listen to radio fro on the internet
TOWARDS A SOCIETY OF CONTROL?

NEW DIGITAL STANDARDS AND ITS IMPACT ON FREEDOM OF INFORMATION CURRENT CONSEQUENCES AND STRATEGIES FOR AN INDEPENDENT PUBLIC SPHERE

Beitrag von Radio FRO zur ARS ELECTRONICA 2003

Das diesjährige Festivalthema "Code – the language of our time" stellt die Frage nach den gesellschaftsregulierenden Implikationen digitaler Codes: Digitale Codes sind in der modernen Informationsgesellschaft jederzeit präsent. Sie definieren "wie wir in den globalen Netzwerken miteinander kommunizieren, Geschäfte abwickeln, zu Information kommen und unser Wissen verteilen."

CONTROL OF STANDARDS MEANS CONTROL OF CONTENT
Standardisierung birgt nicht nur die Gefahr der Einschränkung von Vielfalt. Sie bedeutet nicht zuletzt auch umfangreiche Kontrollmöglichkeiten, wie sie etwa gegenwärtig im Zuge der EU- weiten Anpassungen im Urheberrecht diskutiert werden. Denn wer die Standards kontrolliert, kontrolliert vielfach auch die Inhalte. Die EU Urheberrechtsnovelle dehnt nach US-Amerikanischem Vorbild den Urheberrechtschutz auch auf die neuen Medien, insbesondere das Internet aus und sieht vor allem auch verstärkte Maßnahmen gegen die Umgehung technischer Schutzeinrichtungen vor. Vor den Erfahrungen mit Tauschbörsen wie Napster fordert die Software- und Musikindustrie bereits seit Jahren verstärkte Maßnahmen für den Kopierschutz. Unterstützung bekommt die Industrie nun von den Gesetzgebern, die in der Urheberrechtsnovelle die Interessen der Software- und Musikmonopolisten rechtlich legitimieren und „technische Schutzmaßnahmen“, die jede Vervielfältigung u.U. auch für den eigenen Gebrauch verhindern, gegen Strafe schützen.

Skeptiker des DRM wie etwa Fred Lohmann (Electronic Frontier Foundation) kritisieren, dass DRM „Internet Piracy“ nicht verhindern könne und stattdessen für den Content und letztlich auch für den nur scheinbar geschützten Markt selbst, Barrieren aufgebaut werden. Einseitige digitale Standards wie das DRM tragen damit maßgeblich zur Entwicklung einer elitistischen Informationsgesellschaft bei, in der der Zugang zu Information jenen vorbehalten bleibt, die es sich leisten können, mehr noch und auf einer breiteren Basis als es bereits jetzt der Fall ist. An diesem Punkt werden Systeme wie das „Digital Rights Management“ zu einem „Digital Restriction Management“ und die „Frage der Information wird eine Frage des Budgets“.

DEVELOPING OPEN SPACES
Die Geschichte Offener Räume ist auch eine Geschichte der Strategien von Kontrolle und Einflussnahme. Ungeachtet der Datenfluten und ihrer vieldiskutierten Unüberschaubarkeit bietet gerade der digitale Raum gründliche und umfassende Möglichkeiten von Kontrolle und Zensur. Während Abhörsysteme wie ECHELON das digitale Universum nach fragwürdigen Schlüsselworten durchforsten und im Fahrwasser proklamierter nationaler Sicherheiten wieder aus der öffentlichen Debatte und damit weitgehend auch aus den Köpfen verschwunden sind sehen sich alternative Kommunikationsplattformen und Provider dem Vorwurf illegalen Contents ausgesetzt.

Parallel zum wachsenden Bedürfnis nach Sicherheit werden auch die Voraussetzungen für Kontrolle – politisch wie technologisch – geschaffen. „Digital Human Rights“ - analog zu den Allgemeinen Menschenrechten - Informationsfreiheit, Privacy und der offene Zugang zu Information und Informationsaustausch sind die Herausforderungen der Zivilgesellschaft:

„The great experiment of an unfettered communication space that the internet as a public medium seemed to provide, now seems more like a historical and temporary window of opportunity. If we still care about a common space of knowledge, ideas and information, mediated world-wide by networked digital media we can no longer accept that principle as a given; i.e. as 'naturally' embodied in the Internet.”

