JAZZCHRONIK 26
Eine kleine Jazzgeschichte von Helmut Söllner und Walter Wallmüller
Heute Folge 26:
Longtime Players - John Coltrane
John Coltrane ist von seiner Lebenszeit her kein Longtime-Player, seine Musik aber durchlief in den gut 20 Jahren seiner Karriere mehr Entwicklungsstadien als bei den meisten seiner Kollegen mit Ausnahme vielleicht von Miles Davis.
Zu größerer Bekanntheit kam er in der Band von Dizzy Gilespie, nachdem er schon 1946 Aufnahmen – allerdings noch am Altsaxofon – eingespielt hatte. Gillespie stellte Coltrane erst 1951 in einer Combo mit Milt Jackson solistisch in den Vordergrund.
Coltranes Musik wirkt am Anfang noch etwas ungehobelt, aber bald waren die Ecken so weit abgeschliffen, dass eine robuste, aber flüssige Sprache übrig blieb.
Von 1956 bis 1958 nahm Coltrane mehr als 20 LPs auf, die alle wunderbare Musik aus seiner mittleren und ausgewogensten Phase enthalten. Immer gibt es die „Sheets of sound“, die Klangflächen voll mit rasenden Läufen, immer im Rahmen der Harmonien oder der Skalen, und der Ausbruch ins Freie wirkt weniger kühl-experimentell als auf der Atlantik-LP „Giant Steps“ des nächsten Jahres.
Nach 1964 wird Coltranes Spiel immer freier, er strotzt vor Energie und baut andere Avantgarde-Musiker in seine Band ein.
Im Free-Jazz verliert Coltrane aber einiges an Profil, weil sich im freien Spiel mangels an Struktur die Persönlichkeit eines Musikers weniger erkennbar machen kann.
Musikauswahl und Fachberatung: Helmut Söllner
Moderation: Walter Wallmüller
Zweitsendung am Sonntag, 8. Juli 2012 um 10:00 Uhr auf Radio FRO105,0MHz.
Zuletzt geändert am 24.06.12, 00:00 Uhr
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