas liebenswerte Familie und die Schatten ihrer Vergangenheit kennen und erlebt gleichzeitig die sich zuspitzende Bedrohung durch rechte Gewalt. Das alles verspricht Spannung von der ersten bis zur letzten Seite des Romans.
Ute Mayrhofer hat in ihren Romanerstling viele eigene Erfahrungen eingearbeitet, etwa – bei einer Reise nach Bogota – bei einem Besuch in der dortigen Kinderrechtsrepublik für Kinder und Jugendliche, die vom Konflikt in Kolumbien betroffen sind: „Am liebsten hätte ich den gesamten Roman dorthin verlegt“, erzählt sie. Doch ihre Zeit in Kolumbien habe „nicht ausgereicht, um mich gut genug in die Situation hineinversetzen zu können“, weshalb eben die Kinderrechtsrepublik nur einer der vielen Schauplätze blieb.
Und sie hält fest: „All die anderen Themen beschäftigen mich sowohl beruflich als auch privat. Ich stelle mir viele Fragen zur Beschaffenheit unserer demokratischen Strukturen und wie sich dies auf uns auswirkt, wenn wir in einer Festung leben, die auf Kosten anderer handelt“.
Ich habe die Lesung in Lambach mitgeschnitten – diese ist nun zu hören …
Christian Aichmayr
Zuletzt geändert am 22.05.24, 08:53 Uhr