Die emanzipatorischen Erwartungen an die neuen Medien, allen voran das Internet, haben sich nicht erfüllt, ihr demokratisches, partizipatives Potential auf breiter Basis bleibt – ohne Nostalgie - kaum ausgeschöpft und auf der Ebene von Online Votings stecken. Die Erfahrung zeigt, dass allein das technologische Potential nicht zur Demokratisierung von Information und Wissen führt. Im Gegenteil: Ganz im Interesse der Globalisierten Märkte führt die „command/control“ Struktur der Technologien zu einer zunehmenden sozialen Homogenisierung.

Mit Eric Kluitenberg geht es in der Frage der Schaffung unabhängiger „Open Zones“ nun nicht um sichere Datenhäfen und eine Art von „hygienischem“ (Off) Cyberspace sondern um die Formulierung von Strategien und Praxistools. Denn: “the common space is defined and constructed trough us. It is not given”

STRATEGIES AND PURPOSE
Eine demokratische Gesellschaft benötigt den offenen Zugang zu Information und Wissen und die entsprechenden offenen Foren und Räume, in denen dieses Wissen produziert und publiziert werden kann. Radio FRO stellt die Frage nach den Interessen, den Absichten und Botschaften, die sich hinter digitalen Codes verbergen. Welche Auswirkung haben digitale und rechtliche Standards wie DRM auf die Informationsgesellschaft? Wie sehen die Reaktionen auf Limitationen und Restriktionen aus? Wenn digitale Codes den Weg definieren, den Information und Kommunikation (nicht nur) in den globalen Netzwerken beschreiten: Welche Möglichkeiten der Reaktion und Subversion und welche gesellschaftspolitischen Funktionen haben Initiativen der Zivilgesellschaft? Wie wirken sich die Spielregeln der globalen Kommunikation, die vielfältigen Regulative auf die Existenz und Arbeit dieser Initiativen aus? Welche aktuellen Strategien des Unterlaufens gibt es? Was bedeutet Partizipation vor dem Hintergrund der zunehmend auf Regulation und Kontrolle ausgerichteten Entwicklungen in Politik und Informationstechnologie? Welche Möglichkeiten der Einflussnahme bestehen? Wenn diejenigen, die die Standards definieren auch den Content kontrollieren, wer kontrolliert diese Gruppierungen selbst? Folgt mit der Privatisierung klassischer staatlicher Aufgaben wie Sicherheit und Privacy nicht die Entlastung sondern die Entmachtung des Staates, der mit gesetzlichen Richtlinien die kommerziellen Interessen der Software- und Musikgiganten legitimiert?

DARSTELLUNG AM FESTIVAL
Expertinnen aus Theorie und Praxis diskutieren ausgehend von der Umsetzung der EU Richtlinie (Digital Rights Management) zu &Äuml;nderungen im Copyright über die Auswirkungen digitaler Standards auf die Informationsgesellschaft, aktuelle Problemstellungen, das Zusammenspiel von Technologie, Ökonomie und Überwachung sowie über Strategien von Widerstand. Der Beitrag von Radio FRO zur diesjährigen ARS ELECTRONICA liefert einen aktuellen Beitrag zur Debatte um Informations- und Kommunikationsfreiheit.

PANEL A:
CONTAINING INFORMATION: NEW DIGITAL STANDARDS, CHANGES IN COPYRIGHT AND ITS IMPACT ON FREEDOM OF INFORMATION

Die EU weite gesetzliche Legitimierung von digitalen Standards wie DRM führt im Interesse der Software- und Musikindustrie zu erheblichen Einschränkungen im Urheberrecht. Einseitige digitale Standards sind nicht nur Barrieren für den freien Zugang und Austausch von Information, sie stellen auch die technologische Infrastruktur für zukünftige Überwachungssysteme. Wer die Standards kontrolliert, kontrolliert auch die Inhalte. ExpertInnen diskutieren ihre Auswirkungen auf die Informationsfreiheit und das Zusammenspiel von Technologie, Wirtschaft und Politik vor dem Hintergrund zunehmender Restriktionen in der Welt der Infosphäre.

