Tribute und Spotlight
Werke der FilmemacherInnen Anka und Wilhelm Sasnal (Polen) und Yesim Ustaoglu (Türkei)
Als erstes Filmfestival hat Crossing Europe unter dem jährlichen Festivalschwerpunkt „Tribute“ eine filmische Gesamtschau der Arbeiten des polnischen KünstlerInnenpaares Anka und Wilhelm Sasnal präsentiert. Allen ihren Filmen kann man eine dezidiert politische Haltung attestieren – thematisch kreisen die beiden um die gegenwärtige Verfasstheit der polnischen Gesellschaft, den zunehmenden Fremdenhass (so wird z. B. in ihrem aktuellen Spielfilm , „Slonce, To Slonce Mnie Oslepilo / The Sun, The Sun Blindes Me“, der auch einer der Eröffnungsfilme war, ein Afrikaner spöttisch „Ebola“ genannt und ihm unterstellt, dass man sich bei ihm jederzeit krankheitsmäßig anstecken kann) wird das Verhältnis der polnischen Gesellschaft zur katholischen Kirche und ganz besonders um die jüngere polnische Vergangenheit aufgearbeitet. Denn jahrzehntelang galt Polen bzw. sah sich Polen ausschließlich als Opfer der Nationalsozialisten, gerade um die Jahrtausendwende wurde jedoch polnische Verstrickungen bzw. Beteiligungen an den Gräueltaten des Nazi-Regimes öffentlich diskutiert und mehr und mehr auch künstlerisch betrachtet.
Unter dem Festivalschwerpunkt „Spotlight“ stellte sich mit Yeşim Ustaoğlu, die eine der bekanntesten türkischen Autorenfilmerinnen ist mit insgesamt 5 Spielfilmen vor, sie hat auch eine Masterclass abgehalten. Seit 1994 schreibt und inszeniert sie vor allem Filme über Frauen auf der Suche nach Identität, die, wie sie selbst sagt, natürlich auch immer Geschichten über Männer sind. Ihre Filme waren von Anfang an international erfolgreich, gewannen Preise auf Festivals und wurden von der Kritik gelobt. Das liegt nicht nur daran, dass Ustaoğlus Inszenierungen sorgfältig und wahrhaftig sind, sondern auch daran, dass sich die Regisseurin mit heiklen Themen – die türkische Gesellschaft und Politik betreffend – beschäftigt: dem türkisch-kurdischen Verhältnis, der Vertreibung der Griechen aus der Türkei, Zwangsheiraten und weiblicher Sexualität.
Rosvita Kröll hat mit Anka und Wilhelm Sasnal sowie mit Yesim Ustaoglu Interviews in englischer Sprache geführt.
Den Abschluss des Beitrages bildet wieder Kino Melange mit Christian Diabl und Dan Rocker, die ihre Eindrücke, Einschätzungen, Zusammenfassungen und Meinungen über von ihnen gesehene Filme im Rahmen des 14. Crossing-Europe Filmfestivals in Linz weitergeben.
Durch die Sendung führt Christian Aichmayr.
Zuletzt geändert am 29.04.17, 00:00 Uhr
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