PANEL B:
DIGITAL STANDARDS AND THE PUBLIC DOMAIN: CONSEQUENCES AND CURRENT STRATEGIES FOR AN INDEPENDENT PUBLIC SPHERE

Demokratische Gesellschaften brauchen den offenen Zugang zu Information und Wissen und offene mediale Räume, in denen dieses Wissen produziert und publiziert werden kann. Eine Auseinandersetzung mit den Digitalen Standards und ihre Auswirkungen auf unabhängige Medien und Netzinitiativen. Aktuelle Strategien, Widerstände und Beschränken, Fragen von Privacy, Copyright und Censorship.

Otto Tremetzberger (Geschäftsführer Radio FRO 105,0)


TOWARDS A SOCIETY OF CONTROL?

NEW DIGITAL STANDARDS AND THEIR IMPACT ON FREEDOM OF INFORMATION CURRENT CONSEQUENCES AND STRATEGIES FOR AN INDEPENDENT PUBLIC SPHERE

Otto Leopold Tremetzberger / Radio FRO 105.0

This year’s festival theme, “Code – The Language of Our Time,” poses the question of the socially regulative implications of the digital codes that are omnipresent in modern Information Society. They define “the rules by which we communicate in a networked world, do business, and gather and disseminate information.”1)

CONTROL OF STANDARDS MEANS CONTROL OF CONTENT
Constraint of diversity is not the only hidden danger inherent in standardization. Not the least of its consequences are possibilities of comprehensive control such as those currently being discussed in conjunction with the process of adopting uniform copyright laws throughout the EU. 2) After all, whoever controls standards also controls content in many respects. The EU copyright law amendment follows the American lead in extending copyright protection to the new media and particularly the Internet and, above all, provides for stricter measures against evading protection technology. For years—and even prior to its experiences with swap exchanges like Napster—the software and music industry has been demanding stronger copy protection provisions. The industry is now getting support from lawmakers who, in their copyright law amendments, are legally legitimating the interests of the software and music monopolists and protecting with legal sanctions the “technical protective measures” that prevent any form of copying—even, in certain cases, copying for ones own personal use.

The criticism of those who are skeptical about DRM, like Fred Lohmann of the Electronic Frontier Foundation, point out that DRM cannot prevent “Internet piracy”; instead, the barriers being erected hinder content and, in the final analysis, the very market that only seems to be protected by these steps. 3) Tendentious digital standards like DRM thus contribute substantially to the development of an elitist Information Society in which access to information is reserved for those who can afford it, and this to an even greater extent than is already the case. In this respect, systems like Digital Rights Management become a form of Digital Restriction Management 4) and the “question of information becomes a question of ones budget.” 5)

DEVELOPING OPEN SPACES
The history of open spaces is also a story of control strategies and the exertion of influence. Notwithstanding the deluge of data and its much-discussed unmanageability, it is precisely the digital sphere that offers thorough and comprehensive possibilities for control and censorship. While surveillance systems like ECHELON comb through the digital universe in search of questionable keywords and, in the wake of proclaimed national security considerations, proceed to disappear from the public debate and thus for the most part from public consciousness as well, alternative communication platforms and providers see themselves targeted by charges of illicit content.

Parallel to the growing need for security, the preconditions for control—political and technological alike—are being put in place. “Digital human rights”—analogous to general human rights—freedom of information, privacy and the open access to information and the exchange thereof are the challenges now facing civil society.

“The great experiment of an unfettered communication space that the Internet as a public medium seemed to provide now seems more like a historical and temporary window of opportunity. If we still care about a common space of knowledge, ideas and information mediated world-wide by networked digital media, we can no longer accept that principle as a given; i.e. as ‘naturally’ embodied in the Internet.” 6)

The emancipatory expectations that have been invested in the new media—first and foremost, the Internet—remain unfulfilled; their broad-based democratic, participative potential—said without any nostalgia—still has hardly been exploited and is stuck on the level of online voting. Experience shows that technological potential alone does not lead to democratization of information and knowledge; quite the contrary—completely in the interest of globalized markets, the “command/control” structure of technologies leads to increasing social homogenization. 7)

According to Eric Kluitenberg, the creation of independent “open zones” is now not only a matter of safe havens for data and a sort of “hygienic” (off) cyberspace but also of the formulation of strategies and tools for use in actual practice. After all: “the common space is defined and constructed through us. It is not given.” 8)

STRATEGIES AND PURPOSE
A democratic society requires open access to information and knowledge as well as corresponding open forums and spaces in which this knowledge can be produced and published. Radio FRO poses the question of the interests, intentions and messages hidden behind digital codes. What consequences do digital and legal standards like DRM have on Information Society? What reactions to limitations and restrictions can be anticipated? If digital codes define the path that information and communication follow in global networks (and elsewhere as well), then what function do citizens’ initiatives assume and what possibilities of reaction and subversion do they have? What is the impact of the rules of play in global communication and the multifarious regulative mechanisms on the existence and work of these initiatives? What strategies of evasion are currently available? What is the potential upshot of participation in light of developments in political policymaking and information technology that are increasingly oriented on regulation and surveillance? What possibilities are there to influence the course of events? If those who define the standards also control the content, then who controls these very groups? Instead of relieving the state of a burden, doesn’t the privatization of responsibilities like security and privacy that have traditionally been within the purview of the state lead to the deprivation of the power of that state that legitimizes via legal guidelines the commercial interests of the giants of the software and music industry?

FESTIVAL PRESENTATION
Experts in theory and practice discuss a wide range of issues including the implementation of EU guidelines (Digital Rights Management), changes in copyright law, the impact of digital standards on Information Society, current problems and issues, the interplay of technology, the economy and surveillance, as well as strategies of resistance. Radio FRO’s panels at this year’s ARS ELECTRONICA are an up-to-the-minute contribution to the debate on freedom of information and communication.

PANEL A:
CONTAINING INFORMATION: NEW DIGITAL STANDARDS, CHANGES IN COPYRIGHT AND ITS IMPACT ON FREEDOM OF INFORMATION

The EU-wide legal legitimation of digital standards like DRM is in the interest of the software and music industry and leads to considerable restrictions on copyright. Tendentious digital standards are not only barriers to the free access to and exchange of information; they also put in place the technological infrastructure for future surveillance systems. Whoever controls the standards controls the contents too. Experts discuss the consequences of these developments for freedom of information and the interplay of technological, economic and political factors in the context of increasing restrictions in the world of the Infosphere.

PANEL B:
DIGITAL STANDARDS AND THE PUBLIC DOMAIN: CONSEQUENCES AND CURRENT STRATEGIES FOR AN INDEPENDENT PUBLIC SPHERE

Democratic societies need open access to information and knowledge, and open medial domains in which this knowledge can be produced and published. A confrontation with digital standards and their consequences for independent media and network initiatives. Current strategies, forms of resistance and restrictions, questions of privacy, copyright and censorship.

Otto Tremetzberger (Geschäftsführer Radio FRO 105,0)

  1. *http://www.aec.at*
  2. See, for example, the article “Mit Digital Rights Management direkt in den Zensurstaat”: *http://www.heise.de/bin/nt.print/newsticker/data/anw-23.01.03-005/?id=62fd6699&todo=print*
  3. Fred v. Lohmann, “Digital Rights Management: The Skeptic’s View”: *http://www.eff.org/IP/DRM/20030401_drm_skeptics_view.php* 4) Rene Pfeiffer, “Trusted Computing und Digital Rights Management”: *http://www.ffs.or.at/artikel/tcpa_drm.pdf* 5) Andy Miller-Maguhn, Chaos Computer Club: *http://www.heise.de/bin/nt.print/newsticker/data/anw-23.01.03-005/?id=62fd6699&todo=print* 6) Eric Kluitenberg, "Constructing the Digital Commons, A venture into Hybridisation": *http://www.n5m4.org/journal.shtml?118+575+3411*
  4. Konrad Becker, “Tactical Reality Dictionary”, Vienna 2002
  5. Eric Kluitenberg, Constructing the Digital Commons, A venture into hybridisation *http://www.n5m4.org/journal.shtml?118+575+3411*

 Projektbeschreibung
 Description of the project
 Programm
 Teilnehmer
 Team

Freier Rundfunk Oberösterreich GmbH
Kirchengasse 4
A-4040 Linz
Tel. ++43 732 71 72 77
Fax. ++43 732 71 72 77 -7
fro@fro.at

Freier Rundfunk Oberösterreich GmbH - Kirchengasse 4 - A-4040 Linz - fro@fro.at